2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

angenommenen Wachstumsrate von zwei Prozent jährlich) und die Bevölkerung um zwölf Monate (bei einer angenommenen Wachstumsrate von 1,4 Prozent jährlich) zurückwerfen. Das heißt, auf den Klimawandel würde sich ein Atomkrieg noch weniger auswirken als die oben beschriebene finanzielle Kernschmelze.
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das Leid, das ein Atomkrieg verursacht, ist unfassbar und völlig überflüssig. Und die Ungerechtigkeit, dass die einen getroffen werden und die anderen nicht, ist nicht hinnehmbar.
    Krankheit
    Wenn eine tödliche Krankheit das Klimaproblem »lösen« sollte, dann müsste sie die Emissionen zwischen 2010 und 2050 um etwa ein Drittel meines prognostizierten Volumens reduzieren. Dies würde, vereinfacht dargestellt, erreicht, wenn der Energieverbrauch um ein Drittel sinken würde, was passieren würde, wenn die Wirtschaft um ein Drittel zurückgehen würde, was wiederum passieren würde, wenn die Gesamtbevölkerung um ein Drittel schrumpfen würde. In anderen Worten: Das Klimaproblem wäre gelöst, wenn eine Seuche etwa zwei Milliarden Menschen töten würde (ein Drittel der Weltbevölkerung) und die Todesfälle geografisch und in allen Altersgruppen gleichmäßig verteilt wären.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas eintreffen kann – und selbstverständlich hoffe ich es auch nicht. Aber andererseits: Um 1350 tötete die Pest etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas. Eine Seuche, die zwei Milliarden Menschen dahinrafft, wäre sowohl eine unfassbare Katastrophe als auch eine Lösung des Klimaproblems.
    Zusammenbruch der ökologischen Leistungen
    Was wäre, wenn es die ökologischen Leistungen, die wir alle brauchen, nicht mehr gäbe? Wenn die Bienen nicht mehr die Obstbäume bestäuben würden, die Natur uns nicht mehr mit Trinkwasser beliefern würde, die Bäume kein CO 2 mehr absorbieren würden oder die Bakterien aufhörten, unseren Abfall zu zersetzen? Wissenschaftler haben den Wert der ökologischen Leistungen berechnet, den die Menschen Jahr für Jahr völlig gratis bekommen: Er entspricht in etwa dem des weltweiten BIP.
    Wenn die Natur diese Leistungen nicht mehr erbringen würde, stünde die Gesellschaft, wie wir sie kennen, vor dem Zusammenbruch, denn es würde viel zu lange dauern, bis wir die Leistungen der Natur selbst erbringen könnten. Wir müssten die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung und die Hälfte des Kapitals in die Erbringung dieser Leistungen vorsehen. Theoretisch wäre das vielleicht noch möglich, praktisch würde es sehr lange dauern und am Ende wäre die konsumierbare Wirtschaftsleistung um die Hälfte geschrumpft, da die andere Hälfte etwas herstellen würde, das vorher umsonst zur Verfügung stand. Da die Bevölkerung unverändert groß wäre, würde auch der Pro-Kopf-Verbrauch auf die Hälfte sinken. Das Gesamt-BIP dagegen würde – genau wie der ökologische Fußabdruck – gleich bleiben. Ich bezweifle jedoch, dass die Menschen das schaffen könnten.
    Konterrevolution in China
    Was wäre, wenn die Kommunistische Partei in China die Macht verlieren und das Wirtschaftswachstum in den zunehmend unabhängigen und desorganisierten Regionen des Landes auf durchschnittlich fünf Prozent im Jahr sinken würde? Das weltweite BIP würde langsamer wachsen, genau wie die CO 2 -Emissionen und der ökologische Fußabdruck. Es würde viel länger dauern, bis die Chinesen reich sind. Und das Einsetzen des sich selbst verstärkenden Klimawandels würde ein paar Jahre hinausgeschoben werden, was der Menschheit etwas mehr Zeit gäbe, eine klimafreundliche Welt zu entwickeln. Der Zusammenbruch des autoritären Regimes in China würde aber wahrscheinlich auch die Investitionen Chinas in zukunftsorientierte umweltverträgliche Technik senken, was die Emissionen ansteigen und die positiven Effekte aufheben würde.
    Revolution in den Vereinigten Staaten
    Was wäre, wenn es in den Vereinigten Staaten eine Revolution gäbe und eine drastische Umverteilung von Einkommen und Vermögen? Das könnte durch einen Bürgeraufstand ausgelöst werden, der die Steuergesetze grundlegend verändert und damit zu einer ausgewogeneren Verteilung von Einkommen und Vermögen führt. Meiner Meinung nach hätte eine solche Revolution in den Vereinigten Staaten genau den gegenteiligen Effekt wie eine Konterrevolution in China. Sie würde das BIP-Wachstum ankurbeln und die Bemühungen, das Land klimafreundlicher zu gestalten, unterstützen. Die Umverteilung würde