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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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näher als der Erde, lag Pur Straviente, die Regenstadt, die Stadt in der Gischt.
    Eine Stadt, deren verwegene, den Elementen trotzende Architektur zugleich ihre beste Tarnung war.
    Erst wenn man näher kam, schälten sich die Konturen so filigraner wie tragfähiger Gitterstrukturen aus den Fluten des stürzenden Stroms. Die Trägerskelette aus durchsichtigem Morphit überwucherten die gesamte Höhe der Steilküste und stemmten sich gegen die tonnenschweren Wassermassen, die über sie hinwegtosten.
    Das weitverzweigte Morphitgerüst diente den halborganischen Gebäuden der Regenstadt als Aufhängung. Wie die Nester von Schwalbentauchern hingen die Tropfenkokons, die eiförmigen Dome und traubenartigen KugelKonglomerate in den überhängenden Felswänden. Hie und da ragten stengelgleiche Auswüchse aus der Gischt und endeten in blattförmigen Balkonen und Terrassen, die Hunderte Meter über dem Grund der tosenden Wasserfälle durch einen permanenten Sprühregen schwebten.
    Pur Straviente, die Schaumgetaufte, die Stadt, in der das Lachen geboren wurde.
     
    *
     
    Die Kronefin kam vom offenen Meer.
    Sie hatte die Reise zum 600 Kilometer südöstlich gelegenen Refugium des Pflanzenvaters nicht per Versetzer gemacht, sondern in ihrer persönlichen Tropfensphäre. Das hatte ihr die Möglichkeit gegeben, sich der Delegation Wahrer Künstler, die sie auf ihrer diplomatischen Sondierungsmission begleitet hatten, gleich nach dem Abschluß der offiziellen Gespräche mit den Arystischen Mönchen und Nonnen zu entziehen.
    Manchmal brauchte Ru Ri-Garriott, die tharoidonische Kronefin von Orllyndie, einfach Abstand.
    Sie brauchte den Blick auf den silbrig glitzernden Ozean, der sich unter einem tiefblauen Himmel scheinbar endlos in alle Richtungen erstreckte.
    Und besonders hatte die Kronefin von Zeit zu Zeit das unsinnige Verlangen, die Stadt ihre Stadt vom offenen Meer aus zu sehen.
    Sogar an gewöhnlichen Tagen, mitten im Trubel der Alltagsgeschäfte, konnte es Ru Ri-Garriott plötzlich hinaustreiben. Dann unterbrach sie Regierungssitzungen, PragmatikerAudienzen, KronenfunkKonferenzen oder womit auch immer sie gerade beschäftigt war. Sie verließ den weißen Regierungskokon des Orllyndiums, bestieg ihre Tropfensphäre, steuerte sie wenigstens zwei, drei Kilometer vor die Küste und ließ sie über den Wellen verharren.
    Nur, um zu sehen, ob die Stadt, in der sie doch täglich arbeitete, die Stadt, von der aus sie das Sonnensystem regierte, noch da sei.
    Ein Biosoph hätte vermutlich gesagt, daß es ihr darum ging, herauszufinden, ob sie selbst noch da war.
    Ja, sie war noch da. Pur Straviente war noch da.
     
    *
     
    Die Hauptstadt der provisorischen Zentralwelt Orllyndie war nicht die bekannteste Stadt auf den zahlreichen Welten der Galaktischen Krone das durfte sie nicht sein. Aber sie war mit Bestimmtheit die schönste.
    Es war nicht nur ihre spektakuläre Lage, die die Stadt in der Gischt so einzigartig machte. In Pur Straviente vereinigten sich Technik und Natur zu einem Gesamtkunstwerk, wie es den tharoidonischen Stadtpflanzern, Biodesignern und Philartisten zuletzt wahrscheinlich nur auf dem sagenhaften Ursprungsplaneten Tharoido gelungen war.
    Einige der Wohntrauben und Hauskokons aus halb bis volltransparentem Pflanzenplast erreichten fast 100 Meter Durchmesser, und das zentrale, zur Häfte in den Felssturz eingelassene Ellipsoid des Orllyndischen Doms wurde gar auf einer Länge von 400 und einer Breite von 200 Metern vom tosenden Pur überspült.
    Durchsichtige, von HydroKletterpflanzen überwachsene Verbindungsröhren verliefen kreuz und quer zwischen den wie Schaumblasen wirkenden Gebäudestauden.
    Manchmal erhob sich die kurzlebige Wasserskulptur eines tharoidonischen Philartisten aus der Gischt, drehte sich im sanften Druck energetischer Knet und Modellierfelder und sank wieder zurück in die stürzenden Fluten.
    Ein Sprühregen aus Milliarden mikrofeinen Wassertropfen sättigte die Luft, wurde von der Thermik emporgeweht und bildete im Licht der orangefarbenen Sonne Orllyn zwei atemberaubende, stationär über der Stadt verharrende Regenbogen.
    Von Energieschirmen überspannte Gleitbänder aus viskosen Flüssigkristallen schwangen sich kühn von Sinterterrasse zu Sinterterrasse, führten zu FreiluftAntigravschächten in moosbewachsenen Felskaminen und gingen fließend in die pflanzlichen Stengelstege, Blattbalkone und Wandelgalerien der Hauskokons über.
    Dazwischen schwebten private Tropfensphären und

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