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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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freundlich. So wie ein kleines Kind lächeln kann, kurz bevor es einen Käfer, der vor ihm über den Fußweg krabbelt, mit dem Dreirad überrollt.
    Und genauso lächelte Willi. „Spielen wir weiter?“, fragte er.
    Da lief ich zu Markus, schubste ihn weg, packte den Ball, donnerte ihn auf den Anstoßpunkt und schoss das Leder kurz und ansatzlos in einem perfekten Alptraumpass schräg nach rechts vorn und tief in die ungeschützte Seite des Gegners.
    Juli, der meine Gedanken gelesen hatte, ließ die Hexe stehen und erreichte trotz seiner in seinen Augen zu kurzen Beine den Ball, umspielte den vor Überraschung wehrlosen Hadschi und lief schon auf Maxis Vater zu, der immer noch am Torpfosten lehnte.
    Da rief Willi: „Halt!“
    Juli fror mitten in der Bewegung ein, und ich wusste Bescheid, bevor Willi mich fragte: „Mit welchem Fuß, Marlon, hast du den Pass gespielt?“
    „War es der rechte?“, fragte mein Vater, und als Leon zischte: „Dafür wirst du von mir gequält!“, grinste Maxis Vater: „Elfmeter!“
    Nervs Mutter trat an. Ich stand noch wie angewurzelt im Mittelkreis und sah, wie die Hexe von Bogenhausen zum Anlauf zurückschritt. Ich sah, wie sie die Fußballschuhe an Hacke und Spitze zusammenschlug. Ich hörte das Schnalzen von Aprils Zunge über mir auf dem Hügel, und dann sahen und hörten wir alle, wie sich die in Fliedermetallic lackierten Transformerschuhe in zwei hochhackige Pumps verwandelten.
    Ich hörte Nerv seufzen. „Die Herzkönigin, oh … und ich bin ihr Igel, die Kricketkugel!“
    Da lief sie schon an und donnerte das Leder, während Nerv – anstatt wie Markus, der Unbezwingbare, in den Winkel zu fliegen – nur wie ein Vogelküken aus dem Nest plumpste, schnörkellos ins rechte Kreuzeck.
    „Wie war das noch mal?“, fragte sie ihren Sohn. „Ihr würdet gern wachsen?“
    Sie drehte sich auf den High Heels um, gab Willi und Billi ein knappes High five und ging triumphierend in ihre Hälfte.
    Das drei zu null schoss das französische Wiesel. Markus trat den Anstoß mit links, und als ich den eierig rollenden Ball mit der Ferse zu Raban zurückdrücken wollte, trat ich daneben. Ich fiel beinah um, erwischte das Leder dann doch noch mit links und schob es unter der Grätsche des mich attackierenden Croix-Winkel-Willi zu Maxi. Doch der war gedeckt. Vor dem stand mein Vater. Und die Nummer 10 der Ur-Wilden-Kerle pflückte das Leder von Maxis ungelenkem, weil schwächeren Fuß und schlug es in Schweinsteiger-Messi-Manier blind, aber allwissend auf den rechten Flügel. Dort fing Edgar, der Pinguin, den Ball mit der Glatze und köpfte ihn über den ihn wütend angreifen wollenden Leon hinweg.
    Tja, denn als Verteidiger war mein Bruder genauso geschickt wie eine Schlittschuh laufende Kuh. –
    Und während sich Leon torkelnd drehte, tauchte die Hexe hinter ihm auf. Mit weit über Kopfhöhe gestrecktem Fuß schlenzte sie den Kopfball des französischen Wiesels volley zum Pinguin-Butler zurück, und der zimmerte die Kugel aus spitzestem Winkel vorbei an Nerv gegen den hinteren Pfosten. Von dem prallte sie gegen den vorderen und von dort dann ins Netz.
    „Das ist doch nur unfair!“
    „Das ist nicht gerecht!“
    „Das kann man nicht ernst nehmen.“
    „Das Spiel ist doch Fake!“
    Ich hörte die Proteste von Markus, Raban, Leon und Juli, und ich wünschte mir so sehr, sie hätten recht. Ich wollte wie sie auf mein Fahrrad springen. „Ihr könnt mich mal alle!“, wollte ich rufen. Ich wollte Billi und Willi auslachen. „Ha! Spielt euer Kasperltheater doch allein! So etwas haben wir nicht nötig. Das brauchen wir nicht! Wir spielen in Donnerschlag . Donnerschlag , hört ihr?!“
    Doch ich konnte es nicht. Irgendetwas hielt mich hier fest. Mich und die anderen, und so ungerecht dieses verfluchte Spiel war, wir mussten es spielen. Wir konnten nicht anders. Versteht ihr das alle?! Wir spürten plötzlich diese furchtbare Angst. Wir wussten, dass es gefährlich wird. Mehr als gefährlich. Doch wir mussten da durch, weil wir irgendwie wussten, dass wir sonst etwas ganz Wichtiges nicht lernen würden. Etwas so Wichtiges, für das Hadschi ben Hadschi seine Geheimerfinderwerkstatt so fluchtartig verlassen hatte, dass jeder sie finden konnte und der Regen sie überschwemmte.
    Doch das war nicht leicht. Ich hab’s euch gesagt. Es war wie ein Alptraum, aus dem man nicht aufwachen kann, und plötzlich war alles um mich herum still. Es war jetzt so still, als hätte jemand eine Panzerglasglocke über

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