2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Vorkommen so riesig sind, dass die Gesellschaft überzeugt wäre, sie würden den Bedarf über Jahrzehnte hin decken) die Einführung von Energieeffizienz und erneuerbarer Energie verzögern würde. Es würde aber auch bedeuten, dass Erdgas an Marktanteilen verliert. Die allgemeine Folge wäre eine Verlangsamung der Reduzierung der CO 2 -Emissionen und eine Beschleunigung der globalen Erwärmung. Ein größerer Anteil des BIP würde in den Konsum fließen, das heißt, den Menschen ginge es materiell besser, sie würden aber in einer gefährlicheren Umwelt leben.
Ähnliches würde passieren, wenn man noch mehr große Erdgasvorkommen finden würde, so wie dies in den vergangenen zehn Jahren der Fall war, als billiges Schiefergas in den Vereinigten Staaten und anderswo entdeckt wurde. Da Gas wesentlich weniger CO 2 pro Energieeinheit ausstößt als Kohle und Öl, würde die Ersetzung Letzterer durch Gas kurzfristig zu einer Senkung der CO 2 -Emissionen führen. Aber billiges Gas macht auch neue erneuerbare Energien weniger wettbewerbsfähig, also würde Gas langfristig die Reduzierung der CO 2 -Emissionen verlangsamen. Billiges Gas ist also kurzfristig von Vorteil, langfristig löst es keine Probleme, da es den vollständigen Übergang zu einer Solarwelt verhindert. Gas kann jedoch in der späteren Übergangsphase durchaus als Backup-Lösung für die unregelmäßige Stromerzeugung aus Windkraft sorgen.
Kurz: Die Gesamtauswirkungen neuer Öl- und Gasvorkommen wären komplex. Alle unterschiedlichen Effekte müssten quantifiziert und die Nettoauswirkung errechnet werden – wobei das Nettoergebnis auch noch über die Jahre variiert. Es gibt kein neues und permanentes Gleichgewicht, das die Antwort erleichtert.
Finanzielle Kernschmelze
Was wäre, wenn das Vertrauen in das Finanzsystem und damit die Kreditvergabe an die Realwirtschaft komplett zusammenbrechen und das BIP dadurch innerhalb eines Jahres um, sagen wir, 20 Prozent sinken würde? Zunächst einmal denke ich, dass die Zentralbanken weltweit ein solches Szenario nicht zulassen würden, da sie die Macht haben, es zu stoppen (zumindest nach einiger Überzeugungsarbeit in den Parlamenten), indem sie Geld drucken und mehr Nachfrage schaffen, zum Beispiel nach öffentlichen Leistungen wie Straßenbau, so wie es in den Vereinigten Staaten während der »Großen Depression« in den 1930er-Jahren geschehen ist.
Aber was wäre, wenn sie diese Wirtschaftskrise nicht stoppen könnten? Das würde zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, der begleitet wird von sinkenden Einkommen, sinkendem Energieverbrauch, sinkenden CO 2 -Emissionen und einem kleiner werdenden ökologischen Fußabdruck, nicht zu vergessen massive Umschichtungen der Eigentumsverhältnisse und Nettovermögenswerte. Die wichtigste Folge jedoch, über den Rückgang von Konsum und Wohlstand und den Anstieg der Armut hinaus, wäre die Tatsache, dass die Menschheit erst später an Grenzen des Planeten stößt. Obwohl dieser Aufschub nicht wirklich lange wäre. Würden fünf Jahre lang die jährlichen Emissionen um 20 Prozent sinken, so würden die kumulierten Emissionen um ein Jahr der normalen Emissionen sinken, das heißt, der sich selbst verstärkende Klimawandel würde nicht im Jahr 2080 einsetzen, sondern erst 2081.
Das heißt, eine ernsthafte Finanzkrise würde das Klima nicht retten. Würde die Rezession jedoch intelligent genutzt, indem die Arbeitslosen »grüne« Projekte durchführen, die durch die Notenpresse finanziert werden, könnte sich der wirtschaftliche Aufschwung langfristig als eine Wohltat für das Klima herausstellen. Ich zweifle jedoch, dass das passieren würde.
Atomkrieg
Was würde passieren, wenn jemand ein paar riesige Atombomben abwerfen würde, um irgendein nervendes Problem zu lösen? Viel weniger, als Sie wahrscheinlich denken. Ein Atomkrieg verursacht zweifellos bei der Explosion der Bombe unsagbares Leid und die Strahlungen machen das Leben der Betroffenen noch lange zur Qual.
Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Weltbevölkerung und die Wirtschaft wären jedoch begrenzt. Würden die Bomben 100 Millionen Menschen töten – und das ist etwa zehnmal so viel, wie realistischer Weise sterben würden – dann wären das 1,4 Prozent der Weltbevölkerung und derselbe Anteil des weltweiten BIP (wenn man davon ausgeht, dass die Bomben in allen Altersgruppen gleich viele Opfer verursachen). Die Bomben würden die Weltwirtschaft um lediglich acht Monate (bei einer
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