2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
hätten über alles gesprochen, aber offenbar hat sie mich getäuscht. Ich bin ein Narr, ein Stachelschwein, ich bin unwürdig.
»Nichts?«, fragte er wieder.
»Nein«, sagte ich, »ich habe nichts …«
Ich hielt inne, als hätte ich etwas in der Kehle.
2-Juwelenbesetzter-Schädel sah mich an.
Ich erwiderte den Blick.
Er sah mich auf diese Weise an: mit dem Blick, der einen innen an der Hinterseite des Schädels kratzt und den er benutzt hatte, als er mich zum ersten Mal so übel vernommen hatte.
Und ich begriff.
(43)
Ohne merkliche Änderung seiner Miene nahmen seine Augen diesen Blick an, der … hmm, lassen Sie mich nachdenken … Okay. Statt zu versuchen, ihn zu beschreiben, machen wir es so. Wenn Sie einen Hund haben, gibt es eine Möglichkeit, sich anzusehen, was ich meine, aber dazu gehört, dass Sie sich selbst Angst machen. Stellen Sie Blickkontakt zu Ihrem Hund her, befehlen Sie ihm, sich zu setzen, und belohnen Sie seinen Gehorsam mit einem Leckerchen, dessen Geruch Ihr Hund liebt. Lassen Sie ihn weiter sitzen, bewahren Sie den Blickkontakt, nehmen Sie ein weiteres Leckerchen und halten Sie es sich vor Ihr Gesicht, genau zwischen die Augen. Die Miene Ihres Hundes wird sich ganz leicht ändern, aber wenn Sie es richtig gemacht haben, ist der Ausdruck nach dieser Veränderung zutiefst beängstigend. Und 2 JS hatte etwas von meinem Bewusstsein in seiner Miene, etwas, worin ich lesen konnte.
2 JS glaubte, ich könnte mit Frau Koh im Bunde stehen – und er merkte, dass ich es ihm ansah.
Er schaute von mir weg und winkte die Kommandeure von dem kleinen Hof. Plötzlich war es ganz intim, nur er, ich, die beiden Kostümierer, die mich hielten, seine beiden Herolde und 18-Sprung.
»Also, wenn du Frau Koh wärst, wo wärst du dann jetzt?«, fragte 2-Juwelenbesetzter-Schädel in meinem eigenen nahezu akzentfreien Englisch.
»Tot«, antwortete ich. Hmm, dachte ich. Da hat er wohl ein klein wenig mehr von meinem alten Jed-Bewusstsein aufgefangen, als er es mich vor vierundsiebzig Tagen hat merken lassen.
Idiot.
»Na, ich schätze, es ist ganz nett, dass du den Schleier fallen lässt«, sagte ich auf Englisch. »Endlich.«
»Oh, na ja, sorry«, erwiderte er praktisch mit Jed-Stimme, nur ein wenig höher und älter. »Weißt du, ich wollte dich nicht durcheinanderbringen.«
»Ich war ja schon vorher durcheinander«, erwiderte ich.
»Trotzdem, es ist doch richtig schön, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, oder?«, fragte er.
Allein englische Sätze zu hören brachte meine Emotionen ins Trudeln. »Stimmt«, sagte ich.
»Ich wollte nur unsere Chancen verdoppeln, verstehst du?«
»Ich verstehe.« Mir wurde schwindlig von der Flut des Heimwehs, und ich musste mir auf die Lippe beißen, damit ich nicht zu ihm rüberkroch und ihn umarmte. Oder vielleicht konnten wir uns ein paar heiße Kaktusbiere genehmigen und dazu ein paar käsefreie Nachos und uns hinfläzen und über alles Mögliche reden …
»Vielleicht können wir hier ja zusammenarbeiten«, sagte er.
»Äh, ja, und wer von uns überlebt, der geht zurück?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, sagte er, »vielleicht gehen wir beide zurück. Im Grab ist genug Platz. Ein kühles Plätzchen für uns beide. Ein Platz an der Sonne.«
»Und dann laden sie die Erinnerungen von uns beiden in Jed 1 hoch?«
»Klar«, sagte er, »vielleicht ist das möglich. Ich habe viel darüber nachgedacht und wüsste nicht, warum es nicht gehen sollte.«
»Unsinn«, sagte ich.
»Nein, überleg doch mal. Sie können es wahrscheinlich. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie es tun . Wer immer von uns zuerst hochgeladen wird, muss dafür sorgen, dass die kleine Marena den anderen ebenfalls hochlädt.«
»Das klappt nicht, und das weißt du.«
»Lass es uns wenigstens versuchen.«
»Auf keinen Fall«, erwiderte ich. »Du wirst mich abmurksen, lange bevor es so weit ist.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Weil ich es auch tun würde.«
»Nein, das stimmt nicht.«
»Doch, das stimmt«, entgegnete ich. »Und das weißt du genau. Wir werden ja auch den Jed auslöschen, der noch dort ist, oder?«
»Wie meinst du das?«
»Dieser Jed, der dort ohne unsere Erinnerungen ist – im Grunde wird dieser Jed, also Jed 1 , sterben, sobald wir in ihn hochgeladen haben«, sagte ich. »Und das ist uns gleichgültig. So ist es dann eben.«
»Hm.«
»Wir reden hier vom Überleben des Krassesten. Warum fragst du mich überhaupt danach? Glaubst du, Schakals Gehirn
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