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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durchbohrte.
    Was war das? War es das, was Losdui einmal „Phantomschmerzen" genannt hatte? Konnte es sein, daß sich ihr Körper sogar im nächsten Leben noch an die Schmerzen erinnerte, die ihm vor seinem Tod zugefügt worden waren?
    Jamaske fand diesen Gedanken sehr beunruhigend.
    Sie richtete sich auf, wandte den Kopf und erblickte - wie sie fast schon erwartet hatte - einen Paumyr-Sprecher, der gebückt im Eingang zur Grotte des Erwachens stand. Oder zu stehen versuchte. Der zumindest für einen Wissenden überraschend jung und ausgelassen wirkende Rautak hielt ihr mit beiden Händen ein langes, silberglänzendes Gewand entgegen, das, wie Jamaske wußte, eine Yukka war das traditionelle Kleid aller weiblichen Paumyr-Sprecher. „Willkommen, Schwester in Paumyr!" sagte der gebückte Paumyr-Sprecher mit einem schelmischen Zwinkern. „Bedecke deinen lieblichen Leib, sonst kann ich für nichts garantieren."
    Nicht schon wieder! durchfuhr es Jamaske.
    Aber als sie dem Paumyr-Sprecher, der sich als Willrud vorstellte, prüfend in die gelbgesprenkelten Honigaugen sah, schwand ihr Mißtrauen. Dies war kein lüsterner Tunichtgut wie Großpflanzer Belebrando. Dies war einfach nur ein heiterer Rautak, der sein Herz auf der Zunge trug. Und wer sein Herz auf der Zunge trug, der machte für gewöhnlich keine Dhejagrube daraus. „Ich soll dich in die Thronhöhle zum Hohen Horcher Helico Akka bringen", sagte Willrud mit abgewandtem Blick, während Jamaske in die weiche, bis zur ihren Knöcheln reichende Yukka schlüpfte, die wie der Kishtor der männlichen Paumyr-Sprecher aus der Seide von Spinnkrebsen gewoben war Allerdings aus der seltenen Silberseide der wenigen Weibchen und nicht aus den purpurroten, gröberen Fäden der zahlreichen, nur halb so großen Männchen, die irgendwo in der Nähe von Paumyrs Herz durch die verbotenen Stollen wuselten.
    Jamaske wußte das, ohne daß es ihr je erzählt worden wäre, und sie erinnerte sich an noch viel mehr, während sie dem schlanken Paumyr-Sprecher, dessen kräftige Pobacken sich unter einem zu eng gegürteten Kishtor neckisch abzeichneten, durch Paumyrs Stollen zur ff Thronhöhle des Hohen Horchers folgte.
    Sie erinnerte sich an den leichten, nach Schwämmen und Pilzen riechenden Wind, der durch Paumyrs gleichmäßig atmende Pflanzenhöhlen wehte. Sie erinnerte sich an das Gefühl einer umfassenden Geborgenheit, das einen hier tief im Inneren Paumyrs umfing. Die verschlungenen Höhlensysteme, die die Inzaila im Lauf ihres Jahrtausende währenden Wachstums ausgespart hatte, wurden von einer vegetabilen Gelassenheit durchpulst, einer ständigen mentalen Präsenz, die nur der Geist von Paumyr selbst sein konnte. Jamaske erinnerte sich an diesen mentalen Pulsschlag, der aus den Bereichen jenseits der verbotenen Stollen drang, direkt aus Paumyrs Herzen.
    Bin ich schon einmal hiergewesen? dachte Jamaske. War ich schon einmal eine Wissende?
    Bin ich schon öfter als zweimal gestorben?
    Als sie hinter Willrud durch eine runde, von einem dicken Pflanzenstrang wie von einem Schließmuskel umfaßte Pforte die Thronhöhle des Hohen Horchers betrat, wurde sie von einer Flut verschiedenfarbigen, organischen Lichts empfangen. Jamaskes Augen mußten sich erst an die unerwartete Helligkeit gewöhnen, bevor sie Einzelheiten erkennen konnte.
    Der Hohe Horcher saß in einer Art Pflanzenthron auf einem flachen, von Höhlenorchideen und Lampenflechten überwachsenen Hügel inmitten eines Teichs aus moosgrünem Wasser, in dem Jamaske manchmal schnelle, ruckartige Bewegungen und aufsteigende Luftblasen auszumachen glaubte. Der Teich, der „Thronteich", wie ihr Willrud zuflüsterte, wurde im Kreis von 30, 40 Rautak umstanden. Es waren abwechselnd jeweils eine weibliche Wissende in der gleichen silberfarbenen Yukka, wie sie jetzt auch Jamaske trug, und ein männlicher Wissender im purpurfarbenen Kishtor, der die Unterschenkel frei ließ. Die schweigenden Paumyr-Sprecher sahen Jamaske und Willrud nicht an. Sie hatten ihre Gesichter und ihre offenen Handflächen dem Hohen Horcher auf seinem wasserumspülten Hügel zugewandt.
    Die gewölbte Decke der Thronhohle bestand aus einem spiegelnden und dennoch lebendigen Material, das den Schein der Lampenflechten, der überall herabhängenden Lichtlianen und der lumineszenten Adern in den Pflanzenwänden auf Helico Akka fokussierte. Nur in der Mitte, direkt über dem Pflanzenthron des Hohen Horchers, wölbte sich ein ebenfalls von Lampenflechten überwachsener

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