2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
überzeugen, auf eine bessere Lösung zu warten und währenddessen für die Entwicklung dieser besseren Lösung zu zahlen. Ich weiß, es besteht immer die Gefahr, dass ein starker Staat die falsche Lösung wählt (und dass der Markt diesen Fehler vielleicht nicht gemacht hätte). Aber dieses Risiko kann gemindert werden, zum Beispiel indem die Regierung das Ziel definiert und das Geld zur Verfügung stellt, während gleichzeitig der Markt die Technik über ein Angebotsverfahren wählt.
Wird der starke Staat rechtzeitig kommen, um das Klimaproblem zu lösen? Wie Sie aus meiner Prognose gesehen haben, glaube ich das nicht. Aber im Jahr 2052 wird ein starker Staat wesentlich akzeptierter sein als heute und einige der offensichtlichen Lösungen werden schon weit gediehen sein.
8. Wird die Welt des Jahres 2052 eine bessere Welt sein?
Die Antwort hängt von Ihrem Alter, Ihrem Beruf, Ihrer Staatsangehörigkeit und wahrscheinlich von Ihrer familiären Situation ab. Und auch hier gilt: Die Antwort ist nicht allein, ob das verfügbare Einkommen höher ist, sondern ob die allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben gestiegen ist. Es wird gewaltige Unterschiede zwischen den Menschen geben. Einfach ausgedrückt: Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit im Jahr 2052 spiegelt die Zufriedenheit von etwa zwei Milliarden Menschen wider, die in den vergangenen 40 Jahren vom Land in eine annehmbare Wohnung in einer Metropolis gezogen sind, etwa zwei Milliarden Angehörigen der Mittelschicht, die in 40 Jahren kaum eine Gehaltserhöhung erlebt haben, zwei Milliarden, deren Einkommen während ihrer Lebenszeit von zehn KKP-Dollar pro Tag (Vietnam heute) auf 20 KKP-Dollar pro Tag (Ukraine heute) angestiegen ist, und zwei Milliarden Menschen, die in den teils ländlichen Gebieten eines armen Landes ums Überleben kämpfen.
Alle acht Milliarden Menschen werden irgendeine Form von Internetzugang haben, wesentlich besser informiert sein und ihren Energiebedarf stärker aus lokal erzeugter Solarenergie decken. Sie werden sehr viel weniger Kinder haben. Die meisten werden in den Städten leben (abgesehen von einer Minderheit, die auf und von dem Land lebt). Sie werden mit den Schäden zu kämpfen haben, die der Klimawandel verursacht hat, aber diejenigen, die in den Städten wohnen, werden die Auswirkungen der Wetterschwankungen selten aus erster Hand erleben, sondern nur durch Informationen aus zweiter Hand kennen, die ihnen die elektronischen Medien geliefert haben. Sie werden in dem unangenehmen Bewusstsein leben, dass noch weitere negative Folgen des Klimawandels zu erwarten sind.
Materiell gesehen lautet die Antwort wohl ja, im Schnitt wird die Welt ein besserer Ort sein; aus psychologischer Sicht wohl eher nein, denn im Jahr 2052 sind die Zukunftsaussichten düster. Das könnte sich ändern, wenn es Hoffnung gibt. Wenn die, die unter den Folgen des Klimawandels leiden, die tröstliche Gewissheit besitzen, dass irgendwo auf dem Planeten einige ressourcen- und ideenreiche und anständig regierte Länder existieren, die alles daran setzen, die globale Erwärmung zu stoppen, dann können sie auf eine bessere Zukunft hoffen.
Auch hier kommt es darauf an, ob diese Gruppen dann weniger zufrieden oder zufriedener mit ihrem Leben sind als heute – eine sehr subjektive Frage, die von der Wahrnehmung der eigenen Situation abhängt. Man muss bedenken, dass die Menschen in 40 Jahren ihre Lebensumstände mit ihrer direkt erlebten Vergangenheit vergleichen und nicht von unserem heutigen Standpunkt aus beurteilen.
Wild Cards
Zwischen heute und dem Jahr 2052 können und werden viele unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Im Folgenden betrachte ich einige dieser möglichen »Wild Cards«, wie die Experten sie nennen, etwas genauer und versuche zu analysieren, wie sie sich auf meine globale Prognose auswirken könnten. Meiner Ansicht nach sind alle diese Wild Cards sehr unwahrscheinlich, weshalb ich sie nicht in meine Prognose einbezogen habe.
Öl oder Gas im Überfluss
Was wäre, wenn sich peak oil tatsächlich als so falsch erweisen würde, wie viele in der Erdölindustrie das annehmen? Was wäre, wenn so viel Öl gefunden (und gefördert und vermarktet) werden würde, dass der Ölpreis auf die guten alten 20 KKP-Dollar pro Barrel – der Preis während der 1990er-Jahre – fallen würde? Das wäre zunächst einmal ein gewaltiger Wettbewerbsvorteil für Öl, der (falls die Regierungen dies zulassen würden und dies wäre nur der Fall, wenn die neuen
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