2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Tagesordnung sein, mit wachsendem Interesse an technischen Spin-offs. Die Entwicklung wird nicht bei bleifreier Munition oder kompostierbaren Landminen stehen bleiben, sondern zu ganzen Abfolgen von Verfahren führen, mit deren Hilfe die Bevölkerung mit einem Minimum an Energieeinsatz und Umweltbelastung versorgt werden kann. Manch exotisches Schwert wird zur Pflugschar geschmiedet werden, wie der NATO-Bunker, der zur Nullenergie-Datenfarm mutiert. 10
Bei den führenden Geheimdiensten wie der Central Intelligence Agency läuft die Anpassung schon seit geraumer Zeit. 11 Bis zum Jahr 2052 werden wir allerdings Zeugen einer höchst unerfreulichen Explosion des Interesses an »Umweltwaffen« geworden sein. Diese haben begonnen mit dem Impfen von Wolken, um in Vietnam und Kambodscha Erdrutsche auszulösen und weiteten sich bald aus zu Versuchen, die Ozonschicht aufzuschlitzen. 12 Aus bitterer Erfahrung werden letztlich neue Abkommen zur Regulierung der Entwicklung und Verwendung solcher Waffen ausgehandelt werden.
Die Geschichte der Konflikte zeigt uns, dass technische Erkenntnisse aller Art in eine Uniform gezwängt werden können. Unsere Aufgabe wird sein, das Militär ins Geschäft der Nachhaltigkeit zu zwängen.
John Elkington (Brite, geboren 1949) ist Mitgründer von Environmental Data Services (ENDS, 1978), SustainAbility (1987) und Volans (2008), wo er Vorstandsvorsitzender ist. Er ist der Verfasser von 17 Büchern, sitzt in mehr als 20 Aufsichtsräten und Beratungsausschüssen und betreibt das Blog www.johnelkington.com/ journal .
Ich vermute, der Übergang des Militärs zur »Grünen Truppe« – vielleicht Hand in Hand mit den Frieden stiftenden Blauhelmen der Vereinten Nationen – wird sehr viel rascher erfolgen als erwartet. Dies wird der materielle Ausdruck des vielleicht bedeutendsten nicht-materiellen Wandels der kommenden 40 Jahre sein: des geänderten Feindbilds. Nicht der nächste Nachbar mit einer abweichenden Meinung über Regierungssysteme oder Religion wird der »Feind« sein, sondern der vom Menschen verschuldete Klimawandel. Nicht jemand anderes, sondern das Kollektiv, dem jeder von uns angehört – oder um ein Poster vom ersten Earth Day 1970 zu zitieren: »Wir sind dem Feind begegnet und wir sind es selbst.« 13
KAPITEL 8 Der Zeitgeist von 2052
D ie rasanten Veränderungen der kommenden 40 Jahre werden großen Einfluss auf unsere Kulturen, unsere politischen Systeme und unsere allgemeine Geisteshaltung haben. Welche Stimmung wird wohl Mitte des 21. Jahrhunderts herrschen? Durch die Betrachtung bestimmter Schlüsselentwicklungen lässt sich der Zeitgeist von 2052 erschließen.
Fragmentierung: Betonung lokaler Lösungen
Während der letzten zehn bis 20 Jahre sind viele zu der Ansicht gelangt, die Globalisierung würde ununterbrochen fortschreiten und irgendwann eine »flache« Welt schaffen, in der es nur wenige Unterschiede zwischen den Nationalstaaten gibt. Diese Entwicklung wurde von institutionellen Entscheidungen unterstützt – so die Reduzierung von Handelsbarrieren durch die Welthandelsorganisation und der freie Fluss von Kapital und Arbeitskräften innerhalb der Europäischen Union. Doch werden wir bei dieser Abflachung der Welt wahrscheinlich an Grenzen stoßen, wenn es den mehr als 190 Ländern der Welt nicht gelingt, eine Vereinbarung zur Reduzierung der Treibhausgase zu treffen – trotz der mehr als 15 Jahre andauernden Bemühungen, das Kyoto-Protokoll zu erneuern. Ein ähnlicher Entwicklungsstau kennzeichnet die Verhandlungen der Doha-Handelsrunde zur Liberalisierung von Dienstleistungsströmen.
Ich nehme zwar an, dass die Globalisierung abflauen wird, doch das wird keinen deutlichen Rückgang des Welthandels nach sich ziehen. Der Handel wird einfach nur langsamer wachsen als es aus einem rein wirtschaftlichen Blickwinkel wünschenswert wäre. Er wird gleichzeitig frei genug bleiben, um die Arbeitskosten auf lange Sicht anzugleichen; frei genug, um einen großen Teil der Produktion in Niedriglohnländer zu lenken und dort dann langfristig die Lohnkosten und das verfügbare Einkommen zu heben; und frei genug, um sicherzustellen, dass Niedriglohnländer mit reichen Ländern gleichziehen. Doch wenn das Einkommen steigt, sind die Menschen eher bestrebt, den Status Quo zu erhalten. Sie werden eher Handelseinbußen in Kauf nehmen als ihre kulturellen Traditionen und ihre nationale Identität aufgeben. Der freie Handel wird immer Feinde haben. Und diese werden immer eine Stimme
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