Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
Vom Netzwerk:
November begannen einzelne Zellen, sich zu den ersten mehrzelligen Lebensformen zusammenzuschließen; sie werden als Ediakara-Fauna bezeichnet.
    Die erste Blütezeit
    Die Ediakara-Fauna überlebte nur Tage; sie wurde am 18. November von der kambrischen Artenexplosion hinweggefegt, einem plötzlichen Ausbruch evolutionärer Aktivität, der in einer Geschwindigkeit neue Lebensformen hervorbrachte, die nie zuvor und auch seither nie mehr erreicht wurde. Bizarre Organismen von enormer Komplexität erschienen, viele davon mit einem harten Körperpanzer und mit furchtbaren Waffen ausgestattet. Der evolutionäre Rüstungswettlauf hatte begonnen. Doch schon am Morgen des 20. November war alles vorbei. Die erste Blütezeit war zu Ende, aber seither entsprechen alle Organismen den grundlegenden Mustern, die sich damals entwickelten.
    Mehr als 500 Millionen Jahre lang wuchs der Baum des Lebens weiter und trieb Äste aus, er brachte neue Spezies hervor und andere starben aus. Dann, am späten Abend des 31. Dezember, kam es am Ende eines seiner Äste zu einem außerordentlichen, beispiellosen Ereignis. Dieser besondere äußere Zweig – einer von Millionen – sah nicht außergewöhnlich aus und wiewohl er eine große Säugetierart repräsentierte, war diese keinesfalls die größte oder schnellste oder die mit dem beeindruckendsten Körperpanzer oder den besten Waffen. Aber sie begann zu sprechen. Die Spezies dieses Asts waren wir und als Ergebnis dieser bemerkenswerten und einzigartigen Innovation Sprache begann die zweite, üppige Blütezeit des Lebensbaums.
    Die zweite Blütezeit
    Die ersten modernen Menschen erschienen vor etwa 200.000 Jahren, in der letzten Stunde unseres Jahres. Wie und wann sich die menschliche Sprache entwickelte, ist jedoch nicht bekannt. Womöglich hat sie eher mit Gesten begonnen als mit Vokalisierungen. Doch sobald sie sich etabliert hatte, ermöglichte sie eine völlig neue Form der Entwicklung – die kulturelle Evolution. Kulturen entwickeln sich ähnlich wie Arten aufgrund von Veränderungen durch Mutation, Vererbung und Selektion. Die Übertragung von Kultur geschieht nicht durch die Weitergabe von DNA von Eltern zu Nachkommen, sondern durch das Erlernen von Verhalten eines Individuums von einem anderen. Diese Übertragung wird durch Sprache wesentlich erleichtert.
    Heute werden in der Welt etwa 7.000 Sprachen gesprochen und jede kann als Ausdruck einer anderen Kultur betrachtet werden. Sie stellen die äußersten Zweige des Kulturbaums dar, doch es gibt noch viele ausgestorbene Sprachen, deren Äste vor der Gegenwart endeten. Wie Spezies können auch manche Sprachen zu Familien mit einem gemeinsamen Vorfahren klassifiziert werden, während andere für sich stehen.
    Ein großer Unterschied zwischen biologischer und kultureller Evolution besteht in der Geschwindigkeit. Die biologische Evolution ist langsam, die kulturelle hingegen so rasant, dass sie innerhalb einer Lebensspanne beobachtet werden kann. Ein weiterer Unterschied ist, dass es zwischen Sprachen zu Entlehnungen kommt. Wortentlehnungen entsprechen dem Vorgang des Austauschs von genetischem Material zwischen Spezies, wozu die meisten Organismen nicht in der Lage sind.
    Der Zeitpunkt der Entstehung von Sprache ist zwar nicht bekannt, doch er lag fast sicher irgendwann vor 70.000 bis 80.000 Jahren. Die Bevölkerung umfasste zu dieser Zeit etwa 100.000 Individuen, hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent. Damals, in der Mitte der letzten Eiszeit oder gegen 23:52 Uhr am 31. Dezember unseres Jahres, begannen Menschen, Afrika zu verlassen; sie breiteten sich allmählich entlang von Küsten und Flussläufen über Asien aus. Ihre Nachfahren überquerten vor etwa 40.000 bis 60.000 Jahren die Meerenge zwischen dem südostasiatischen Festland und Australien. Andere zogen nordwärts nach Europa oder über die Landbrücke auf den amerikanischen Kontinent. Die letzte große Migration fand nicht über Land statt, sondern über den Pazifischen Ozean und erreichte erst vor 1.000 Jahren – auf unserer Uhr sieben Sekunden vor Mitternacht – Neuseeland.
    Bei ihrer Ausbreitung über den Globus in kleinen, isolierten Gruppen nahmen die Migranten ihre Sprachen und Kulturen mit. Die kulturelle Evolution ließ Tausende lokale Varianten entstehen und führte letztlich zu der immensen Vielfalt menschlicher Sprachen und Kulturen. Dies, die kulturelle Explosion, war die zweite Blütezeit des Lebensbaums.
    Aussterben und Untergang
    Diversifizierung war

Weitere Kostenlose Bücher