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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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heftig umarmen, nahm ihn dann aber nur bei beiden Händen und legte für einen langen Moment ihre Stirn an seine Brust. Als sie mit Latruiz an der einen und Willrud an der anderen Seite die Thronhöhle verließ, mußte sie kurz stehenbleiben, um ihren Augen Zeit zu lassen, sich wieder an die Dunkelheit in Paumyrs ruhig vor sich hin pochendem Höhlenlabyrinth zu gewöhnen.
     
    *
     
    Jamaske und Latruiz wurden wieder ein Liebespaar.
    Aber der alte Gleichklang war unwiederbringlich verloren. Die Momente völliger Harmonie und Vertrautheit wollten sich nicht wieder einstellen. An ihr ausgelassenes, von einer schwindelerregenden Leichtigkeit erfülltes Treiben aus glücklicheren Perioden war nicht mehr zu denken. Oder war nur noch zu denken, weil es sich nicht wiederholen ließ.
    Das hatte wahrscheinlich auch damit zu tun, daß Latruiz durch Paumyr selbst - oder durch den Hohen Horcher, was nach der Überzeugung der Wissenden praktisch dasselbe war - zu Jamaskes persönlichem Unterweiser berufen worden war. Aber Jamaske vermutete, daß es an noch etwas anderem lag: an einer tief sitzenden Schwermut, die sich seit ihrer gewaltsamen Trennung stärker in Latruiz eingeprägt haben mußte - so stark, daß es sich sogar in seiner Haltung und in seinem Blick zeigte.
    Wie ein trauriger Riese schlich Latruiz durch die Höhlen der Unterweisung, und seine früher wie Gold und Honig funkelnden Augen wirkten jetzt meistens glanzlos und eingetrübt. Es war, als ob eine Herde winziger Wolkenwale ruhelos seine Pupillen durchwandern würde, während schwarze Gewitterwolken seine zerfurchte Stirn verdüsterten.
    Manchmal hatte Jamaske fast Angst vor ihrem Geliebten, obwohl ihm das ehrliche und rührend hilflose Bemühen anzumerken war, die alte Flamme ihrer Zweisamkeit wieder zu entfachen. Aber wie sollte Latruiz etwas zum Brennen bringen, wenn er selbst kein Feuer mehr hatte? Wenn er wie erloschen wirkte und ihn sogar ihr jetzt selteneres intimes Zusammensein nicht mehr dauerhaft heiter stimmen konnte? „Was ist mit dir, mein Purpurmann?" fragte Jamaske, und Latruiz sah sie nur verloren mit dieser unnennbaren Traurigkeit in seinem Blick an und sagte: „Ach, nichts, mein Bronzevögelchen. Es ist nur der Hohe Horcher, der mir Kummer macht. Er hat keine Kraft mehr, und Paumyr kann ihm keine neue geben."
    Das war zwar offensichtlich richtig - und trotzdem gelogen.
    Jamaske versuchte erst gar nicht, Latruiz aus der Kummermuschel herauszuholen, in die er sich eingekapselt hatte. So schnell kam ihr Geliebter von irgendwo da drinnen nicht mehr heraus. Sie empfand natürlich Ärger darüber, daß jetzt, da ihre Liebe nicht mehr verboten gewesen wäre, Latruiz durch seine düstere Verstocktheit alles - oder fast alles - zunichte machte, aber ein weiteres Stochern und Nachfragen hätte die Sache nur noch schlimmer gemacht.
    Also blieb Jamaske nichts anderes übrig, als sich anderweitig abzulenken. Und Ablenkung gab es in den Höhlen der Unterweisung genug.
    Ihre alte Unruhe hatte sie wieder erfaßt. Manchmal blieb sie den Unterweisungen durch Latruiz einfach fern und durchstreifte Paumyrs unterirdisches Reich, das ihr so lange nicht zugänglich gewesen war. Es waren nicht so sehr die scheinbar endlosen, ineinander verschlungenen Korridore, die versteckten Kämmern und weitläufigen, von knollenartigen Gewächsen überwucherten Kavernen, die Jamaske interessierten. Es war nicht Paumyrs äußerer, sondern Paumyrs innerer Zusammenhalt, den sie zu ergründen versuchte, der geistige Atem, der die schwimmende Pflanzeninsel durchwehte und der sich in einigen entlegenen Stollen zu einem Windstoß der Erkenntnis und des Erinnerns steigerte - der so schnell wieder abebbte, wie er in Jamaske hochgewirbelt war.
    Jamaske erkannte, daß Paumyrs innerer Aufbau - ihre eigentliche Gestalt - einer komplexen Logik folgte, die direkt mit ihren eigenen Gefühlen zusammenhing, mit ihren Ängsten und Hoffnungen und Träumen und Alpträumen.
    Und mit denen aller anderen Rautak. Obwohl der Schlaf in ihrer kleinen Ruhekammer, aus deren feuchten, nachgiebigen Pflanzenwänden manchmal ein fremdes und gleichzeitig sehr vertrautes Wispern und Flüstern und Raunen drang, gänzlich traumlos war. Jedenfalls konnte sich Jamaske nach dem Aufwachen nie daran erinnern, etwas geträumt zu haben.
    Als sie Willrud, dessen Gesellschaft sie ganz bewußt zu suchen begann, auf ihre ausbleibenden Träume ansprach, meinte der heitere Paumyr-Sprecher: „Du mußt dir keine Sorgen machen,

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