2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Biokapazität geringer anzusetzen, verglichen mit der Annahme in meiner Prognose, die auf neuen agrarwirtschaftlichen Daten beruht. Sollte die Annahme des revidierten Modells zutreffen, wird es in der realen Welt weniger Nahrungsmittel geben als dies nach meiner Prognose für die nächsten 40 Jahre der Fall wäre. Wenn sich jedoch in der Tat herausstellen sollte, dass die Biokapazität geringer ist, so wird die Welt reagieren, indem sie noch mehr zusätzliche Investitionen für die Landwirtschaft zur Verfügung stellt und so das Fehlen von Nahrungsmitteln zum Teil kompensiert. Dann wird die Welt aber einiges andere Positive opfern müssen – wie zusätzliche Investitionen in die Energieeffizienz oder die Behebung klimabedingter Schäden – und sich so größeren Problemen an dieser Front gegenüber sehen. Wenn die Welt also wirklich kleiner ist, als ich es in meiner Prognose annehme, wird der Schaden, der entsteht, wenn die Menschheit an die Grenzen der Erde stößt, früher eintreten.
    Die Tendenz des Modells, früh einen Mangel an Nahrungsmitteln zu signalisieren, veranlasste uns zu zusätzlichen Nachforschungen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Nahrungsmittelproduktion in den kommenden 40 Jahren. Interessanterweise, und wie in einem früheren Kapitel erwähnt, 3 geht die Forschung davon aus, dass der Effekt erhöhter CO 2 -Konzentrationen in der Atmosphäre einen starken positiven Einfluss auf die Landwirtschaft haben wird, der den negativen Effekt der Erwärmung in den kommenden 40 Jahren mehr als wettmacht. Längerfristig wird der Gesamteffekt wahrscheinlich zunehmend netto-negativ sein, doch das liegt außerhalb des Aussagebereichs meiner Prognose, die entsprechend korrigiert wurde.
    Schließlich tendierte der Simulationslauf des Modells dazu, einen unkontrollierten Zusammenbruch bald nach 2052 zu zeigen. Zu diesem Punkt trifft meine Prognose keine Aussage, da sie nur bis 2052 reicht. Doch kann ihr zufolge die globale Erwärmung in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen, was die Kriterien für einen Zusammenbruch sicher erfüllen würde. Dies stimmt mit dem Befund der Computer-Durchläufe überein, dass sich die Menschheit ziemlich nahe an den Kapazitätsgrenzen des Planeten befindet und dass diese wohl nicht vor 2052, aber womöglich bald danach erreicht werden dürften.
Der Vergleich mit der Studie Die Grenzen des Wachstums
    Die meisten Analysten entwickeln für eine weit in die Zukunft reichende Studie mögliche Szenarios, anstatt eine tatsächliche Prognose anzustellen. Das heißt, sie beschränken sich auf Zustandsanalysen relativ begrenzter Bereiche und versuchen, die Frage zu beantworten, was geschehen wird, wenn bestimmte Konditionen eintreten: Was geschieht mit der Weltbevölkerung, wenn Krebs heilbar wird? Was wird sich im Tourismus ereignen, falls der Kraftstoff für die Luftfahrt in ein System des Emissionshandels mit festen Obergrenzen für CO 2 einbezogen wird? Was passiert mit dem Wirtschaftswachstum in Europa, falls die Europäische Union gespalten wird? Diese Tendenz, innerhalb eines überschaubaren thematischen Bereichs zu bleiben und von Prognosen abzusehen, erleichtert es, vertretbare Antworten zu geben.
    Meine globale Prognose arbeitet völlig anders. Ich habe bewusst versucht, den Bereich nicht zu begrenzen, und aktiv auf eine vorbehaltlose Prognose abgezielt. Der Grund dafür ist, dass ich in der Lage sein wollte, mir eine ganz persönliche Frage zu beantworten, nämlich: Was wird während meiner restlichen Lebenszeit tatsächlich geschehen? Wie in Kapitel 1 beschrieben, inspirierte mich die Hoffnung, dass eine klare Antwort meine unaufhörliche unterbewusste Sorge über die Zukunft beenden würde. Ich erstellte diese Prognose aber auch, um den Lesern die Antwort auf die Frage »Wie zufrieden werde ich im Jahr 2052 sein?« zu erleichtern.
    Nun liegt meine Prognose vor und es ist interessant zu sehen, was sie im Vergleich zu anderen Vorhersagen aussagt. Das ist eine legitime Frage, aber leider gibt es nicht viele vergleichbare Prognosen, die 40 Jahre vorausschauen. Es besteht jedoch die naheliegende Möglichkeit, sie mit der »berühmtberüchtigten« globalen Langzeitstudie Die Grenzen des Wachstums (GdW) von 1972 zu vergleichen. Als Mitverfasser des ursprünglichen Buchs und seiner Folgestudien 1992 und 2004 habe ich den Vorteil, ein Insider zu sein. Natürlich macht mich das parteiisch, aber ich werde so gut