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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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dauergrauem Himmel. Die tristen Wälder sind nass und dunkel, so dass man nicht mal mehr nach der Arbeit zum Joggen gehen kann. Eine Hälfte des Osloer Winters ist verschwunden, geopfert auf dem Altar des Klimawandels. Diese Tatsache ist offensichtlich für jemanden, der in den vergangenen 50 Jahren regelmäßig zum Skilaufen draußen war. Sie ist auch aus den Schneestatistiken ersichtlich, aber in den Köpfen der naturfernen Städter hat sie sich noch nicht verankert. Und noch weniger hat sie zu einer klaren norwegischen Klimapolitik geführt.
    Gut, der Verlust der Skigebiete ist ärgerlich, aber keine Katastrophe. Ähnliches gilt für die länger werdenden Trockenperioden im Westen der Vereinigten Staaten oder für die steigende Anzahl richtig heißer Tage in der Provence. Diese Veränderungen sind echte Verluste, auch wenn man sie mit der nostalgischen Sehnsucht der Erwachsenen nach der guten alten Zeit abtun kann. Richtig problematisch allerdings wird die Sache, wenn wir uns dem langsamen Anstieg des Meeresspiegels um die pazifischen Inseln zuwenden, die verschwinden werden, wenn der Meeresspiegel nur um einen Meter ansteigt – und das ist doppelt so viel wie für 2052 prognostiziert.
    Wenn Sie also wissen möchten, wie der Klimawandel Sie persönlich betreffen wird, fragen Sie einen alten Bauern oder einen Jäger, wie er die Sache sieht. Und dann fragen Sie sich, »Werde ich zufriedener sein?« in der Situation, die seiner Ansicht nach entstehen wird. Bedenken Sie aber auch, wie subjektiv die Antwort ist, die Sie erhalten. Die meisten norwegischen Waldbauern freuen sich auf höhere Temperaturen, schneller wachsende Bäume und bessere Holzerträge – schneebedeckte, im Mondlicht wie verzaubert glitzernde Lichtungen hin oder her.
    4. Wird Energie teurer?
    Ja.
    Auch hier hängt die Antwort davon ab, wie detailliert Sie die Frage stellen. Beginnen wir mit der Frage, welche Kosten Sie meinen: ihre jährliche Strom- und Gasrechnung (also die schwer verdienten Euro, die Sie Ihrem Versorger überweisen)? Oder die Kosten, die dem ganzen Land entstehen? Oder die Kosten pro Energieeinheit (in Euro pro Kilowattstunde Strom oder Liter Benzin)? Oder meinen Sie den Anteil der Wirtschaft, der damit beschäftigt ist, die Energie zu beschaffen, die für das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft erforderlich ist (also der Prozentsatz des BIP, der auf den Energiesektor fällt, einschließlich des Exports, der den Energieimport – falls vorhanden – finanziert)?
    Ich kann nur einige dieser Fragen beantworten und die Antworten fallen je nach Frage unterschiedlich aus. Die einfachste Antwort ergibt sich aus dem Diagramm zum Lebensstandard ( Abbildung 9–1b auf Seite 274): Der durchschnittliche Pro-Kopf-Energieverbrauch wird steigen. Aber nur eine bestimmte Zeit, bis etwa zum Jahr 2040. Das heißt, einige Jahrzehnte wird jeder von uns mehr Energie verbrauchen, bis nachlassendes Wachstum und steigende Energieeffizienz tatsächlich zu sinkendem Energieverbrauch pro Jahr führen.
    Wir werden also mehr Energie verbrauchen – mehr Tonnen Öleinheiten an Energie pro Kopf pro Jahr – bis in die 2040er-Jahre. Aber wird das mehr kosten? Genau kann ich das nicht sagen. Meinen Kalkulationen zufolge sinkt die Energieintensität der Wirtschaft graduell von 300 Kilogramm Öleinheiten pro 1.000 KKP-Dollar des BIP im Jahr 1970 auf 180 im Jahr 2010 und etwa 120 im Jahr 2050. Das heißt, der Wert, der pro Einheit verbrauchter Energie generiert wird, steigt dramatisch an, was wiederum auch bedeutet, dass der Anteil der Wertschöpfung, der in die Energiebeschaffung fließt, wahrscheinlich sinkt. Genau kann ich das nicht vorhersagen, denn es wird davon abhängen, ob neue Energieformen, die die alten fossilen Quellen ersetzen, sich als teurer erweisen werden als Strom und Wärme aus Kohle, Öl und Gas.
    Nach einer umfassenden empirischen Analyse bin ich, kurz gesagt, zu dem Schluss gekommen, dass künftige Energie wahrscheinlich etwa 30 Prozent teurer sein wird als die heutige Energie aus fossilen Brennstoffen. Während einer ersten Einführungsphase werden die erneuerbaren Energien zunächst sogar noch teurer sein, aber ich denke, dass Sonne, Wind, Biomasse und CSS langfristig Energie zu Preisen liefern werden, die etwa 30 Prozent über den heutigen liegen.
    Zurück zur Antwort auf Ihre Frage: Ich gehe davon aus, dass die Energiepreise pro Energieeinheit um ein Drittel steigen. Da die Energieintensität jedoch bis 2052 um 50 Prozent sinken wird,

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