2023 - Der Para-Fürst
und dabei schlug ihm ein eigenartiger Geruch entgegen. Irgendwo schien sich eine Bodenspalte aufgetan und schwefelhaltige Gase ausgestoßen zu haben..Unweit von ihm landete ein Gleiter, und Moharion Mawrey stieg aus. Die Ministerin war ungewöhnlich blaß, und ihm schien, als habe sie Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Während er sonst alles tat, um allein zu sein und ein Leben in Einsamkeit zu führen, war sie ihm nun durchaus willkommen, und er begrüßte ihre Anwesenheit.
„Was ist los?" fragte er, wobei er sich bemühte, freundlich zu sein und nicht gar so abweisend zu wirken.
Irgendwie fühlte er sich ihr verbunden, und es hätte nicht viel gefehlt, wenn er sogar den Arm um sie gelegt hätte. Nur ihr Buckel hielt ihn davon ab.
„Was geschieht in Para-City?" fragte er nervös.
Ein dumpfes Grollen erfüllte die Berge. Der alte Mann beobachtete, daß hoch oben unterhalb der Gipfel mehrere Lawinen abgingen.
„Verdammt, warum bin ich in dieser Gegend geblieben? Ich hätte längst weiter nach Süden ziehen sollen. Viel weiter!"
Die Ministerin erwiderte nichts darauf. Klein und hilflos stand sie vor ihm. In ihrem Gesicht zuckte unkontrolliert ein Muskel, und ihre Augen wirkten vollkommen leer und ausdruckslos.
Ramon Alvarez spürte eine körperliche Spannung wie nie zuvor in seinem Leben, und ihm fiel auf, daß es plötzlich absolut still wurde. Noch nicht einmal mehr das Pfeilen des Windes, das sonst das Tal erfüllte, war zu hören.
„Du hättest die Monochrom-Mutanten längst unter einer Energiekuppel begraben müssen", sagte er leise und stöhnend wie unter großen Qualen. „Ich fürchte, jetzt ist es zu spät dazu!"
Angesichts der auf ihn gerichteten Waffe gab der Wissenschaftler Hakan Maranzuta nach. Er öffnete den Tresor, holte ein kleines Kästchen daraus hervor, öffnete es und zeigte seinem Freund Robert Ganast mehrere Phiolen mit einer farblosen Flüssigkeit.
„Diese Virenkulturen wirken innerhalb von zwanzig Stunden tödlich", erläuterte er ihm und seinen Begleitern, die gemeinsam in sein Haus am Rande von La Paz und in sein Labor eingedrungen waren. „Es wäre besser gewesen, ich hätte sie längst vernichtet. Leider habe ich es nicht getan. Vor allem hätte ich dir nicht davon erzählen dürfen."
Er hatte sich lange gewehrt, doch schließlich hatten ihm Degal, Ganast, Claudia, Paolo und die anderen aus dem Las Havannas keine andere Wahl gelassen. Zunächst hatten sie versucht, ihn mit vielen Worten und Argumenten zu überzeugen und seine Ängste vor dem Monochrom-Mutanten zu schüren.
Als sich das als nicht ausreichend erwiesen hatte, hatten sie ihre Waffen gezogen und keinen Zweifel daran gelassen, daß sie entschlossen waren, sich die tödlichen Viren notfalls auch mit Gewalt zu holen.
Der Wirt nahm das Kästchen an sich. „Du wirst den Mund halten", befahl er ihm, „sonst geht es dir schlecht! Wir sind viele, und Jeder von uns wird aussagen, daß du es warst, der uns auf die Idee gebracht hat. Dagegen stehst du allein, und niemand wird dir glauben."
Es wäre nicht nötig gewesen, dies zu betonen. Maranzuta hatte längst erkannt, in welch schwieriger Situation er sich befand.
„Ich werde schweigen." Er seufzte, dann rang er sich zu der Bemerkung durch: „Es geht ja nur um die Monochrom-Mutanten, und mir paßt es auch nicht, daß sie so nah bei uns sind."
„Es tut mir leid", entschuldigte Robert Ganast sich. „Unsere Freundschaft sollte nicht darunter leiden.
Wir handeln in Notwehr, verstehst du?"
„Ich verstehe dich gut", beruhigte ihn Hakan Maranzuta. „Trotzdem muß ich euch sehr warnen.
Was ich euch gegeben habe, ist ein Teufelszeug. Ihr könnt gar nicht vorsichtig genug damit sein.
Vor allem müßt ihr dafür sorgen, daß die Viren in Para-City bleiben und sich nicht ausbreiten können, sonst geht es uns auch hier schlecht. Die Viren wirken so schnell, daß nicht einmal die Seuchendienste der LFT sofort reagieren und uns retten könnten."
Zufrieden zogen Paolo und seine Gäste durch einige Straßen bis zu einem Lebensmitteldepot, in dem die täglichen Transporte für Para-City zusammengestellt wurden. Hier arbeiteten.ausschließlich Roboter.
Robert Ganast brachte aus seinem Geschäft die nötigen Geräte mit, um sie zumindest vorübergehend außer Gefecht zu setzen, so daß sie sich ungestört mit den Lebensmitteln befassen konnten.
Nachdem er die nötigen Schutzvorkehrungen ergriffen hatte, um sich nicht selbst zu infizieren, öffnete Paolo das Kästchen
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