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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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und klatschte dem Mann das Feixen aus dem Gesicht.
    »Idiot«, fügte er noch hinzu, dann stapfte er zu seinem Kamshaa, das ahnungslos am Ende der Reihe döste. Mit mäßiger Eleganz kletterte der rundliche Soldatenführer in den Sattel, trieb das Tier hoch und ritt los.
    Seit dem Vorfall neulich nachts bei der Stufenpyramide fühlte sich Ramid verfolgt. Wo immer er hinging, Nasrallah schien es zu wissen und war schon vor ihm da. Der Berba meinte es offenbar ernst mit seiner Wette, und das war nicht gut. Ramid schüttelte den Kopf. Nein, das war ganz und gar nicht gut!
    Er hatte sich mittlerweile versetzen lassen; hierher, an den Kanal, wo Soldaten in der Gluthitze Wache schoben, statt in den kühlen Tavernen von El Nazeer ihr Weinchen zu schlürfen.
    Nicht, dass jemand die mächtigen Steinquader klauen wollte.
    Es ging vielmehr darum, das Bauprojekt vor Sabotageakten zu schützen, denn die verfluchten Mossari waren nicht blöd und konnten sich ausrechnen, was auf sie zukam, wenn die königlichen Truppen erst vor ihrer Haustür lagerten.
    Doch was hatten die Berba hier zu suchen? Normalerweise hielten sie sich in der Gegend zwischen El Nazeer und der Hauptstadt El Mohandes auf. Das war eine riesige Fläche entlang des westlichen Nilufers, und man vermutete, dass da auch ihre Oase lag. Harankash. Bis heute hatte niemand die geheimnisvolle Wüsteninsel aufgespürt, obwohl sie bestimmt nicht klein war. In Harankash züchteten die Berba ihre Zaraks.
    Dort wohnten sie, von dort brachen sie zu ihren Raubzügen auf, und dorthin verschleppten sie ihre Beute.
    Am Rand des Nildeltas aber gab es nichts zu holen. Das war bekannt, und es machte Ramid nervös. Vielleicht waren sie tatsächlich seinetwegen hier! Vielleicht beobachteten ihn die Berba, um herauszufinden, ob er schon etwas über den Schatten in Erfahrung gebracht hatte! Bei der Wette ging es schließlich nur darum, wer den Goldräuber zur Strecke brachte, nicht wie. Gut möglich also, dass sie planten, sich an Ramids Fersen zu hängen, bis er mit seiner Suche Erfolg hatte, um ihn dann im letzten Moment auszubooten. Das durfte auf keinen Fall geschehen, denn Ramid wollte als alter Mann sterben und nicht als Verlierer einer Wette!
    Ungeduldig trat er dem Kamshaa in die Flanken. Konnte das blöde Vieh nicht schneller laufen? Ramid wollte wissen, wohin Nasrallah entschwunden war, deshalb durfte er dem Wüstenwind keine Zeit lassen, sich mit den Spuren am Gebel zu beschäftigen. Sonst waren sie weg, und er hatte das Nachsehen.
    Der Soldatenführer runzelte die Stirn, als sein Reittier auf den Hügel zu schaukelte. Da war ein Geräusch hinter ihm, ein tiefes Brummen. Wie Käfer.
    »Heilige Kamshaakacke!«, entfuhr es Ramid, als er sich umdrehte und eine blaurote Kugel entdeckte, die den Himmel entlang surrte. »Was, bei Reephis und Amentu, ist das denn?«
    Er beäugte die Erscheinung misstrauisch. Sie beunruhigte ihn, aber das hielt sich in Grenzen, was wohl daran lag, dass der farbenfrohe Ballon weit entfernt war und nichts anderes tat, als noch weiter weg zu fliegen.
    Bis Ramid sich abwandte, hatte das Kamshaa den Gebel erklommen. Der Soldatenführer warf nur einen einzigen Blick in die Tiefe, dann zerrte er es erschrocken wieder herum.
    »Verdammt!«, stieß er hervor, und aus anfänglichem Schrecken wurde pure Angst. Ramid trieb das Kamshaa in Galopp. »Weg hier! Aber schnell!«
    Nasrallah hat den Verstand verloren!, dachte er. Das Bild, so flüchtig er es auch wahrgenommen hatte, hing wie eingebrannt vor seinen Augen: Bei dem eisernen Göttervogel, der zwei Meilen entfernt rostend im Sand steckte, musste etwas vorgefallen sein. Schwarzhäutige Bestien liefen dort herum, und die Berba ritten genau auf sie zu, mit blank gezogenen Waffen. Ramid wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war klar, dass Nasrallahs Männer sterben würden! Jeder starb, der sich in Unterzahl in die Nähe der Mossari begab…
    ***
    Die Gefährten waren tief beeindruckt, als sie die Pyramiden erreichten. Die beiden kleineren – Mykerinos und Chephren, wie man sie vor Kristofluu genannt hatte –, faszinierten allein schon durch ihre Masse und das enorme Alter, das man ihnen ansah. Doch die große Cheops-Pyramide hatte noch mehr zu bieten.
    Anfang 2012, wenige Tage vor dem Aufschlag des Wandlers, war ein Meteoritenhagel im Grenzgebiet der Libyschen Wüste niedergegangen. Einer der mörderischen Brocken hatte dabei Gizeh erwischt. Er traf die Südseite der Cheops-Pyramide, punktgenau, und er

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