2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
gerade einmal vier Jahre, bevor Amazon verkünden konnte, dass das Unternehmen mehr E-Books als gedruckte Bücher verkauft.
Genau so war es und wird es mit erneuerbaren Energien gehen. Sogar noch bevor Regierungen beschließen, ernsthafte Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, ist die neue Energieindustrie auf Erfolgskurs. Der alte Scherz mag stimmen – die Solarenergie stehe seit 40 Jahren 20 Jahre vor dem Durchbruch – doch jetzt ist es so weit: Die Preise fallen rapide und das Wachstum steigt ebenso schnell. Keine der Mainstream-Institutionen gibt zu, dass bis 2050 die Hälfte des gesamten Energiebedarfs durch erneuerbare Energie gedeckt werden kann. Gremien wie die Internationale Energieagentur und Unternehmen wie Shell vertreten nach wie vor die Ansicht, dass höchstens 20 bis 40 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen können. Aber es liegt in der Eigenart des Alten, das Potenzial des Neuen zu verwerfen. Wir haben dieses Phänomen schon öfter erlebt, wenn eine neue Technik eingeführt wurde.
Diese Entwicklung könnte und würde allein über Marktmechanismen geschehen, sobald die Preise fallen und die Branche wächst. Aber die Märkte müssen diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Einige der führenden Länder – darunter China – werden durch verschiedene Maßnahmen unterstützend eingreifen und so die Veränderung schneller herbeiführen, als der Markt das alleine gekonnt hätte.
Ab 2020 wird das Ausmaß der Gefahr, die der Weltwirtschaft und den Menschen durch Klimawandel und Ressourcenknappheit droht, immer deutlicher und zunehmend akzeptiert. Wenn nicht mehr zu verleugnen ist, dass wir ein systemisches Problem haben, werden die Regierungen darauf drängen, Treibhausgasemissionen umgehend zu reduzieren.
Eine der wesentlichen Maßnahmen dabei wird es sein, die alten Energiequellen rasch zu beseitigen und sie durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Das wird sich nicht darauf beschränken, die neue Stromversorgung auf erneuerbarer Energie umzustellen. Fortschrittliche Länder werden die Stilllegung alter, aber noch laufender Atom- und Kohlekraftwerke in Betracht ziehen. Das wird nicht ohne Konflikte abgehen. Gesellschaften sträuben sich, alte Anlagen zu verschrotten, denn sie sind billiger als neue und man kennt sie in- und auswendig. Das heißt, die Eigendynamik des Klimawandels würde nicht sofort gestoppt, aber das Abrutschen in eine nicht mehr kontrollierbare Zukunft verlangsamt.
Die wirtschaftlichen und geopolitischen Konsequenzen dieser Wandlungen im Wirtschafts- und Energiesystem werden enorm sein. Manche werden zweifellos für alle Gesellschaften positiv sein, aber die meisten werden chaotisch verlaufen und Gewinner und Verlierer schaffen.
Eine der deutlich positiven Entwicklungen wird die weltweite Verfügbarkeit billiger Energie sein. Es mag etwas mehr als 40 Jahre dauern, aber am Ende wird billige Solarenergie überall, wo die Sonne scheint, Strom und Wärme liefern. Die armen Länder werden nicht die Motoren der Veränderung sein, aber sie werden die Nutznießer von Maßnahmen sein, die China und vielleicht einige Länder in Europa ergreifen. Die Länder, die aktiv werden, werden aus Eigeninteresse dafür sorgen, dass neue Energietechnologien großflächig eingesetzt werden können, denn sie wollen eine sichere und saubere Energieversorgung und den wirtschaftlichen Vorteil, den die Herstellung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie bietet. Gleichwohl werden alle Länder davon profitieren, denn alle haben Zugang zu ausreichend »Brennstoff« aus der Sonne, wodurch auch Themen wie Versorgungssicherheit ihre Brisanz verlieren und die finanzielle Belastung, die mit teuren Importen fossiler Brennstoffe verbunden ist, entfällt.
Dennoch werden einige Länder als deutliche Verlierer aus dieser Entwicklung hervorgehen. Viele Länder im Nahen Osten, aber auch in anderen Regionen, werden massive Einkommensverluste hinnehmen müssen, wenn die Welt von Öl und Kohle abrückt. Das wird zu einer geopolitischen Machtverschiebung führen und sich auch auf Sicherheitsfragen auswirken. Regierungen, die von Einkommen aus Ölexporten abhängig sind, werden bei ihren Völkern in Ungnade fallen, weil sie den Reichtum ihrer Länder so schlecht bewirtschaftet haben.
Auch Unternehmen und Investoren werden zu kämpfen haben. Die Finanzmärkte werden diesen Übergang nicht reibungslos erleben. Zunächst werden sie ihre fossilen Vorräte noch für eine Weile hoch bewerten und dabei
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