2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Biodiversität und Ungerechtigkeit entgegenzuwirken, zu einem Rückgang des durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauchs beitragen wird. Ich lege den Beginn des Konsumrückgangs in die 2050er-Jahre, doch dürfte die reiche Welt wesentlich früher betroffen sein. Die ärmeren Teile der Welt werden nur einen geringen Rückgang erleben, denn ich erwarte nicht, dass sie vor 2052 wirklich rasch wachsen werden.
Einkommensverlust versus Verlust an Wohlergehen
Die Geschichte der Prognose 2052 ist eine der Grenzüberziehung, verursacht durch eine verzögerte gesellschaftliche Reaktion auf Treibhausgasemissio-nen, die über Generationen hinweg ein nachhaltiges Niveau überschritten. Es ist eine Geschichte geringeren Konsumwachstums (und in der reichen Welt eine des Konsumrückgangs), die teilweise aus den Kosten des Versuchs resultiert, das Klimaproblem abzumildern. Und da sie von einer inadäquaten Reaktion ausgeht, wird die sich selbst verstärkende Klimaerwärmung in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts womöglich noch zum Konsumrückgang beitragen und das Gefühl einer Zukunft vermitteln, das sich weit besser mit dem emotionalen Begriff »Zusammenbruch« beschreiben lässt.
Viele werden die GdW -Szenarios völlig korrekt als eine Darstellung gelesen haben, in der die Menschheit so rapide an die Grenzen der Welt stößt, dass schon dieser Aufprall selbst die menschliche Lebensdauer durch Hunger aufgrund von Überbevölkerung und toxischer Umweltverschmutzung reduziert. Zudem hat dieser Aufprall einen Peitscheneffekt, da dieselben toxischen Inputs auch die Agrarproduktivität verringern und so, ganz der Bevölkerungstheorie von Malthus entsprechend, eine weitere Verringerung der Lebensdauer und noch mehr Hunger verursachen. In der heutigen globalisierten Welt des Geldes und des Handels ist es jedoch wahrscheinlicher, dass der Niedergang die Form verringerter Kaufkraft und nicht die einer erhöhten Mortalität annehmen wird. Ich würde allerdings sagen, dass der Effekt in beiden Fällen eine reduzierte Lebensqualität ist. Was also in den overshoot kommt und kollabiert, ist das »Wohlergehen«, nicht die Bevölkerung oder das BIP.
Grenzüberziehung-und-Zusammenbruch-Szenarios beinhalten eine begrenzte Zeitspanne, in der das Niveau des »Wohlergehens« das übersteigt, was erwiesenermaßen langfristig aufrechterhalten werden kann. Angesichts eines bedrohlich nahenden Niedergangs wäre eine mögliche menschliche Reaktion, die Vorstellung von »Wohlergehen« neu zu definieren, so dass es nur enthält, was nachhaltig verfügbar gemacht werden kann. Eine andere Lösung wäre zu warten, bis die globale Bevölkerung klein genug wird, um allen die Privilegien zu gewähren, die heute nur wenige genießen. Ich gehe davon aus, dass die Menschheit im 21. Jahrhundert ein wenig von beidem tun wird.
Wenn wir es also vermeiden, die Welt in diesem Prozess zu zerstören – wenn wir den sich selbst verstärkenden Klimawandel vermeiden –, dann besteht Hoffnung: Im Jahr 2100 wird die Weltbevölkerung wesentlich kleiner als heute und das Energiesystem zu 100 Prozent solar sein. Die Menschheit wird einem Zustand der Nachhaltigkeit um vieles näher sein, vor allem, wenn sich auf dem Weg dahin einige nicht-nachhaltige Werte verändert haben werden.
Es ist hilfreich, zwischen den Begriffen »Grenzüberziehung und Zusammenbruch« und »Grenzüberziehung und Niedergang« zu unterscheiden. Ersterer bezieht sich auf ein vollkommen unkontrolliertes Aussterben großen Maßstabs, während der zweite einen Prozess meint, in dem die Menschheit nach einer Ära relativer Blüte zunehmend Mangel leidet.
Diesem Sprachgebrauch folgend denke ich, kann die Menschheit im 21. Jahrhundert Grenzüberziehung und Zusammenbruch erleben, allerdings nicht vor 2052. Die wahre Nagelprobe steht uns in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts bevor, wenn wir wissen, ob es zu einer sich selbst verstärkenden Klimaerwärmung kommt und ob die Menschheit es schaffen wird, sich daran auf eine friedliche Weise anzupassen (indem sie die verbleibende Bevölkerung in überflutungssichere und anderweitig klimaangepasste Städte umsiedelt und gewährleistet, dass die notwendige Produktion in einer sich stetig erwärmenden Welt stattfinden kann).
Ich bin aber ebenso überzeugt, dass die Welt noch vor 2052 zahlreiche Fälle von Grenzüberziehung und Niedergang erleben wird. Das herausragende Beispiel wird der Abstieg der Vereinigten Staaten von ihrer früheren Rolle als
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