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2037 - Der Gejagte von Santanz

Titel: 2037 - Der Gejagte von Santanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerade kam. Ihre kurzen Beine stampften den weichen Boden.
    Dass sie ihn in seinem Umhang nicht entdeckten, lag an der im Vergleich zum Menschen geringeren Sehschärfe. Dafür hörten Blues extrem gut.
    Was Geschwindigkeit und Ausdauer anging, war er ihnen jedenfalls überlegen. Blues kamen schnell außer Atem. Die kurzen Beine und das kleinere Lungenvolumen trugen dazu bei. Dafür besaßen sie wegen des tiefen Schwerpunkts ein extrem stabiles Gleichgewicht.
    Tifflor raffte den verräterisch leuchtenden Umhang zusammen und verließ den Schutz der Ranken. Ungefähr dreihundert Meter legte er auf der deutlich erkennbaren Spur nach Süden zurück, die die santanzischen Stiefel in den Boden getreten hatten. Danach verschwand er erneut im Dickicht.
    Seine Jäger bemerkten ihren Irrtum. Ein kurzes, schrilles Raunen erklang und zeugte von ihrer Erregung. Dann wurde es wieder still. Sie kommunizierten nun mit Hilfe ihres Ultraschall-Organs und beratschlagten, wie sie weiter vorgehen sollten.
    Das Ergebnis taten sie ihm Augenblicke später kund. Das Rascheln folgte ihm in Richtung Khyykan.
    Tifflor wusste, dass er seinen Verfolgern trotz seiner läuferischen Qualitäten nicht entkommen konnte. Mit Sicherheit waren sie nicht allein. Da die Santanzer seinen Fluchtweg kannten, brauchten sie nur auf ihn zu warten.
    Nach fünf Minuten hatte er den Abstand auf ungefähr einen halben Kilometer vergrößert. Als er einen Blick zurückwarf, tauchten die ersten Verfolger gerade an einer Biegung auf.
    Sie liefen geordnet in Zweierreihen und schienen es nicht besonders eilig zu haben. Flüchtig nahm er wahr, dass sie lange Stäbe in den Händen hielten. Tifflor dachte an Waffen aus dem Arsenal Morkheros. Es hieß also, äußerst vorsichtig zu sein.
    Voraus wich der Wald zurück und gab den Blick auf einen schmalen Taleinschnitt frei. Links und rechts ragten hundert Meter hohe Felsbastionen empor.
    Der Terraner entschied sich für das Risiko und folgte dem Einschnitt. Um nach Ausweichmöglichkeiten Ausschau zu halten, fehlte ihm die Zeit.
    Vor ihm öffnete sich ein Talkessel. Links wuchs Wald, rechts zogen sich Felder entlang. Im Hintergrund, zwischen mehreren Bodenerhebungen, ragten spitze Hütten in die Höhe. Dazwischen kräuselte leichter Rauch. Der Duft nach gedünstetem Mais - oder einem gleichartigen Nahrungsmittel dieses Planeten zog durch das Tal und erinnerte Tifflor erneut daran, dass er seit annähernd vierundzwanzig Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte.
    Er wandte sich nach links und verschwand zwischen den Bäumen. Das verlockende Plätschern eines Baches besaß eine beinahe magische Anziehungskraft. Er suchte sich eine Stelle mit starkem Uferbewuchs.
    Im Schutz' großblättriger Pflanzen kniete er nieder und schöpfte Wasser.
    Erst spülte er den Mund aus, danach trank er in kleinen Schlucken. Ein bisschen das Gesicht benetzen, und schon rannte er weiter, setzte über den Bach und verschwand zwischen mehreren Felsen.
    Wenn er erst den Kamm des steilen Hanges erreichte, holten sie ihn nicht mehr ein.
    Hundert Meter talaufwärts entdeckte er einen einzelnen Santanzer. Er saß auf einem Stein und beobachtete das Spiel der Seerosen auf dem kleinen Weiher, den der Bachlauf an dieser Stelle bildete. Die starren Hinterkopfaugen blickten unmittelbar in seine Richtung. Da Tifflor sich bewegte, musste der Blue ihn eindeutig wahrnehmen.
    Das Wesen mit dem diskusförmigen Kopf reagierte aber nicht einmal. Es ignorierte den sich nähernden Fremden. Der Unsterbliche entdeckte den Stab im Gras. In wenigen Sätzen erreichte er die Stelle und riss die Waffe an sich. Verwirrt nahm er zur Kenntnis, dass es sich nicht um eine Schusswaffe handelte, schon gar nicht um ein Produkt aus den Arsenalen von Morkhero Seelenquell. Es handelte sich um einen Speer mit einer extrem dünnen Metallspitze.
    Der Kopf des Blues drehte sich. Er richtete die Vorderaugen auf Tifflor. Eine Geste, die manche Blues aus Höflichkeit gegenüber Humanoiden mit nur zwei Augen machten. „Ich habe dich erwartet", sagte der Santanzer in rauem Interkosmo. „Meine Algenfischer und Insektenjäger haben dich angekündigt."
    Der Einheimische trug einen stilisierten Diskusschädel in Grün als Kopfbemalung. Als Kleidung diente ihm eine Art Wollschurz, den eine Schnur um die schmalen Hüften zusammenhielt. Seine Körperhaltung drückte Gleichmut aus. Die hektische Unruhe vieler Stadtbewohner fehlte ihm, aber das war typisch für die meisten Planeten des Universums. Tifflor

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