2012 - Schatten der Verdammnis
Überschallgeschwindigkeit über den dunklen Himmel von Alaska. Die Tarnkappenjets, etwa so groß wie eine F-15, entgehen nicht nur jedem Radar, sondern können auch höher und schneller fliegen als alle anderen Kampfflugzeuge.
Major Daniel Barbier lässt die Muskeln spielen, um in seinem dunklen Cockpit wachzubleiben. Acht lange Stunden sind vergangen, seit seine Staffel den Luftwaffenstützpunkt Marietta in Georgia verlassen hat. Inzwischen sind die Jets fünfmal in der Luft aufgetankt worden. Der aus Kanada stammende Staffelführer spürt die Erschöpfung in den Knochen. Er greift in seine Brusttasche, zieht das Bild seiner Frau, seiner Tochter und der vierjährigen Zwillingsbuben heraus und gibt allen einzeln einen Kuss. Dann konzentriert er sich wieder auf die vielfarbig leuchtende Konsole vor ihm.
Das taktische Display der F-22 ist ein hochkompliziertes System, das den Piloten mit der maximalen Information versorgen soll, ohne ihn zu überlasten. Spezifische Farben und Symbole definieren die drei wichtigsten Sensoren des Jets, damit diese rasch unterschieden werden
können. Das Erste der Systeme, das von Northrop Grumman und Raytheon entwickelte Radar APG-77, ist so leistungsstark, dass der Pilot ein Ziel erfassen, identifizieren und zerstören kann, lange bevor der Feind seine Anwesenheit erkannt hat.
Die beiden anderen Sensoren, mit denen die F-22 ausgerüstet ist, sind beides passive, keine Signale aussendenden Systeme, die dazu beitragen, dass das Flugzeug nicht identifizierbar bleibt. Der von Lockheed-Sanders hergestellte Fühler ALR-94 sucht die weitere Umgebung nach feindlichen Signalen ab. Ist ein Feind entdeckt, bestimmt er sofort seine Position und Entfernung und programmiert die Luft-Luft-Raketen des Raptors auf Abfangkurs. Ein zweites passives System namens Datalink verarbeitet die Informationen der in der Luft befindlichen AWACS-Jets und versorgt den Piloten mit exakten Daten zur Navigation und zur Identifizierung von Zielen.
Trotz der überlegenen Technologie seines Flugzeugs spürt Barbier, wie sich sein Magen vor Angst zusammenkrampft. Irgendwo vor ihm befindet sich eine Staffel von russischen Tarnkappenjets, die wahrscheinlich Atomwaffen an Bord haben. Während der Raptor wegen seiner speziellen winkligen Form nicht von Radar erfasst wird, erzeugt sein russisches Gegenstück eine Plasmawolke, die das Flugzeug einhüllt und die reflektierten Radarsignale abschwächt. Es wird nicht leicht sein, den Feind aufzuspüren.
»Jäger an Schneewittchen, bitte kommen.«
Barbier rückt seinen Kopfhörer zurecht, um die vom Stützpunkt Elmendorf kommende Stimme besser zu verstehen. »Bin dran, Jäger.«
»Die Hexe« - NORAD - »hat die Zwerge entdeckt. Koordinaten werden bereits übermittelt.«
»Roger.« Barbier sieht die Mitte seines taktischen Bildschirms aufleuchten wie einen Weihnachtsbaum. Eine
stabile elektronische Verbindung versorgt jeden der sieben Raptor-Piloten mit identischen Informationen, während das System die Lage analysiert und eine Abschussliste koordiniert.
Sieben blaue Kreise markieren die in Formation fliegenden F-22. Von Nordwesten her nähern sich - ebenfalls in Formation - neun rote Dreiecke, die knapp über der Wasseroberfläche fliegen.
Barbier berührt einen Schalter an seiner Steuereinheit. Sofort wird jedem der feindlichen Jets ein weißer Kreis mit einer Nummer zugewiesen. Das Zeichen erscheint gleichzeitig auf dem taktischen Display und auf dem Angriffsdisplay der gesamten Staffel.
Im Bauch der F-22 befinden sich zwei mittlere und zwei seitliche Waffenschächte. Die mittleren Schächte enthalten jeweils vier Luft-Luft-Raketen HAVE DASH II. Der mit einem Staustrahltriebwerk ausgerüstete, Mach sechs erreichende Flugkörper kann aus einer Entfernung von hundert Seemeilen abgefeuert werden und eine zwei Meter dicke Betonmauer durchschlagen. In den seitlichen Schächten ist je eine GM-Hughes AIM-9X Sidewinder untergebracht. Diese Rakete hat einen Suchkopf, der in der Lage ist, Ziele zu verfolgen, die volle neunzig Grad von der Abschussrichtung entfernt sind.
Das Wort >SHOOT< erscheint gleichzeitig auf Barbiers Angriffsbildschirm und auf dem in seinem Helm montier ten Display. Der Pilot legt den Finger auf den Abschussknopf und beobachtet sein taktisches Display, während die F-22 vom äußeren Ring in den mittleren Angriffsring kommt. Auf diese Entfernung können die Waffen des Raptors den Feind erreichen, während dieser noch zu weit weg ist, um das Feuer zu
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