Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
Vom Netzwerk:
unangefochtene Weltmacht sein, der mit einem frühen Höchststand des Pro-Kopf-Verbrauchs des Landes (der vielleicht schon hinter uns liegt) einhergeht, gefolgt von einem sich lang hinziehenden Rückgang. Der Niedergang wird nicht nur physischen Grenzen des Wachstums geschuldet sein, wie in meiner Prognose detailliert dargelegt. Vielmehr werden die gestiegenen Kosten für saubere Energie und die zunehmende Notwendigkeit, mit extremen, durch den Klimawandel bedingten Wetterlagen fertig zu werden, die Belastung durch das rückläufige Produktivitätswachstum noch vergrößern, die zudem auch noch durch unhaltbare Ungerechtigkeit verschlimmert wird.
    Interessant ist, dass die Geschichte des 21. Jahrhunderts, selbst wenn es zu Grenzüberziehung und Zusammenbruch kommt, womöglich nicht in diesen Begriffen wiedergegeben wird. Stattdessen könnte ein durch Grenz-überziehung der Kapazität der Natur ausgelöster Zusammenbruch als eine Entwicklung beschrieben werden, die durch schlechtes Management auf allen Ebenen – auf globaler, nationaler und Unternehmensebene – ausgelöst und aufrechterhalten wurde. Die eigentlichen Ursachen werden oft anders beschrieben, wie etwa bei den Aufständen des Arabischen Frühlings 2011, die einige für eine Sehnsucht nach Demokratie und Freiheit hielten, während andere sie als das Resultat des Bevölkerungsdrucks in einer ressour-cenarmen Umwelt sahen. Ähnlich wird der Irakkrieg manchmal eher dem Erdölbedarf der Vereinigten Staaten an der Wende zum 21. Jahrhundert zugeschrieben als ihrem Streben, demokratische Ideale zu verbreiten. Oder denken Sie an sich selbst: Sie haben in der Zeit bis zum Klima- overshoot gelebt, aber womöglich nie in diesen Begriffen darüber nachgedacht. 5
Grenzüberziehung und Zusammenbruch im Detail
    Die 40 Jahre seit Veröffentlichung von GdW haben gezeigt, wie schwierig es ist, »Grenzüberziehung und Zusammenbruch« als weithin verstandenes und genutztes Konzept der globalen Entscheidungsfindung zu etablieren. Das ist beklagenswert. Sich der Tendenz zu Grenzüberziehung und Zusammenbruch bewusst und für ihre Konsequenzen sensibel zu sein, ist von erheblichem Nutzen, wenn das Ziel ist, Nicht-Nachhaltigkeit zu vermeiden.
    Es lohnt sich, kurz zusammenzufassen, wie der Bericht GdW nach seinem Erscheinen 1972 aufgenommen wurde. Er führte zu einer bis heute anhaltenden öffentlichen Debatte mit starken Argumenten für und wider die darin aufgestellten Behauptungen. Von den Befürwortern wurde GdW als nützliche und konstruktive Warnung verstanden, dass die globale Gesellschaft einen anderen, ökologischeren Weg in die Zukunft einschlagen sollte. Nach ihrer Meinung beschrieb GdW die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung, wiewohl dieser Begriff erst viel später erfunden wurde. GdW benutzte den Ausdruck »globales Gleichgewicht«, um denselben Gedanken zu beschreiben. Die Kritiker, und sie waren in der Mehrheit, betrachteten GdW als ein inhaltlich falsches, ja sogar gefährliches Machwerk, das den sofortigen Zerfall der sozialen Ordnung aufgrund von Ressourcenausbeutung voraussage.
    Während der ersten 25 Jahre nach der Veröffentlichung schien niemand die wahre Botschaft der Studie zu erkennen, nämlich, dass Grenzüberziehung eine wahrscheinliche Konsequenz langsamer gesellschaftlicher Entscheidungsfindung ist und dass es, wenn sie erst einmal begonnen hat, nur einen möglichen Ausweg gibt und zwar das Zurück zur Nachhaltigkeit. Die verbreitete Ansicht war, dass GdW sich als falsch herausgestellt habe, weil das Öl de facto noch nicht ausgegangen war. Auf die Geschichte dieser Debatte verweist der italienische Wissenschaftler Ugo Bardi und erinnert daran, dass der damalige Umgang mit GdW der kürzlichen Behandlung des Weltklimarats durch Skeptiker in und außerhalb der Energieindustrie ähnele. 6
    Doch im Jahr 2000 setzte eine Wiederbelebung von GdW als einer anerkannten Analyse ein, die auf eine höchst überraschende Quelle zurückging, nämlich auf Matthew Simmons, einen texanischen Kenner der Ölbranche und Investmentbanker. 7 Er untersuchte die seit 1972 steigenden Energiepreise und schloss daraus, dass sie frühe Warnungen vor künftigen Engpässen in der Förderung von Öl und Gas seien. Vier Jahre später wurde er bestätigt, als die Gaspreise in den Vereinigten Staaten explodierten. 2008 trug der australische Wissenschaftler Graham Turner zur Neubelebung von GdW bei, indem er zeigte, dass die Welt tatsächlich dem business as usual -Szenario

Weitere Kostenlose Bücher