2012 Keine Panik (German Edition)
Sonnensturm geschafft, das Leben auf der Erde auszurotten. Die Schutzmechanismen unseres Planeten sind einfach zu gut. Das ausgedehnte Magnetfeld blockt den Großteil des Sonnensturms ab, und das wenige, das sich eventuell doch noch daran vorbei schummelt, wird von der Atmosphäre aufgehalten. Die paar Teilchen des Sonnenwindes, die den Erdboden erreichen, können uns nicht gefährlich werden.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Sonnenaktivität gar keine Auswirkungen hat. Sollte sich eine Person während eines Sonnensturms gerade im Weltall aufhalten, dann befindet sie sich auch außerhalb des Schutzschirms der Erde und ist der Strahlung voll ausgesetzt. Daher gibt es zum Beispiel auf der Internationalen Raumstation ISS ein speziell abgeschirmtes Modul, das Astronauten im Notfall aufsuchen können, um dort vor einem Sonnensturm geschützt zu sein. Dem Sonnenwind schutzlos ausgesetzt sind hingegen Satelliten, die die Erde umkreisen. Wenn die elektrisch geladenen Teilchen der Sonne auf die empfindliche Elektronik der Satelliten treffen, kann sie das beschädigen oder zerstören und schließlich zum Ausfall der Satelliten führen. So wie im November 2003, als die japanische Raumfahrtorganisation nach einem besonders heftigen Sonnensturm den Kontakt zu ihrem Satelliten Midori-2 verloren hatte.
Für Elektronik im All können die Folgen also verheerend sein. Auf der Erdoberfläche ist sie vor den Sonneneruptionen sicher, Trotzdem kann es passieren, dass wir sie während eines Sonnensturms nicht nutzen können. Denn die geladenen Teilchen, die auf das Magnetfeld der Erde treffen, können das Feld verformen; zusätzlich ändert sich seine Stärke (dazu mehr in Kapitel 7). Ein Magnetfeld das sich verändert, kann aber in langen elektrischen Leitern Strom erzeugen. Solche langen elektrischen Leiter auf der Erde können zum Beispiel Pipelines oder Stromleitungen sein. Dieser Strom kann Transformatoren überlasten, was dann dazu führt, dass das Stromnetz vor Überlastung zusammenbricht. Das muss aber nicht geschehen. Man kann Gegenmaßnahmen ergreifen. Transformatoren können entsprechend angepasst werden, damit sie solche Überladungen überstehen. Länder wie Norwegen, die weit im Norden liegen, wo die Auswirkungen der Sonnenaktivität am stärksten sind, haben dies auch getan.
Was man aber auch wissen sollte (und was ziemlich beruhigend ist): Sonnenstürme sind nichts, was uns unvorbereitet und überraschend treffen wird, so wie etwa ein Erdbeben. Die Sonne wird von vielen Satelliten rund um die Uhr beobachtet. Wenn wir dort eine Sonneneruption, die in Richtung die Erde explodiert, registrieren (das heißt buchstäblich sehen), dann dauert es meist noch einige Stunden bis zu Tagen, bis das ausgeworfene Plasma die Erde erreicht. Es bleibt also genug Zeit, um die Astronauten im All in ihre sicheren Module zu schicken, die wichtigen Satelliten näher an die Erde zu steuern, wo sie besser geschützt sind, oder sie zwischenzeitlich abzuschalten, um sie auf diese Weise besser vor der Strahlung zu schützen. Die Zeit reicht auch, um Vorkehrungen zu treffen, damit Transformatoren nicht überlastet werden. Und nur zur Erinnerung: All diese Sicherheitsmaßnahmen sind nur nötig, wenn ein wirklich verdammt großer Sonnensturm losbricht. Den hundsgemeinen „Wald und Wiesen“-Sonnensturm steckt die Erde und auch unsere Technik im All und auf dem Boden problemlos weg. Ansonsten gäbe es Stromausfälle am laufenden Band, wenn die Sonne mal wieder ein wenig rumpelt. Aber das ist offensichtlich nicht der Fall.
Die Sonnenaktivität kann also durchaus einen negativen Einfluss auf die Erde haben. Sie kann Satelliten stören; der Strom kann ausfallen. Sonnenstürme, die groß genug sind, um solche negativen Folgen nach sich zu ziehen. Sie sind aber sehr, sehr selten, und wenn sie auftreten werden wir frühzeitig gewarnt sein, um uns auf sie vorzubereiten. Es lohnt sich, die Sonne ständig im Blick zu haben, und sich Gedanken über die Folgen und die Vorhersage des „Weltraumwetters“ zu machen. Es lohnt sich aber definitiv nicht, Angst vor einem Weltuntergang zu haben. Ein Sonnensturm wir die Welt nicht in den Abgrund reißen.
Kapitel 8
Wenn die Erde bebt und die Pole springen
Naturkatastrophen und 2012
„Der Polsprung kommt plötzlich, und die betroffenen Menschen werden das Gefühl haben, dass er nur wenige Minuten dauert, obwohl er mindestens eine Stunde dauert. Zwischenzeitlich werden die Menschen starr und betäubt vor
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