2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
könnte Ihre jährliche Stromrechnung tatsächlich auch geringer ausfallen. Der Anteil der Energiekosten am BIP, das um mehr als 100 Prozent steigt, wird ebenfalls sinken. Aber das gilt für einen Planungshorizont von 40 Jahren. In der Zwischenzeit kurbeln die Gesellschaften ihre Investitionen an, um den Übergang von den fossilen zu den erneuerbaren Energien zu fördern. In diesem Zeitraum wird Energie teurer.
Der prozentuale Anteil des BIP, der in die Energieerzeugung fließt, ist ein guter Hinweis, wie sich die Energiepreise für Sie als Verbraucher »anfühlen« werden. Der Anteil des BIP, der für die Energieerzeugung aufgewendet wird, entspricht (ungefähr) dem Prozentsatz Ihrer Arbeitszeit, den Sie aufwenden müssen, um Ihre Energiekosten zu zahlen. Das Institute for Energy Research (IER) 2 in den USA hat versucht, den Anteil der Energie am weltweiten BIP zu errechnen. Im Jahr 2005 wurden etwa acht Prozent des US-amerikanischen BIP für die Erzeugung und Bereitstellung von Energie aufgewendet. Das bedeutet, dass (etwa) acht Prozent der Arbeit und des physischen Kapitals in die Energiebereitstellung flossen. Dieser Prozentsatz hat in den vergangenen 40 Jahren erheblich geschwankt. 1970 lag er bei acht Prozent, stieg auf 14 Prozent an, nachdem die OPEC-Länder in den 1970er-Jahren die Ölpreise anzogen, und sank nach der Ölkrise im Laufe von zwei Jahrzehnten und während der Erholung der US-amerikanischen Konjunktur auf sechs Prozent. Seit 2000 ist der Anteil wieder angestiegen und lag im Jahr 2006 bei neun Prozent. Schätzungen des IER zufolge liegt der entsprechende Anteil des weltweiten BIP bei acht Prozent.
Grob gerechnet verwendet jeder Bürger und jede Bürgerin weltweit durchschnittlich ein Zwölftel ihrer Arbeitszeit für die Begleichung ihrer Energiekosten und dieser Anteil könnte während der Übergangszeit zu erneuerbaren Energien auf ein Achtel ansteigen.
Energie wird also teurer, aber meiner Meinung nach nur unwesentlich. Der Grund für die Verteuerung ist die Tatsache, dass wir sogar heute schon saubere Energie aus Kohle (dank CCS) zu Kosten erzeugen können, die nur 50 Prozent über den aktuellen Kosten für konventionell erzeugte kohlebasierte Energie liegen. Kohle mit CCS wird als eine nahezu unerschöpfliche backstop -Technik fungieren, die langfristig die Energiepreise auf einem annehmbaren Niveau hält. Ich muss in aller Fairness hier allerdings erwähnen, dass viele Experten dieser Schätzung widersprechen, die ich auf die ingenieurtechnische Analyse des (bedeutenden, aber endlichen) Effizienzverlustes bei CCS basiere. Meine Kritiker sind der Ansicht, CCS sei wesentlich teurer. Sollten sie Recht behalten, wird sich CCS nicht durchsetzen – zumindest nicht in den kommenden Jahrzehnten. Das mag sich kurzfristig positiv auf Ihre Stromrechnung auswirken, wird jedoch dazu führen, dass der Übergang zu einer CO 2 -armen Zukunft länger dauert.
Fazit: Der wesentliche Grund, warum die Energiekosten kurzfristig nicht steigen, ist der langsame Übergang zu erneuerbarer Energie. 2052 werden immer noch 60 Prozent der verbrauchten Energie aus fossilen Quellen kommen. Die Klimaschäden werden deshalb schnell zunehmen, ebenso wie die Kosten für die Beseitigung der Schäden. Paradoxerweise müssen die Menschen dadurch Reparaturrechnungen nach den Krisen begleichen, anstatt vorher die gleiche Geldsumme in erneuerbare Energie zu investieren und die Schäden zu vermeiden.
5. Wird die jüngere Generation widerspruchslos die Schulden und Renten der Alten zahlen?
Nein.
Je weiter wir uns von konkreten Fragen wie Einkommen, Beschäftigung, Klimawandel und Energiekosten zu weniger greifbaren Themen hin bewegen, desto stärker müssen wir unsere Abstraktionsfähigkeit bemühen. Die erste Frage bezieht sich auf die Generationengerechtigkeit und ist insbesondere in den Industrie- und den Schwellenländern von Bedeutung, wo sich die überkommenen Lösungen zu den Rechten und Pflichten der Generationen (und der Geschlechter) in den vergangenen Jahrzehnten am dramatischsten verändert haben. In den reichen Teilen der Welt steht die Generation, die enorme Schuldenberge und ungedeckte Rentenansprüche angehäuft hat, vor dem Rentenalter. Die – vorsichtig ausgedrückt – interessanteste Frage ist nun, ob die nachfolgende Generation diese Last tragen und die Schulden ebenso wie die Renten widerspruchslos zahlen wird. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich denke, nein.
Der einfachste Grund ist, weil sie
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