2040 - Der Galaktische Mediziner
erst einmal geweckt war, gab es kein Halten mehr. Und das durfte nicht jeder mitbekommen. Selbst untereinander waren die Aras darauf bedacht, nicht zu viel von sich preiszugeben und damit eventuell eine Schwäche zu offenbaren. Ihr fast krankhafter Ehrgeiz ließ es nicht zu, dass sie sich offen als fühlende Wesen zeigten - um niemals die Distanz zu den „Klienten" zu verlieren und ebensowenig übervorteilt werden zu können.
Um so mehr genossen sie die intimen Momente, wenn sie einmal den Verstand abschalten konnten. Meist ging die Aufforderung von der Frau aus; je nach Perfektionierung der eingesetzten Stimulanzien konnte kein Mann widerstehen. Durch die Rituale versetzten sich die Paare zusehends in Stimmung, bis ein leidenschaftliches Feuer entfacht war. Zu diesem Zeitpunkt legten die Aras ihren Verstand in die unterste Schublade und überließen sich sprich wörtlich dem Rausch der Sinne. Manche Paare dehnten diese Rituale in masochistischer Erregung sogar bis an die Grenze des körperlichen Schmerzes aus, um sich immer wieder neu zu stimulieren. „Ich werde Eherus roten Vogel nehmen und beschützen, ihn füttern und liebkosen", war der Mediker mit der rituellen Antwort an der Reihe. „Ich werde seine Federn pflegen und ölen und sein Lied mit ihm singen."
Er schloss den Schlafmantel und stand auf. Irkani fing mit weicher Stimme mit der ersten Strophe des „Liedes der Vollendung" an, dann wechselten sie sich ab.
Zheobitt fuhr mit den Fingern die Linien der aufgemalten Muster der Zenta-Rey und Kirani-Su nach und führte Irkani zu dem niedrigen Tisch, wo sie sich nebeneinander auf den Sitzkissen niederließen. Automatisch schwebte ein Servo herbei und offerierte heißen, scharfen Cheku-Tee, der wie Feuer die Kehle hinunterbrannte. Irkani reichte Zheobitt ihre Schale und trank aus seiner angebotenen.
Sie machten eine Pause im Ritual, eine durchaus übliche Weise, um das Zeremoniell zu verlängern.
Aus kunstvoll Rotgold umrandeten, leuchtenden Augen sah die Zada-Meisterin den Anwärter an. „Weißt du, weswegen ich hier bin?" fragte sie leise. „Weil ich der Beste bin", antwortete er. „J a, das ist wahr", bestätigte sie. „Der beste Mann und die beste Frau. Wir wären verrückt, wenn wir uns nicht zusammentäten!"
„Gemeinsam ..." Zheobitt sprach langsam, ließ das Wort in seinem Mund herumrollen. „Ich habe noch nie darüber nachgedacht."
„Weil du noch nie die Richtige getroffen hast", hauchte Irkani. „Oder .hast du je eine Frau wie mich erblickt?" Sie breitete die Arme aus, und der Schleier fiel. „Nein", musste Zheobitt ehrlich zugeben. „Du bist die schönste und erotischste Frau, du bist perfekt." Obwohl sie 40 Jahre älter war als er, wohlgemerkt. Aber das war nur eine Marginalie. „Wie du", wisperte sie mit dem Mund an seinem spitzen Ohr. Du bist das größte lebende Genie. Nur wir verdienen einander."
Sie blies ihren warmen Atem sanft in die Ohrmuschel, was einen wohligen Schauer bei ihm auslöste. Die Poren seiner haarlosen Haut öffneten sich weit, an manchen Stellen traten glitzernde Tröpfchen aus. Irkani sammelte sie leise summend mit spitzer Zunge auf. Die feinen Federn zitterten, als sie vor Erregung aufstöhnte. „Wie stellst du dir unsere Verbindung vor?" fragte er. „Legalisiert?"
„Es würde unsere Position in jedem Fall stärken ... und es wäre ein Beweis unseres gegenseitigen Vertrauens", antwortete Irkani. „Nagrials Tod ist absehbar, und wir könnten beide die Führung übernehmen."
„Du glaubst, dass ich meine Aufgabe lösen kann?" Zheobitt war überrascht.
Sie lächelte verführerisch. „Ich zweifle keinen Augenblick daran. Es gibt immer eine Lösung, und du wirst sie finden. Es ist dein Fachgebiet. Und als Belohnung bekommst du mich ... und die Führung."
Sie schob den Mantel über seine Schultern und drückte ihn sanft, aber unnachgiebig in das Kissen. „Entspanne dich ... es wird Zeit ..."
Zheobitt sank nach hinten und überließ sich willenlos ihrer Zunge und kundigen Händen. Ihr Körper war kühl und glatt, die Federn lösten ein Prickeln auf seiner Haut aus.
Immer weiter glitt sie nach unten, zerrte ungeduldig am Mantel. Dann aber stockte sie.
Irkani konnte das Entsetzen in ihren Augen nicht verbergen, als sie zu Zheobitt hochsah.
Der Galaktische Mediziner zeigte ein seltenes, boshaftes Grinsen. „Dachtest du etwa, das ginge so leicht?" fragte er höhnisch.
Sie fuhr mit einem Ekel im Gesicht zurück, als hätte sie einen Aussätzigen
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