Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kegel nach unten und berührte mit seinen dicken, feucht schimmernden Greifranken den Kopf des Hohen Horchers an dessen haarloser Schädeldecke und den blanken Schläfen.
    Der Hohe Horcher war der älteste Rautak, den Jamaske je gesehen hatte.
    Seine Haut war nicht bronzen, sondern hatte - wahrscheinlich unter dem Einfluß des von den Greifranken ständig auf ihn herabtröpfelnden Wassers - eine blauschwarze Färbung angenommen. Seine Augen lagen so tief in ihren Höhlen, daß sie kaum auszumachen waren.
    Das vielfach verknotete, halbtransparente Pflanzengeflecht, das Helico Akka umschlang, entpuppte sich bei näherem Hinsehen nicht als seine Kleidung, sondern als Teil des lebendigen Throns, auf dem er saß. Aus seinem Sockel heraufzüngelnde Spenderpflanzen deuteten sogar darauf hin, daß Helico Akka von seinem Pflanzenthron auch ernährt wurde.
    Und das Wasser, das auf den Hohen Horcher tropfte und das ihn langsam kreisend im Thronteich umfloß, war bestimmt kein gewöhnliches Wasser, sondern mit biochemisch stimulierenden Nährstoffen angereichert.
    Jamaske machte sich klar, daß der Hohe Horcher seinen Thronhügel wahrscheinlich schon seit unendh\ nlanger Zeit nicht mehr verlassen hatte. Angesichts der gleichzeitig ausgemergelten und aufgeschwemmten, in jedem Fall aber schrecklich hinfällig wirkenden Gestalt des Hohen Horchers war die Stimme, mit der er das Wort an sie richtete, überraschend fest und klar: „Schwester in Paumyr!" sagte Helico Akka. „Du kommst in schwierigen Zeiten zu uns, und ich bezweifle, ob dir die Unterweisungen mit jener Behutsamkeit zuteil werden können, mit der sie dir eigentlich zuteil werden sollten. Paumyr, die Eine, ist in großer Gefahr. Wir alle sind in großer Gefahr. Paumyr hat mich wissen lassen, daß wir nicht die Zeit haben, dich die überlieferten Stufen der Unterweisung durchlaufen zu lassen. Du wirst keinem Schweigekreis zugewiesen, wie das bei neugeborenen Paumyr-Sprechern sonst immer geschieht, und du wirst nicht am endlosen Disput teilnehmen. Du wirst die Memorabilien nicht auswendig lernen müssen, und du wirst nicht der Prüfung durch den Paumyr-Wurm, den Wächter des Herzens, den schreckenerregenden Al'diiz, unterzogen. Aber auch du, Schwester in Paumyr, wirst einen Unterweiser erhalten, und auch du mußt erst lernen, bevor du wissen kannst.
    Paumyr hat zu mir gesprochen, und Paumyr, die Eine, ist weise. Paumyr will dir ihre Liebe zeigen, indem sie dir einen Unterweiser gibt, den du kennst. Erweise dich ihrer Huld als würdig, Paumyr-Sprecherin Jamaske!"
    Ein bläulicher Tentakel schnellte aus dem Wasser des Thronteichs und sank nur zögernd in sein gemächliches Kreisen zurück. Helico Akka beugte sich vor, während dicke Ranken seine Schläfen und Teile seine Gesichts umschlängelten. Er beobachtete den Tentakel, der wie der winkende Arm eines Vielgreifers wirkte, bis er versunken,war, und fiel dann mit einem Ächzen in die nasse Umklammerung seines Pflanzenthrons zurück. „Paumyr will dich auf etwas vorbereiten", fuhr der Hohe Horcher mit einer plötzlich geschwächt klingenden Stimme fort. „Es ist etwas Großes, Paumyr-Sprecherin Jamaske. Du wirst Paumyrs Werke tun, und obwohl ich der Hohe Horcher bin, bin ich wahrscheinlich nicht wert, deine Yukka zu gürten. Folge deinem Weg, Schwester in Paumyr, und wenn es der Weg der Einen ist, dann wird er dich auch ans Ziel führen. Und nun gehe zu deinem Unterweiser!
    Er wartet schon. Ich bin schwach, Schwester in Paumyr. Ich bin erschöpft. Geh nur, geh ..."
    Der Hohe Horcher schien in sich zusammensinken, schien fast mit seinem Pflanzenthron zu verwachsen, und Jamaske erkannte, daß Helico Akka wirklich sehr schwach und krank war.
    Für einen Moment sah es sogar so aus, als ob er gänzlich verschwinden, als ob er sich auflösen würde. Seine blauschwärze Haut flackerte auf und wurde stellenweise durchsichtig, und auch die schweigenden Rautak, die noch immer den Thronteich umstanden, wirkten mit einemmal wesentlich weniger körperlich und nahmen sich wie auf Kommando bei den Händen, als ob sie sich gegenseitig festhalten und am Verschwinden hindern müßten. „Komm jetzt, Schwester in Paumyr!" flüsterte Willrud. Er nahm sie sanft bei den Schultern und drehte Jamaske zur Eingangspforte der Thronhöhle um, in der sie von einem hochgewachsenen Paumyr-Sprecher erwartet wurde - dem Unterweiser, den ihr die Inzaila zugedacht hatte.
    Es war Latruiz.
    Jamaske ging auf ihn zu, wollte ihren verloren geglaubten Geliebten

Weitere Kostenlose Bücher