2.02 Der fluesternde Riese
Seifenkistenkreuzer trotz Markus’ Widerstand ins Rollen. Er zwang die anderen, ihm zu folgen, und ein paar widerspenstige Flüche von Juli später standen wir alle vor Willis Gang. Vor den Ur-Wilden-Kerlen, wie wir sie nannten, und vor ihrem neuen und gefährlichen Boss.
„Da sind wir!“, sagte ich und versuchte lässig zu klingen.
„Und ich hab meine coolsten Boxershorts an!“, grinste Raban und dachte, er wäre saucool.
„Ja, und ich auch“, lachte Nerv. „Und zwar die ohne Bilder. Obwohl die mit Darth Vader auch nicht schlecht sind.“
Er lachte noch einmal, doch sein Lachen verstummte, als er Leons Blick bemerkte. Mein Bruder war zornig.
„Okay. Ich verstehe. Das war jetzt wohl peinlich“, schämte sich Nerv und schielte heimlich zu Maxis Vater.
Der grinste zufrieden: „Und wie peinlich das war. Aber genau darum seid ihr hier: weil ihr Darth Vader auf den Boxershorts tragt. Oder Batman und Superman.“ Jetzt musste er lachen. „Ihr seid hier, weil ihr nicht das seid, was ihr behauptet, und weil ihr das niemals werden könnt. Deshalb ziehen wir euch die Hosen aus. Ihr spielt gegen uns.“
„Ha!“ Maxi musste jetzt lachen. Er konnte nicht anders. Sein Vater als Torwart war wirklich zu putzig. Und Nerv lachte mit.
„Und links stürmt die Hexe im schwarzen Kostüm!“
„Du irrst dich, mein Sohn!“, widersprach seine Mutter und zog ihren langen Mantel aus. Sie trug ein feuerrotes Trikot, und ihre Füße steckten in blitzblank polierten flieder-metallischen Fußballschuhen.
„Herz-Eis-gecrashte-Haupt-Hals-Schlagader!“, schluckte der Kleine, und als sich Maxis Vater aus dem Schaukelstuhl erhob, warfen sie alle ihre Mäntel von sich – Billi trug mindestens anderthalb Dutzend – und stellten sich wie eine Feuerwand auf.
„Ihr spielt gegen uns!“, wiederholte Maxis Vater noch einmal. „Und wenn ihr gewinnt, dann glaube ich euch nicht nur, dass ihr in Donnerschlag gewinnen werdet. Dann habt ihr euch auch unsere Hilfe verdient.“
„Ha! Wir spielen euch schwindelig!“ Maxi strahlte mich an. „Hey, die sind uralt. Die bewegen sich doch wie Schnecken im Winter!“
Er wollte schon losrennen, da rief ihn Willi zurück:
„Vielleicht hast du recht. Doch im Gegensatz zu euch wissen wir das. Wir wissen, was wir können und was wir nicht können, Maxi.“
„Und damit ihr das auch lernt, spielt ihr anders als sonst!“ Maxis Vater zeigte das Grinsen, vor dem wir uns fürchteten und das unserer Meinung nach aus der Hölle kam. Er ging zu einem alten Tischtuch, zog es vom Bretterzaun und enthüllte darunter eine Strichmännchenzeichnung, die unsere Aufstellung darstellen sollte.
„Nerv geht ins Tor!“, erklärte er trocken.
„Aber der ist zu klein!“, protestierte Markus. „Der kommt doch gar nicht bis hoch zur Latte.“
„Und du spielst als Mittelstürmer!“ Maxis Vater ignorierte Markus’ Protest. „Leon spielt hinten. Raban ist der Zehner, und Marlon spielt links.“
„Aber ich kann mit links nichts“, rief ich, sprang aus dem Sattel, warf mein Fahrrad zu Boden und lief zu der Zeichnung am Bretterzaun.
„Das ist doch Unsinn. Das da ist Quatsch. Da könnten wir uns auch gleich die Augen verbinden und eine Hand auf den Rücken schnüren.“
„Das werdet ihr auch!“, grinste der Vater von Maxi. „Oder zumindest so etwas Ähnliches: Jeder von euch spielt mit seinem schwächeren Fuß, und wenn er den anderen nimmt, gibt es Elfmeter. Elfmeter für uns.“
„Und wofür ist das gut?“ Ich blitzte ihn an, und Markus knirschte mit den Zähnen.
„Das hab ich dich schon auf dem Hügel gefragt“, fauchte er vorwurfsvoll. „Ja, und auch dich, Maxi: Wofür soll das gut sein? Warum machen wir das? Das ist doch ein Witz. Ein ganz großer Quatsch.“
„Genau“, lachte Maxi. Doch er lachte wie jemand, der gleich aufgeknüpft wird. „Und weil das so ist, sollten wir das Ganze auch nicht zu ernst nehmen, Leute. Hey, ich bin letzter Mann. Auf der Position kann ich gar nichts. Da bin ich so ‚gut’, dass es gar nichts mehr ausmacht, dass mein Triple M. S. mit dem linken Fuß ein Triple S. W. ist: ein super-smoothie-softes Weichei.“
„Kreuzkackgekümmelte Krummsäbelbeine!“ Juli starrte auf seine Beine, die an ihm nicht das Längste waren. „Und wie soll ich auf denen über rechts außen stürmen?“
„Das wirst du dann sehen“, drohte Nervs Mutter, die unseren Galgenhumor überhaupt nicht teilte, „wenn ich dir im Nacken kleb’ und mein feuriger Atem deine vor
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