2023 - Der Para-Fürst
irritieren zu lassen. „Denn sonst könnte es tatsächlich zu einem Para-Sturm kommen, der buchstäblich die Anden zusammenbrechen läßt. Ich könnte mir vorstellen, daß so etwas passiert, wenn einer der starken Mutanten stirbt und alle anderen in seinem Todeskampf mit sich reißt."
„Du bist ein wahrer Trost für uns", regte sich Jana Jonn auf.
Sie wirkte ungeduldig, und das Gespräch schien für sie schon viel zu lange zu dauern. Nervös blickte sie immer wieder auf den Monitor vor sich, als könne sie nicht erwarten, die Arbeit daran aufzunehmen.
„Kannst du dir vorstellen, daß wir so etwas nicht hören wollen?" fuhr sie Moharion an. „Wir leben mit der ständigen Furcht, schon in der nächsten Stunde sterben zu müssen. Glaubst du, so etwas ist angenehm?"
„Tut mir leid", entschuldigte sich die Ministerin. „Ich bin wohl zu weit gegangen."
Weitere Ratsmitglieder kamen herein, warfen Moharion Mawrey mißbilligende Blicke zu und berichteten, daß die verhafteten Plünderer von Polizeikräften abgeholt worden waren.
Falo Gause nahm es mit ausdrucksloser Miene zur Kenntnis, „Nun mal konkret!" rief er dann.
„Wenn wir gegen das Sterben vorgehen wollen, wie sollen wir das anstellen?"
„Vielleicht sollten wir gar nichts tun und abwarten, dabei allerdings die Bildung von Para-Blöcken anregen, so daß sich immer mehr Mutanten zu Para-Blöcken zusammenfinden", schlug Mimannae Khilischott vor. Sie strich sich die langen schwarzen Haare in den Nacken zurück. „Starke Gemeinschaften werden sich von allein bilden und den Kampf gegen das Programm aufnehmen."
„Wir haben lange genug gewartet", widersprach Jana Jonn mit lauter, kräftiger Stimme. Ärgerlich hieb die auf Ferrol geborene Terranerin die Faust auf den Tisch. „Das hat uns bereits viele Menschenleben gekostet. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren."
„Nein, haben wir nicht", bestätigte der ehemalige Fußballspieler Gause. „Auf der einen Seite rafft der Tod viele von uns dahin, so daß eine langfristige Planung gar nicht möglich ist, und auf der anderen Seite sitzt uns Koo Parkinson mit seiner Bande im Nacken."
„Wir haben gesehen, was ein solcher Para-Block zu leisten vermag!" rief Jana Jonn. „Wir müssen mehr davon bilden, und wir müssen sie kontrolliert einsetzen. Wenn es gar nicht anders geht, müssen wir vielleicht sogar eine neue Lebensform anstreben, so daß wir körperlos wie ES werden."
Moharion Mawrey blickte in die Runde. Sie fühlte sich seltsam fehl am Platze. Sinn und Verstand hatte das, was die Mutanten sagten, nur in sehr beschränktem Maße. Sie hatte den Eindruck, daß niemand in der Runde eine Vorstellung davon hatte, wie es weitergehen sollte. Keiner von ihnen schien in der Lage zu sein, langfristig zu denken, was allerdings angesichts der Todesdrohung, die für ausnahmslos alle galt, nicht verwunderte.
„Ich war von Anfang an dagegen, eine Stadt wie Para-City zu gründen", betonte die Ministerin und fuhr geradezu beschwörend fort: „Ich sehe eine ungeheure Gefahr darin, so viele Monochrom-Mutanten auf so engem Raum zu konzentrieren, und die bisherigen Ereignisse bestätigen meine.Befürchtungen. Hört auf!
Macht Schluß mit Para-City! Bildet nicht länger ein Ghetto, in dem ihr euch vom Rest der Menschheit ausschließt! Dieses Experiment kann nicht gutgehen. Die Konsequenzen einer solchen Konzentration von Para-Kräften muß zwangsläufig in einer Katastrophe enden. Und das kann nicht in eurem Sinne sein!"
„Ich habe dir schon einmal gesagt, daß du unerwünscht bist!" fuhr Falo Gause sie ärgerlich an.
„Und jetzt noch einmal in aller Deutlichkeit: Du hast überhaupt kein Recht, in der Ratsversammlung zu sprechen. Es hat auch keinen Sinn, daß du das Wort ergreifst, weil du die äußeren und inneren Umstände dieser Stadt und seiner Bewohner nicht kennst."
„Wir erkennen an, daß du in der Vergangenheit viel für uns getan hast", warf Jana Jonn ein, „aber jetzt werden wir ohne dich auskommen. Wahrscheinlich liegt ein beschwerlicher und schmerzlicher Weg vor uns, aber wir werden ihn gehen. Ohne dich!"
„Es reicht, Moharion Mawrey", beschwerte sich Bailey Iharte, nachdem er kurz auf seine rechte Schulter geblickt hatte, so als ob sich dort etwas befände, mit dem er eine stumme Zwiesprache halten müsse. „Es würde uns weh tun, wenn wir dich gewaltsam aus dem Rathaus und der Stadt entfernen müßten."
„Eines möchte ich dir mit auf den Weg geben", eröffnete Falo Gause ihr, griff nach ihrem
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