2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
was du machst? Ich konnte doch nichts Richtigeres tun, als es für dich so möglich wie möglich zu machen, an dieses Opferspiel zu kommen. Und inzwischen dafür zu sorgen, dass hier alles vorbereitet ist, sobald du zurückkehrst.«
Nun, das hätte ich mir natürlich auch überlegt, dachte ich. Nur dass ich mir selbst so etwas nicht angetan hätte. Oder? Nein. Jedenfalls glaube ich es nicht …
»Ich habe gehört, du bist mit Miss Koh gut zurechtgekommen«, sagte er.
»Ja, ganz gut.«
»Also hat sie dir vielleicht gesagt, was sie vorhatte.«
»Vielleicht auch nicht«, entgegnete ich. »Vielleicht hat sie mir nicht getraut.«
»Ich glaube, sie hätte dir wahrscheinlich irgendwas gesagt. Oder hätte dir irgendetwas aufgetragen. Vielleicht solltest du mich irreführen.«
»Das würde ich nie tun.«
»Aber irgendetwas ist da«, sagte er. Wie es schien, traten wir in einen Wettstreit, wer wen zuerst niederstarrte. »Ich sollte davon erfahren.«
»Äh … okay.« Das wird seltsam, dachte ich. Fast wie die Szene im elften Oz-Buch, wo der Blechmann in einem Schrank seinen alten »Fleischkopf« findet und sie nicht mehr miteinander auskommen. Mehr ein Monolog als ein Dialog. Nur war es leider auch so wie bei einem dieser Patienten mit gespaltenem Gehirn, wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke eingefädelt hat.
»Ich will dir etwas sagen«, sagte ich. »Du gibst mir mein Kommando zurück, und ich suche Frau Koh und bringe sie dir her, und dann reden wir.«
»Nein, das kannst du vergessen«, erwiderte er. »Du würdest wahrscheinlich mit einer Knarre zurückkommen und mich fertigmachen.«
»Wie heißt es so schön? Wenn man sich selbst nicht trauen kannst, wem dann?«
»Ja, da liegt das Problem«, sagte er. »Hör zu, wir haben nicht viel Zeit.«
»Tut mir leid«, sagte ich. Zwischen uns gab es nicht mehr viel zu bereden. Bis auf das, was er nicht wusste, wusste er alles. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Der erste Kostümierer, bei dem es sich eigentlich um einen Necker handelte, wie ich nun vermutete, hielt mich ein wenig fester, während der zweite davonging, um irgendetwas zu holen.
Und Koh hatte auch mich im Stich gelassen. Ich Blödian hatte wohl gedacht, ein Pakt ist ein Pakt, und danach würden wir alle glücklich und in Frieden leben. Offenbar war es für mich noch zu früh, um in der Bundesliga mitzuspielen. Da gelten andere Regeln als in der Kreisklasse.
Vielleicht gruppierte Koh sich auch nur neu und plante einen zweiten Überfall.
Nein, sie hatte das Vorhaben wahrscheinlich aufgegeben und zog weiter nach Süden. Und ich blieb gestrandet zurück.
2-Juwelenbesetzter-Schädel winkte über meine Schulter hinweg dem Necker zu. Mich traf der erste leichte Schlag dieser aufkeimenden Furcht ganz tief drinnen. Es fühlte sich an, als öffne sich unten am Bauch ein Loch, und der ganze Dreck sickerte hinaus.
Der zweite Necker kniete vor mir nieder.
Denk nach!, dachte ich.
Vielleicht hatte Koh ihnen nichts von den Erdsternen gesagt. Ich hatte irgendwie angenommen, dass sie die Harpyien darüber aufklären würde. Vielleicht hatte sie niemanden eingeweiht. Vielleicht wollte Koh sie alle ausschalten.
Und niemand hatte ihm gesagt, dass sie mich aus der Großen Zisterne gezogen hatten. Wenn doch, hätte er binnen einer Yoktosekunde begriffen, was geschehen war. Und er hätte mir gesagt, dass er sich darum kümmern würde, damit ich mir bloß keine falschen Hoffnungen machte.
Und es ist erst zwölf Stunden her, seit ich das Zeug eingeworfen habe, dachte ich. Höchstens. Die Harpyien hätten das betroffene Wasser erst vor ein paar Stunden zu trinken begonnen. Das hieß, dass die Ersten von ihnen die Wirkung frühestens in ein paar Stunden spüren würden. Sogar später, wenn besagte Wirkung sich in kaltem Wasser viel langsamer entfaltete, wie Koh gesagt hatte.
Heute wird ein heißer Tag, dachte ich. Sie werden das Wasser auf die üblichen Gifte bekosten lassen, und dann werden sie es saufen wie die Löcher. Und dann werden sie ihren Sieg feiern. Vielleicht bemerkt man es erst morgen.
Sag es ihm bloß nicht. Vielleicht trinkt er selber von dem Mist.
Dieser Arsch, dachte ich. Schlechtes Timing. Er hätte nur eine Minute länger mit mir turteln sollen.
»Also, was hat die Schlangenlady vor?«, fragte er.
»Sie wollte es mir nicht sagen«, antwortete ich. »Wir haben so viel nicht miteinander gesprochen, ich stand zu weit unter ihr.«
»Lügner«, sagte er. »Feuer in den Schwanz.« Der Necker zog
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