2040 - Der Galaktische Mediziner
nur? Der Eqoo-Virus soll sie befallen, allesamt!" Zheobitt rannte in seiner Kabine umher und schrie vor Zorn.
Kreyfiss hockte kopflos in der Ecke, nicht einmal eine Ohrspitze schaute mehr hervor.
Zwergmaus beobachtete seinen Herrn beunruhigt. So hatte er ihn noch nie erlebt. „Aber Meister, du liebst doch schwierige Herausforderungen!"
„Aber doch keine unlösbaren, du Schwachkopf!" Der Medicus packte eine Deko-Vase und schleuderte sie zu Boden. Umgehend surrte ein Servo herbei und kehrte die Scherben weg. „Dies ist eine dieser unlösbaren Aufgaben, vor denen sich jeder Mediker fürchtet, selbst ich, Zwergmaus! Wir alle wissen, dass die Monochrom-Mutanten nicht geheilt werden können."
„Du sagst schließlich immer, für jedes Mittel gibt es ein Gegenmittel."
„Es gibt auch Grenzen, sonst würden wir alle nicht mehr sterben, siehst du das ein?"
„Schon, Meister. Aber warum sollten sie dir so eine Aufgabe stellen, wenn du sie gar nicht lösen kannst? „„Das mögen die Götter wissen, ich jedenfalls nicht! Ich komme mir vor, als wolle man mich an der Nase durch den Sjad-See ziehen!"
Zwergmaus kratzte sich die dichte schwarze Wolle auf der Brust. „Aber ... aber wenn sie tatsächlich glauben, du kannst es?"
Zheobitt blieb stehen und starrte den buckligen Hoffer an. „"Wie meinst du das?"
„Na ja, wenn es Geldprobleme gibt ... und sie wollen sich profilieren... Dann geht das doch am besten mit unmöglich erscheinenden Sachen. Und für so was kommst nun mal nur du in Frage, alles was recht ist!" Zwergmaus grinste schief. „Du hast doch, noch nie aufgegeben, Meister. Das hast du sogar selbst als Grundregel Nummer drei aufgestellt. Warum bist du jetzt so durcheinander?"
Der Ara seufzte. Dann strich er in einer kurzen, flüchtigen Geste über die filzigen Haare des Memoristen. „Kleiner buckliger Narr", murmelte er. „Dein Vertrauen ehrt mich wirklich."
„Peck-Keck!" Kreyfiss hatte seinen Kopf endlich wiedergefunden, hoppelte heran und stupste seinen Herrn leicht in die Seite. Dann stieß er den Kopf gegen die rechte Hand als Aufforderung zum Streicheln. „Kreyfiss glaubt auch, dass du es schaffst!" behauptete Zwergmaus. Du hast es leicht, dachte der Medicus bitter. Ihr alle habt es so leicht, wisst ihr das überhaupt richtig zu schätzen?
Zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte Zheobitt sein Genie. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich, ein anderer zu sein. Mit bescheidenen Geistesgaben. Er bräuchte nicht nachzudenken und sich den Kopf zu zerbrechen über unlösbare Aufgaben, sondern einfach nur zu glauben und darauf zu vertrauen, dass sein Herr alles meisterte.
Nur, wie?
Am Abend kam Nagriols persönlicher Sekretär vorbei und bat Zheobitt zu einem vertraulichen Gespräch. Der Medicus war erstaunt, ging jedoch mit.
Der alte Lordmediker schien nicht viel von Askese zu halten, denn seine Privatgemächer, die es von den Ausmaßen her leicht mit einem Wohnhaus für eine sechsköpfige Familie aufnehmen konnten, waren prächtig ausgestattet. Nagriol empfing ihn auf einer Antigravliege mit hochgestellter Rückenlehne, die rechte Hand auf einen schmalen silberfarbenen Stock gestützt. „Mein lieber Junge", begann er, „verzeih, dass ich dich so spät noch rufen lasse, aber ich wollte unbedingt mit dir sprechen - und in meinem Alter kann man einfach nicht vorhersehen, ob man am nächsten Morgen noch einmal aufwacht."
„Das ist überhaupt kein Problem, Lordmeister, ich schlafe nur wenige Stunden", sagte Zheobitt höflich. „Wirklich? Du bist doch noch so ein junger Mann! Sieh mich an, ich scheue mich sogar davor, mich zur Begrüßung von der Liege zu erheben."
„Ich denke, in deinem Alter darf dein Körper gebrechlich werden und hat Ruhe verdient."
„Wohl gesprochen. Du bist ein guter Junge."
Zheobitt setzte sich; er war immer noch irritiert über die kindliche Anrede, schwieg aber natürlich. Nicht nur seines Alters wegen war Nagriol eine der wenigen Personen, denen gegenüber er Achtung empfand, sogar fast so etwas wie Ehrfurcht.
Nagriols Blick schweifte in die Ferne. „So viel Zeit ist vergangen ... Und da lebte sie auch noch ... Alle Wege standen uns damals offen ..." Abrupt, mit einem vergnügten Zwinkern sah er den Aspiranten an. „Mehr als hundert Jahre führe ich nun die Mantarheiler, weißt du das?" Er klopfte mit dem Stock auf den Boden. „Eine lange Zeit, und doch so kurz ... ich habe sehr gute Arbeit geleistet. Unter meiner Führung gab es beispiellose
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