2012 Keine Panik (German Edition)

„Dunkelheit“ bleiben?“
    Ja, wer will schon in der Dunkelheit zurückbleiben? Da gibt man doch lieber ein paar hundert Euro aus, um sich ordentlich vorzubereiten. Das Internet und die einschlägigen Zeitschriften sind voll mit entsprechenden Ankündigungen, die immer wieder gerne darauf hinweisen, dass uns 2012 große (und potenziell schlimme) Veränderungen bevorstehen. Aber ein Besuch dieses Seminars kann uns helfen, die Zeit zu überstehen.
    Abgesehen von Büchern, Filmen und Seminaren versuchen die Leute mit den unterschiedlichsten Produkten, an das Geld anderer Menschen zu kommen. Der Fernsehastrologe Malkiel Rouven Dietrich verkauft für 99,95 Euro einen „Zauberbeutel“. Damit will er 33
    „(…) die Menschen auf die galaktische Synchronisation im Jahr 2012 vorbereiten, sie schützen und mit Liebe erfüllen.“
    Also hat er sich aufgemacht und auf Nostradamus' Spuren wandelnd Kräuter aus der Provence in ein Säckchen gefüllt. Wer sich noch unsicher ist, ob man damit wirklich optimal auf den kommenden Weltuntergang vorbereitet ist, kann sich auch ein „Maya-Schutzamulett“ oder einen „allwissenden Atlantisseelenkristall“ kaufen (ich denk mir das nicht aus, das alles und noch viel mehr gibt tatsächlich!).
    Der (nicht stattfindende) Weltuntergang 2012 ist also vor allem eines: Der Versuch, mit der Angst der Leute Geld zu verdienen. Tatkräftig unterstützt werden die Buchautoren, DVD-Produzenten, Seminar-Anbieter und Zeitungsherausgeber von einer Armee leicht zu beeindruckender Menschen, die all die schönen, dramatischen und angsteinflößenden Behauptungen über den Weltuntergang überall im Internet verbreiten. Manche davon sind vielleicht ein wenig abgeklärter und nutzen die Hysterie, um sich auch ein Stück vom finanziellen Kuchen zu sichern. Internetseiten wie 21dezember2012.org (und all die anderen „Informationsseiten“, die im Web herumgeistern) dienen vor allem als Klickgeneratoren, um mit Werbung und Marketing auch noch die letzten Cents aus dem 2012-Geschäft mitzunehmen.
    Die Mehrheit, der Leute hingegen, die bei YouTube, in Internetforen oder auf Blogs die abstrusen „Theorien“ der Weltuntergangspropheten weiter verbreiten, tun dies vermutlich nicht, um damit Geld zu verdienen. Bei ihnen spielt wohl eher der Wunsch nach Aufmerksamkeit eine Rolle. Menschen, die die erwiesenermaßen falschen Behauptungen der Weltuntergangspropheten einfach unkritisch verbreiten, verdienen damit in den seltensten Fällen Geld. Aber sie können sich zumindest als Teil einer kleinen, elitären Minderheit fühlen. Der Weltuntergang ist ein spannendes Thema. Wer würde nicht gern zu den wenigen Auserwählten gehören, die wissen, wie der Hase wirklich läuft, die sich vom Mainstream nicht täuschen lassen. Wenn alle Welt auf die Vertuschung der Wissenschaftler reinfällt, und nur man selbst und eine kleine Gruppe von Mitstreitern standhaft bleibt, um der Welt die unangenehme „Wahrheit“ des nahenden Weltuntergangs zu verkünden, dann ist das viel spannender als das langweilige Alltagsleben.
    Es gibt zahlreiche Gründe, warum sich Menschen von der morbiden Faszination eines angeblichen Weltuntergangs gefangen nehmen lassen und freiwillig zur Verbreitung von Angst und Panik beitragen. Sie alle haben aber eines gemeinsam: Sie sind den Leuten auf den Leim gegangen, die wirklich von der Weltuntergangshysterie profitieren. Sie machen kostenlose Werbung und helfen den 2012-Autoren, den 2012-Seminar-Anbietern, den 2012-DVD-Produzenten bei dem Versuch mit der Angst der Leute Geld zu verdienen.
    Der (nicht stattfindende) Weltuntergang im Jahr 2012 ist nicht deswegen ein Dauerthema in den Medien, weil an den Behauptungen irgendetwas dran wäre. Er ist deswegen ständig präsent, weil der Weltuntergang Geld und Quote bringt. Diese Kuh wird solange wie möglich gemolken – bis man sich dann im Jahr 2013 dem nächsten Thema zuwenden wird, das profitabel erscheint. Erich von Däniken, Dieter Broers, Patrick Geryl, Marshall Masters und all die anderen Weltuntergangsprofiteure werden 2013 zur Tagesordnung übergehen, sich ein paar Ausreden ausdenken, warum doch nichts passiert ist (der Maya-Kalender wurde falsch berechnet, und alles passiert erst später, zum Beispiel) und dann weitermachen wie bisher. Sie werden sich neue „Theorien“ ausdenken, neue Bücher schreiben und neue leichtgläubige Menschen finden, die ihnen bei der Verbreitung helfen. Macht es ihnen nicht wieder so leicht wie dieses Mal! Lasst euch