2015 - Mein Freund der Tod
Infrarotspuren. Monkey empfand das Abbild der Umgebung wie ein düsterrotes Wogen, der Boden war übersät mit hellen Einschlüssen, und entlang den Wänden, zu einem bizarren Netzwerk verflochten, glühten die grellen Thermoschüsse.
In der Luft hatte sich die Wärmestrahlung ausgebreitet und zu verwehen begonnen.
Als stünde ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung, ließ Monkey den künstlichen Blick schweifen.
Die Einsatzparameter hatten sich schneller als erwartet verschoben. Wohin war Reginald Bull gebracht worden? Befand er sich überhaupt noch in Golkana? Monkey war sich klar darüber, daß er entweder mit Bull zurückkehren würde oder gar nicht. Die Suche war unkalkulierbar geworden, ein Ort so gut oder so schlecht wie der andere.
Hinter der nächsten Abzweigung wurden die Spuren deutlicher. Zehn Soldaten in Begleitung einer Frau waren, aus einem Seitenkorridor kommend, Mrii'Qaaler in die Fangarme gelaufen. Die Frau interessierte Monkey. Das verschwommene Wärmebild ließ auf eine schlanke, hochgewachsene Gestalt schließen: Endra da Kimbarley? Die Anstaltsleiterin war bestimmt nicht des Mrii'Q wegen unterwegs gewesen, eher schien die Gruppe von dem Zusammentreffen überrascht worden zu sein.
Monkey kehrte auf die Kreuzung zurück. Er selbst war von rechts gekommen, zur Linken riegelte ein Sicherheitsschott nach dreißig Metern den Korridor ab. Auch hier Hinweise auf eine Auseinandersetzung. Zumindest war die Spur eines Thermoschusses sichtbar, mit Einschlag am oberen Rand des Sicherheitsschotts. Ein ungezielter Schuß also, nur eine Warnung, um jemanden zu stoppen?
Das Wärmebild einer einzelnen Person überschnitt sich fast mit dem Schußkanal. Dann verwischten die Spuren, wurden undeutlich und stabilisierten sich erst an der Wand wieder. Auf allen vieren schien der Betreffende versucht zu haben, sich aus der Gefahren7one zurück zuziehen.
Das Fehlen seines Leichnams bewies, daß er es geschafft hatte.
Blutspuren an der Wand veranlaßten Monkey, eines seiner Augen auf Mikroskopfunktion umzuschalten. Er entdeckte Hautfetzen und blutige Fingerabdrücke, daneben klebten Haare.
Offensichtlich war der Unbekannte mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen.
Die Haare interessierten Monkey. Es war nur ein kleines Büschel, wenig mehr als drei Zentimeter lang und von unverkennbar roter Färbung. Auf Arkon liefen nicht gerade viele Arkoniden mit rotem Bürstenhaarschnitt herum.
Für Monkey nahm das Geschehen Gestalt an. Bull war entkommen und von einem Wärter verfolgt worden, aber der Mrii'Qaaler hatte seine erneute Gefangennahme vereitelt. Wahrscheinlich waren auch die Soldaten und Endra da Kimbarley dem Terraner auf der Spur gewesen - und waren es noch.
Monkey hatte nur Sekunden gebraucht, um seine Schlüsse zu ziehen. Er hetzte los. Die Wärmespur wurde deutlicher: vier Soldaten und die Frau. Reginald Bull schien mit seinen Kräften am Ende zu sein, taumelte von einer Seite auf die andere und stieß sich immer wieder ab.
Herabgebrochene Deckenverkleidungen und aufgerissene Wände erschwerten das Vorankommen.
Monkey rechnete damit, die Verfolgten jeden Moment einzuholen, als sich eine Art Galerie vor ihm öffnete.
Eine niedere Balustrade grenzte einen kreisförmigen Innenraum ab. Die Galerie verlief abschüssig; üppig ausstaffierte Sitzplätze vermittelten den Eindruck eines Auditoriums. Das tiefer liegende Rund im Zentrum war mit Holoprojektoren und anderen technischen Geräten ausgestattet.
Aber das registrierte Monkey nur am Rande. Keine zehn Meter vor ihm durchkämmten die Soldaten mit den Waffen im Anschlag die Sitzreihen. Endra da Kimbarley erreichte soeben die Balustrade. „Er muß hiersein!" rief die Frau. „Ergreift ihn! Wenn nicht..."
„Ach", sagte Monkey.
Die Soldaten kannten keine Schrecksekunde, sie wirbelten herum und schössen. Aber da hatte Monkey sich schon zur Seite geworfen. Sessel splitterten unter seinem Aufprall, er kam federnd auf die Beine, jagte mehrere Feuerstöße in Richtung seiner Gegner und riß eine Sitzreihe aus der Verankerung. Unter extremen Schwerkraftverhältnissen aufgewachsen, wütete er wie ein Berserker.
Zwei Soldaten brachen von seinen Schüssen getroffen zusammen, dem dritten rammte er den Lauf der Automatwaffe in den Leib. In dem Moment erklang ein warnender Aufschrei. „Den Strahler weg, oder ich bringe ihn um!"
Der letzte der Soldaten hatte Reginald Bull zwischen den Sesseln entdeckt und zerrte ihn mit einer Hand hoch. Mit der anderen richtete er
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