2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
ist so verkrüppelt, dass ich so weit nicht denken kann?«
Er grinste. »Na ja, gefragt hatte ich mich das schon. Wie weit Schakals ideelle Fähigkeiten reichen und so weiter.«
»Schakals Verstand ist genauso scharf wie der von Jed«, entgegnete ich. »Vielleicht rechnet er nicht so schnell, aber beim Raum-Zeit-Empfinden ist er Jed weit voraus.«
»Wie schön für dich«, sagte 2-Juwelenbesetztes-Ich. »Na, ist auch egal. Vielleicht können wir zu einer Einigung kommen.«
»Ich schätze …«
»Wenn man mit sich selbst nicht verhandeln kann, mit wem dann?«
»Hm«, machte ich. »Klar, ich wollte gerade das Gleiche sagen.« Die ganze Sache zog mich ziemlich herunter. Ich kam mir nackt vor, während ich mit dieser feindseligen Version von mir selber sprach. Es ist schon merkwürdig genug, wenn man sich selbst auf Video sieht. »Also bist du bloß der gute alte Jed, stimmt’s?«, fragte ich. »Du hast die völlige Kontrolle über 2-Juwelenbesetzter-Schädel.«
»Ob du’s glaubst oder nicht, ja«, sagte er.
»Ich glaube es nicht«, erwiderte ich. »Du bist noch immer 2 JS . Ich meine, 2 JS kontrolliert dich.«
Lass dich bloß nicht von dieser traulichen Darstellung täuschen, dachte ich. Du sprichst nicht mit dir selbst – du sprichst mit der Körperfresser-Variante von dir.
»Hör zu, die Gefahr, dass ich hier umgebracht werde, war genauso groß wie die Gefahr, dass du hier umgebracht wirst«, sagte er. »Wichtig war immer nur, dass wir den Blutblitz in die Zukunft schaffen.«
»Klar«, sagte ich. Irgendwie berührte er mein Herz nicht. »Wenndu hier alles im Griff hast, wieso hast du dann nicht etwas wirklich Erstaunliches getan? Vielleicht hättest du ein Sturmgewehr bauen lassen sollen.«
»Ich wollte keine zu großen Wellen schlagen«, entgegnete er. »Ich war trotz allem in einer wackligen Position, und ganz egal, wie cool du bist, irgendjemand erwischt dich immer.«
»Sicher.«
»Der Blasrohrtrupp ist genug. Ich wollte nicht den Kosmischen Zensor wecken, weißt du.«
»Es gibt keinen Kosmischen Zensor.«
»Na ja, ich dachte eben, jemand könnte von dem Sturmgewehr Wind bekommen, oder irgendetwas könnte nicht funktionieren.«
»Ist klar.«
»Jedenfalls, jetzt ist hier alles ziemlich sicher. Ich mache mir keine Sorgen. Wir müssen nur Koh finden.«
»Toll«, sagte ich. Ich merkte, dass er sagen wollte, er habe die gesamte Grabanlage bereits vorbereitet. Das Pentlandit, das Gel-Zeug, alles. Er hatte vor, ganz nach Fahrplan in die schlechte alte Zukunft zurückzukehren.
»Ich frage mich nur, ob du mir etwas verschweigst. Und ich muss diese Opferspiel-Geschichte lernen.« Er versuchte, beiläufig zu klingen, aber natürlich war er genauso nervös wie ich. Wenn Koh tot war, bestand keine große Chance, im Opferspiel besonders weit zu kommen. Schon gar nicht bei einem Menschenspiel. Ihr zufolge gab es nur ein paar andere lebende Menschen, die wussten, wie man es spielte, und diese Menschen waren seit dem Fall von Teotihuacán in alle Winde verstreut. Vielleicht befanden sich einer oder zwei davon im Lager von Abgetrennte Rechte Hand, aber selbst das stand nicht mit Sicherheit fest.
»Frag die Ozelots«, schlug ich vor.
»Das könnte schwierig werden«, sagte er. »Das ist ein widerspenstiger Haufen. Außerdem musste ich 9-Reißzahn-Kolibri gehen lassen, nur damit ich dich zurückbekomme. Was ich natürlich gern getan habe.«
»Danke.«
»Schon okay«, sagte er. Der englische Ausdruck klang in diesem Zusammenhang eigentümlicher denn je. »Außerdem sollten wir mit Koh sprechen, und ich möchte nicht riskieren, in der Gegend herumzuziehen, damit ich sie finde.«
»Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte ich. »Warum holst du nicht einfach deine ruchlosen Utensilien hervor, und wir beweisen es?«
»Wir sind doch Zwillinge«, sagte er. »Wir sind sogar besser als Zwillinge, wir sind Klone.«
»Klonies. Clownies«, sagte ich.
»Wenn wir kämpfen, bekämpfen wir uns selbst.«
»Mein Kind, du bist zu mir gekommen« , imitierte ich in der dunkelsten Stimme, die ich zuwege brachte, James Earl Jones mit Mopp-Perücke als Thulsa Doom in Conan der Barbar. Ich brauche wohl nicht eigens zu erwähnen, dass er genau wusste, worauf ich anspielte. Er lachte. Ich weiß, dass ich immer laut lachen muss, wenn ich an diese Szene denke.
»Komm schon, überleg doch mal: Wenn ich dich hätte wissen lassen, dass ich identisch mit dir bin, wärst du mir doch auf den Pelz gerückt. Oder? Woher sollte ich wissen,
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