2040 - Der Galaktische Mediziner
berührt. Fassungslos starrte sie seinen nackten Körper an. Eindeutig fehlte ihm etwas in seiner Anatomie. Eindeutig war er deswegen nicht im mindesten sexuell erregt. „Du ... du bist kastriert?" flüsterte sie. „Wenn du es genau wissen willst, ich habe es sogar selbst getan", antwortete er. „Vor zehn Jahren."
„Aber ... aber warum?"
„Das ist doch wohl leicht zu verstehen! Damit ich vor machtgierigen, alles verschlingenden Raubtieren wie dir verschont bleibe."
Irkani rang immer noch um ihre Fassung, sonst hätte sie diese Beleidigung nicht einfach so hingenommen. Ihr Blick hing geschockt und wie festgemeißelt an seinen Lenden, sie konnte sich nicht losreißen. „Wie kann man sich so etwas nur antun?" hauchte sie. „Sich selbst derart zu verstümmeln ..."
„Ich muss zugeben, meine Idee war das nicht", entgegnete Zheobitt. „Ich kam darauf, als ich einmal einem vermögenden Terraner half. Er war ein begeisterter Sammler der terranischen Vergangenheit und besaß Originale und ein umfangreiches Datenarchiv; wobei er bei all diesen Sachen an der Quantität, nicht an der Qualität interessiert war. Dazu gehörte auch Literatur aus den verschiedensten Epochen Terras. Wir unterhielten uns über meine Berufung, und er war der Ansicht, dass ich nicht konsequent genug wäre. Er gab mir ein Buch aus der Mitte der 80er-Jahre des 20. terranischen Jahrhunderts, von irgendeiner Frau Zawitschke oder so geschrieben. Ein Schmöker, wie man ihn damals wohl gern hatte ... nicht unbedingt mein Geschmack, diese Sache mit Göttern und Zauberern. Wie auch immer, eine interessante Idee war darin: Damit der Held, ein Zauberer, niemals erpressbar durch Familie oder Liebe war, noch überhaupt durch seine Hormone abgelenkt werden konnte, wurde er kastriert - wie alle seine Magie-Kollegen. Dadurch gingen sie vollkommen in ihrer Berufung auf und arbeiteten stets an der Perfektionierung, weil es keine Ablenkung gab."
Zheobitt grinste verschlagen. „Mir wurde schlagartig klar, dass das genau auf mich zutraf - und es auch für mich keine andere Möglichkeit gab", sagte er. „Es ist die einzige logische Konsequenz, wenn man sich derart berufen fühlt: Warum sollte ich mein Genie nur wegen eines schweißtreibenden Austauschs von Körperflüssigkeiten unterdrücken?"
Der Ara setzte sich auf und zog seinen Mantel wieder hoch. „Mein ganzes Leben war von An. beginn auf die Medizin ausgerichtet", erläuterte er, als würde er Ikranis starren Gesichtsausdruck nicht wahrnehmen. „Nun konnte ich mich ohne Furcht hundertprozentig darauf konzentrieren. Ich habe diesen Schritt nie bereut."
Irkani hatte Zeit gehabt, ihre Haltung wiederzugewinnen. Ein glühendes, beunruhigendes Licht trat in ihre Augen. „Ich glaube, du bist verrückt!" zischte sie. „Du hast gegen die Natur gehandelt und dich selbst zum Neutrum degradiert, zu einem bedeutungslosen ..."
„... zum Mediziner", unterbrach er kalt. „Ich will in den Geschichtsbüchern als das größte medizinische Genie aller Zeiten verzeichnet werden, gleich nach dem großen Mo. Ich will wissenschaftliche und gesellschaftliche Macht, und dafür ist meine Männlichkeit nur ein geringer Preis. Wozu brauche ich sie? Sie ist nichts weiter als ein primitiver, absolut überflüssiger und störender Trieb, der meinen Verstand nur behindert. Ein Relikt, das meiner nicht würdig ist. Damit komme ich nicht weiter."
Die Zada-Meisterin sprang auf. „Warum hast du das nicht gleich gesagt und mich abgewiesen? Warum hast du es soweit kommen lassen?"
„Irkani, auch das liegt auf der Hand. Du beweist mit dieser Frage, was ich meine: Du bist völlig von deinen Hormonen beeinflusst und kannst nicht mehr denken. Du entblößt deine Seele vor mir, ein unverzeihlicher Fehler. Ich wollte natürlich wissen, was du vorhast!" Er zog die Lippen auseinander. „Und ... ich muss zugeben, es hat Spaß gemacht." Sie sah aus, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. „Aber ... aber du hast doch reagiert! Deine Haut ..."
Er hob die Schultern. „Natürlich war ich bis vor zehn Jahren ein Mann, und du hast schwere Geschütze aufgefahren. Die Erinnerung dar an verblasst nur allmählich, sogar Hormone werden noch eine Weile ausgeschüttet. Aber es war nur ein kurzer, angenehmer Schauer, mehr nicht. Ich empfinde mehr, wenn ich eine Einzahlung auf meinem Konto betrachte."
„Du ... du vergleichst mich mit einer Kontoeinzahlung? Es machte dir Spaß, mich hinzuhalten und zu demütigen?" Ihre Stimme kippte über zu
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