2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
anzukämpfen, und eine hinreichende Tradition chinesischer Unabhängigkeit, um intern die Ressourcen zu entwickeln, die jetzt vielleicht noch nicht erkennbar sind. Am wichtigsten jedoch sind der Wille und die Fähigkeit der Chinesen, Investitionsflüsse so zu steuern, dass sie ihre Ziele erreichen. Man darf dabei nicht vergessen, dass China langfristig nicht mehr all die Energie und all die Ressourcen benötigt, die das Land jetzt für die Herstellung von Exportgütern braucht. Langfristig reichen eine nachhaltige einheimische Energieversorgung und Ressourcen für die Versorgung der chinesischen Bevölkerung, die um 2020 ihren Höchststand bei etwa 1,4 Milliarden Menschen erreichen und 2052 auf etwa 1,2 Milliarden Menschen zurückgegangen sein wird.
Zweifellos: Die Dinge können auch schief laufen für China. Aber nicht kurzfristig, denke ich. Die Interessen der chinesischen Kommunistischen Partei sind fast komplett identisch mit den Interessen des Großteils der chinesischen Bevölkerung. Beide wollen schnelles Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs. Beide werden applaudieren, wenn das gelingt. Beide werden leiden, wenn es nicht gelingt – und es einfach noch einmal versuchen. Natürlich gibt es auch in China Einzelne, die auf andere Werte als materiellen Wohlstand drängen, aber diese Stimmen werden (wie in den Vereinigten Staaten) noch lange in der Minderheit sein und ihre weicheren Ziele werden unterdrückt werden.
Mehr mit weniger zu erreichen, das wird das Mantra des chinesischen Wirtschaftswachstums sein, um das Ziel der letzten 2.000 Jahre zu erreichen, nämlich ein unabhängiges China – unabhängig von den »unzivilisierten fremden Völkern« jenseits des Reichs der Mitte. Die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz wird mit Verve vorangetrieben werden. Und weil beide vom Grundsatz her realisierbar sind, werden sie auch durch den geplanten Einsatz von Geld und Arbeitskraft gelingen.
Und was werden die Amerikaner tun, wenn der chinesische Hegemon sich in voller Größe zeigt? Nicht viel. Ich glaube an die einvernehmliche Lösung des potenziellen Konflikts zwischen China und den Vereinigten Staaten, weil auch die Vereinigten Staaten innerhalb ihrer Staatsgrenzen über ausreichende Ressourcen verfügen, um ihren Bewohnern Unabhängigkeit zu ermöglichen. Es ist wohl wahr, dass das Land derzeit auf enorme Mengen an importiertem Öl angewiesen ist, aber ähnlich wie China verfügen auch die Vereinigten Staaten über ausreichende Kohle- und Schiefergasvorkommen, um ihre Wirtschaft auf lange Zeit zu versorgen (unter der Maßgabe, die ich auch zugrunde gelegt habe, dass das Land im Laufe der kommenden 40 Jahre nur geringes reales BIP-Wachstum verzeichnet). Die Landwirtschaft ist stark – stark genug, um die Bevölkerung zu ernähren, und hat, falls die US-Amerikaner sich entscheiden, gesünder zu leben, auch ausreichend Platz für Biokraftstoffe. Darüber hinaus verfügen die Vereinigten Staaten über Raum, der auch nach der Klimaveränderung bewohnbar ist. Wasser kann dort ein Problem werden, wo es derzeit bereits knapp ist, aber die Aktivitäten werden einfach verlagert, falls die Wasserlage dies erfordert. Gentechnisch veränderte Pflanzen werden trotz ihrer Nachteile großflächig angebaut, um die Wasserknappheit zu umgehen. Und wenn die US-amerikanische Demokratie sich auch endlich daran macht, die gesellschaftlichen Probleme gemeinsam zu lösen, dann sind die US-amerikanischen Investitionskapazitäten riesig und die Probleme sind lösbar.
Ich denke, der letzte Satz enthält die Essenz des Schicksals der Vereinigten Staaten in den kommenden 40 Jahren. Sie könnten ihre Vormachtstellung behalten, wenn sie sich dazu entschließen. Aber ich denke auch, dass das US-amerikanische Regierungssystem dazu nicht in der Lage ist. Schnelle und parteiübergreifende Entscheidungen sind offensichtlich nicht die Stärke der Vereinigten Staaten. Und ich sehe nichts, was darauf hindeutet, dass sich das in den nächsten 40 Jahren ändert. Das Land ist bereits reich und die Ressourcen für einen vielleicht geringfügig niedrigeren Lebensstandard sind ebenfalls vorhanden. Das heißt, die Vereinigten Staaten können es sich erlauben, als provinzielles und selbstzufriedenes Land in die zweite Reihe zurückzufallen. Ähnlich wie Europa, das nach den beiden Weltkriegen geräuschlos den Platz ganz vorne räumte.
Aber sowohl China als auch die Vereinigten Staaten werden mit dem zu kämpfen haben. Beide Länder sind so groß,
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