2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
anhören, auf dem Siegesbankett; er müsse sich erst einmal um die Reparatur der Palisaden kümmern. Er sagte, er ziehe bereits einen Trockengraben über die »Rechte Schulter«, den schmalsten Teil des nördlichen Passes ins Tal.
Ich fragte, ob ich noch etwas fragen dürfe.
Das sei okay, erwiderte er.
Ich fragte ihn, ob er wisse, wo Frau Koh sei.
Das wisse er nicht, antwortete er; wir hätten ohne Kohs Hilfe siegen müssen. Deshalb sei »siegen« vielleicht ein klein wenig übertrieben.
Ich hob die geöffnete rechte Hand an den Mund und drehte sie nach rechts. Es bedeutete: »Das ist schwer zu glauben, erzähle mehr.«
2-Juwelenbesetzter-Schädel sagte, er habe Bilder aus meiner Erinnerung in seinem Kopf gesehen, historische Schlachten und Formationen aus Papiersoldaten auf gewaltigen Kartentischen, und dass er nach meinem Aufbruch einen Trupp aus seinen hundert besten Blasrohrschützen als Bogenschützenlinie ausgebildet habe. Er hatte die Familien in kleinere Einheiten unterteilt und ihnen gesagt, sie müssten weiterkämpfen, auch wenn ihre Ahauob’ gefangen und ihre Standarten erbeutet wurden, ganz so, wie ich es in Teotihuacán versucht hatte. Er hatte alles richtig gemacht. Frau Kohs Heer war nie aufgetaucht, aber trotz unterlegener Stärke hatten wir die Halbinsel mit dem Tempelbezirk und den Großteil der Stadt eingenommen.
Trotzdem seien wir verwundbar, sagte er. Wir bräuchten noch immer die Hilfe des Rasslers, und Frau Kohs Heer sei nicht da.
Ich sagte, dass selbst dann, wenn Koh Gefangene der Ozelots gewesen wäre, 1-Gila das Heer der Rassler hätte heranführen müssen.
Er antwortete mit dem Gegenstück zu: »Na, wir warten heute noch darauf.«
Ich fragte ihn, ob er irgendeine Idee habe, was Frau Koh nach dem Ballspiel zugestoßen sein könnte. Ich bekam dieses schwindlige Gefühl, das sich einstellt, wenn man erkennt, dass man ausgenutzt und betrogen worden ist.
2-Juwelenbesetzter-Schädel sagte, dass er davon gehört hätte, Koh wäre von den Ozelots gefangen genommen worden. Sie hätten angeboten, sie einzutauschen. Entweder habe sie uns verkauft und eine Abmachung mit 9-Reißzahn-Kolibri getroffen, oder sie habe sich gleich zu Beginn der Schlacht von ihren Gardisten fortschaffen lassen. Vielleicht sei sie auch auf andere Weise entkommen. Wenn sie eine Abmachung mit 9-Reißzahn-Kolibri getroffen habe, käme sie später mit ihm und Abgetrennter Rechter Hand wieder, um Ix zurückzuerobern.
Also lebt 9-Reißzahn-Kolibri noch und ist außerhalb der Stadt?, fragte ich.
Ja, antwortete er. Er glaube, Koh habe mit 9-Rauchender-Zirpfrosch, dem Rassler-Fütterer von Ix, ein Komplott geschmiedet. Dass die Ozelots 9-Rauchender-Zirpfrosch so offen auf ihre Seite gezogen hatten, sei vielleicht nur der Vorwand gewesen, um sie von uns loszueisen – ein abgekartetes Spiel.
Aber das Rassler-Heer stehe auf unserem Gebiet, erwiderte ich. Die Grenzpatrouillen müssten gewusst haben, wo es war.
Er habe nichts gehört, sagte er.
Wir sahen uns an.
Verdammich.
Ich setzte zu einer formellen Entschuldigung an. Ich hatte zwar nicht für Frau Koh gebürgt, trotzdem hätte ich mit so etwas rechnen müssen.
2-Juwelenbesetzter-Schädel erwiderte, ich hätte mehr geleistet, als irgendeiner seiner anderen Söhne je für ihn getan habe.
Ich machte die Gebärde »Dank an meinen Vater«, und er antwortete mit »angenommen«.
Wieder kehrte Schweigen ein. Hinter mir warteten 2 JS ’ Kommandeure ungeduldig, dass wir aufbrachen. Er sah an mir vorbei zu ihnen und machte eine Geste, sie sollten noch zehn Schläge warten. Dann wandte er sich wieder mir zu. Unter all dem Lametta sah er aus wie ein verbrauchter alter Politiker.
Ich sagte, ich nähme an, dass keiner aus 1-Gilas Trupp ihm die Skorpion-Addierer oder das Tzam lic überbracht hätte.
Er kann doch nichts von der Erdstern-Droge wissen?, fragte ich mich. Nein, auf keinen Fall. Koh und ich hatten das zu bedeckt gehalten.
»Nein«, sagte 2 JS . »Sie haben mir nichts gegeben.«
Ich antwortete nichts. Er fragte, ob ich eine Idee hätte, wohin Koh verschwunden sein könnte.
Nein, sagte ich.
Haben sie von irgendeinem Ort in dieser Gegend gesprochen?, wollte er wissen. Von einem Ort, wo sie Anhänger und Raum und Deckung haben? Wo sie sich neu formieren könnten?
Ich sagte, ich wüsste von nichts dergleichen. Wenn irgendjemand dafür gesorgt hätte, wäre es 1-Gila gewesen.
Und Frau Koh hat dir nichts anvertraut?, fragte er.
Nein, sagte ich. Ich dachte, wir
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