2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

es nicht müssen. Sie sind zwar gesetzlich verpflichtet, physisch können sie aber nicht dazu gezwungen werden. Wenn sie sich einfach nicht ins Zeug legen wollen, gibt es wenig, was die Alten dagegen tun können. Wenn es hart auf hart kommt, werden die Alten den Krieg der Generationen verlieren. Der zweite Grund ist, dass die Last augenscheinlich bereits abgeworfen wird. In zukunftsorientierten und gut organisierten Ländern wurden die Rentensysteme reformiert, damit die künftigen Zahlungen sinken. Griechenland war das erste Land, das sich von den Sünden seiner Väter befreit – und den Rest der Welt dazu gebracht hat, die Hälfte der Schulden zu übernehmen, die die alte Generation angehäuft hat. In den Vereinigten Staaten haben ehemalige Hausbesitzer begonnen, um einen Teil des Vermögens, das bei den Banken gelandet ist, zu kämpfen.
    Diese Prozesse werden meiner Ansicht nach weitergehen, wenngleich schwer zu sagen ist, wo der angemessene Ausgleich in der Verteilung des Wohlstands zwischen den Generationen gesehen werden wird. Es gibt jedoch kaum Zweifel, dass die aktuelle Situation (das heißt: Gesetzgebung) vor allem der Nachkriegsgeneration, der ich auch angehöre, Vorteile verschafft. Wenn wir die drohenden Klimaschäden noch hinzurechnen, gibt meine Generation ein noch schlechteres Bild ab. Denn dann ist es nicht nur die jetzige junge Generation, die draufzahlt, sondern auch die künftige noch ungeborene. Sie müssen mit dem CO 2 leben, das meine Generation 40 Jahre lang bedenkenlos in die Atmosphäre gejagt hat. Gerne wird argumentiert, dass das ja nicht so schlimm sei, denn immerhin hinterließen wir ja den kommenden Generationen eine Unmenge an Kapital, Infrastruktur und Technik. Aber um sinngemäß den Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung 3 zu zitieren: »Menschen können nicht in kollabierenden Ökosystemen erfolgreich sein.«
    Die jetzige Generation hat den künftigen Generationen einfach zu viel aufgebürdet. Das kann nicht so weitergehen. Die Jungen, so nehme ich an, werden diese Last nicht einfach tragen. Einige Schulden werden nicht zu rückgezahlt werden und einige Renten werden nicht auf meinem Konto auftauchen.
    Und? Macht das was? Das hängt davon ab, wer Sie sind. Wie gesagt: Sie sollten entscheiden, wie sich meine Antwort auf Ihre persönliche Zufriedenheit auswirkt.
    6. Wird die Übergabe der Vormachtstellung von den Vereinigten Staaten an China friedlich vonstattengehen?
    Ja.
    Der Ausgangspunkt dieser Frage ist meine Überzeugung, dass im Jahr 2052 China weltweit führend sein wird. Dies ergibt sich unzweideutig aus meiner Prognose und insbesondere aus den in Kapitel 10 beschriebenen regionalen Unterschieden. Die Bevölkerung Chinas wird im Jahr 2052 dreieinhalb Mal so groß sein wie die der Vereinigten Staaten. Die chinesische Wirtschaft wird fast zweieinhalb Mal größer sein und Pro-Kopf-Produktion und Pro-Kopf-Verbrauch werden mehr als 70 Prozent der entsprechenden US-amerikanischen Werte sein. China wird die treibende Kraft des Planeten.
    Das ist ja in einigen Belangen bereits der Fall. China hat derzeit einen Handlungsspielraum, von dem die beiden anderen Konkurrenten um die weltweite Vormachtstellung – die Europäische Union und die Vereinigten Staaten – nur träumen können. Die Vereinigten Staaten mögen noch die größte Wirtschafts muskelkraft haben (das US-BIP entspricht 13 Billionen KKP-Dollar pro Jahr, ähnlich dem der Europäischen Union), aber China kann seinen etwas kleineren Muskel (das chinesische BIP beträgt fast zehn Billionen KKP-Dollar pro Jahr) viel bes ser bewegen. Militärisch sind die Vereinigten Staaten außerhalb des US-Hoheitsgebiets immer noch mächti ger, aber wirtschaftlich wächst der Einfluss Chinas rasch. Es schwächt den chinesischen Staat nicht, dass ihm bereits eine Billionen KKP-Dollar der US-amerikanischen Staatsschulden gehören, das ist ein Viertel der US-Staatsschulden in ausländischer Hand. Das heißt, China gehört etwa ein Monat der jährlichen Gesamtproduktion der US-Wirtschaft.
    Viele Experten vertreten die Meinung, dass China aufgrund fehlender einheimischer Ressourcen oder aufgrund von Konterrevolution die Hegemonie nicht erreichen wird. Ich dagegen bin überzeugt, dass China über ausreichend Kohle und Schiefergas verfügt, um die Wirtschaft in der Übergangsphase zu versorgen, genug Sonne, um die Wirtschaft langfristig zu befeuern, die nötige Einsicht in die Gefahr des Klimawandels, um jetzt gegen die Verluste