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2039 - Traumzeit

Titel: 2039 - Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nach ohnehin schon viel zu viele. Nein, Vater, ich will Aktakul an meiner Seite."
    Gaumarols Vater, eine schier über mächtige Herrengestalt, hochgewachsen, von raumbestimmender Persönlichkeit, stets aristokratisch beherrscht, hatte ihn aufgefordert, einen Kameraden zu benennen. Obgleich Gaumarol sich darüber im Klaren war, dass von ihm eine andere Wahl erwartet wurde, beharrte er auf seinem Freund Aktakul als Begleiter. Im Grunde war dies unmöglich und widersprach allen guten Sitten - jedenfalls jenen, die sich in den Jahren des Kristallimperiums breitgemacht hatten und in den gehobenen Kreisen des Adels galten. „Du wirst einen Adligen als Begleiter wählen, nicht diesen Kolonialen unbestimmter Herkunft, der letzten Endes dem Ruf unseres Khasurn Schaden zufügen könnte."
    In Gaumarols Augen erschien ein energisches Glühen. Ohne seine stramme Haltung zu ändern, innerlich fiebernd, aber fest entschlossen, wiederholte er: „Nein, Erhabener!"
    Und nach einer Pause fügte er leise hinzu: „Bei allem Respekt, Tamoas, aber gerade Ihr habt Euch doch stets für die Förderung der wahren Elite ausgesprochen, unabhängig von Herkunft und Stand! Über Aktakuls Befähigung besteht kein Zweifel, das wisst Ihr!"
    „Gut argumentiert, mein Sohn."
    Kiz begann eine langsame Wanderung, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Goldene Lichtschlieren, vom kleinen See des Palastinnenhofes reflektiert, tanzten über Wände und Decke. „Dennoch unterliegen wir den Normen und Gepflogenheiten. Nicht einmal die hochverehrte Imperatrice ist dagegen gefeit - viele ihrer Reformen verlaufen im Leeren, werden von Hofzeremoniell, Bürokraten und der Kristallkamarilla untergraben. Seit Jahren beliebt man überdies, Atlans Rat zu ignorieren; er ist weitgehend isoliert, die werte Gesellschaft scheint seine immense Erfahrung mehr zu fürchten als Hradschirs Höllenplaneten. Seine angeblich zu große Nähe zu Terra ist hierbei nur ein vorgeschobener Grund."
    Gaumarol kniff die Augen zusammen.
    Jedem Bewohner des Gos'Tussan war nur zu gut bewusst, dass sich die beiden Hauptfraktionen quer durch die gesamte arkonidische Gesellschaft zogen. Patriotisch waren beide, doch in Zielen und Umsetzung unterschieden sie sich beachtlich.
    Jene, die als die Gemäßigte galt und der sein Vater angehörte, stand für den Weg der parlamentarischen Monarchie, bei dem nur der Große Rat des Tai Than mit seinen traditionell 128 Mitgliedern aus Ernannten bestand. Frei und demokratisch vom Volk gewählt war dagegen der Thi Than, als Hoher Rat die eigentlich gesetzgebende Versammlung, vor der der Zwölferrat der Regierung wie auch die Imperatrice selbst Rechenschaft abzulegen hatten.
    Auf imperialer Ebene besaß die Höchstedle zwar eine vom Parlament verliehene Hochrang-Bevollmächtigung, doch diese unterstand den gesetzlichen Einschränkungen wie auch der Kontrolle der Parlamentarier.
    Dem gegenüber stand die radikalere Fraktion, die eher absolutistische Zustände anstrebte - was nicht zwangsläufig auf eine Stärkung Theta Arigas I. hinauslief, sondern vielmehr auf eine des Adels allgemein und natürlich des Hochadels im besonderen. Die Adelskreise, die mit der Expansion des Kristallimperiums an die ruhmreiche Vergangenheit des Tai Ark'Tussan anknüpfen wollten, gewannen mehr und mehr Einfluss.
    Diese Vergangenheit wurde in ein verklärtes Glorienlicht getaucht, unaufhörlich und auf allen Ebenen beschworen und verherrlicht.
    Selbstverständlich wurde alles, was an dieser Vergangenheit missfiel oder nicht ins überhöhte Bild passte, geflissentlich verdrängt, vergessen und in eine wiederherzustellende Epoche der absoluten Macht, des Glanzes und der imperialen Pracht umgestaltet.
    Gerade Gaumarol aber wusste durch seine intensiven Studien der früheren Imperatoren viel zu gut, wie wenig diese Glorifizierung berechtigt, ja dass sie in vielen Fällen völlig fehl am Platz war.
    Gemeinsam war beiden Fraktionen, dass sie ein starkes Imperium anstrebten die einen jedoch auf freiwilliger, aus eigener Überzeugung und gemeinsamen Interessen gewachsener Basis, die anderen mit sanftem oder, wenn das nicht ausreichte, starkem Druck auf die Kolonialund Hilfsvölker. Noch befand sich die Opposition, die die Ausweitung der Macht des Kristallimperiums um fast jeden Preis anstrebte, eher in der Minderheit.
    Die Ironie ist, dachte Gaumarol bitter, dass das Ziel durchaus das gleiche ist, nämlich eine geeinte Galaxis. Die einen sehen sie jedoch als freie Völkergemeinschaft,

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