2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
den Städten reduzieren und so ein besseres Leben für unsere Enkelkinder ermöglichen. Vermutlich werden Sie mehr Unterstützung für Ihren Vorschlag bekommen, wenn Sie argumentieren, Elektroautos seien gut, weil sie den Lärmpegel und die Luftverschmutzung vom ersten Tag an verringern. Wenn Sie vor einem außergewöhnlich gebildeten Publikum sprechen, können Sie am Ende Ihrer Rede einfließen lassen, dass Elektroautos »außerdem« die Treibhausgasemissionen senken und sich dadurch langfristig positiv auf das Klima auswirken. Keinesfalls sollten Sie den langfristigen Effekt als Hauptargument nennen.
Vielleicht setzen Sie sich auch für eine bessere Wärmeisolierung von Wohnmobilen ein, weil dadurch weniger Energie verbraucht und in den örtlichen Kraftwerken weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Auch hier sollte das nicht Ihr Hauptargument sein. Sie werden mehr erreichen, wenn Sie darauf hinweisen, dass die monatlichen Ausgaben für Energie dadurch sinken werden. Und Sie können sicherstellen, dass der Einspareffekt fast sofort eintritt, wenn Sie eine neue Verordnung durchsetzen, die es den Versorgungsunternehmen erlaubt, die Gewinne aus Investitionen in die Energieeffizienz mit den Eigentümern der Wohnmobile zu teilen. Das Versorgungsunternehmen stellt die Finanzierung, führt die Umbauarbeiten durch und gibt die Hälfte der Einsparungen als Abschlag auf der Stromrechnung an den Verbraucher weiter.
Schließlich nehmen wir noch an, Sie seien US-Präsident Obama und Sie wollten als Teil Ihrer Klimapolitik neue Windparks in der Prärie bauen und die Produktion in Detroit auf Elektroautos umstellen, die mit Strom aus der Prärie betankt werden. Statt dieses Vorhaben als »US-Klimagesetz zur Unterstützung zukünftiger Generationen« dem US-Kongress und dem Repräsentantenhaus vorzulegen, die ihrer Natur nach kurzfristig ausgerichtet sind, könnten Sie dieses Vorhaben unverändert als »Das Gesetz für die sofortige Unabhängigkeit der Energieversorgung« vorlegen, denn durch Windparks und Elektroautos würden die Vereinigten Staaten kurzfristig weniger abhängig von Ölimporten aus dem Nahen Osten.
Unterschätzen Sie niemals die Macht kurzfristiger Effekte.
19. Für Politiker: Denken Sie daran, dass wir in Zukunft an viele Grenzen stoßen werden
In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war Rohstoffmangel kein Thema in der Politik. Kapital wurde gebraucht, Real- und Finanzkapital. Fortschrittliche Regierungen erhöhten ihre Investitionen auf Kosten eines erhöhten Konsums. Dadurch wurden tatsächlich mehr Rohstoffe gebraucht, aber niemand machte sich Gedanken darüber, dass die Quellen einmal erschöpft sein könnten. Das Problem bestand darin, an sie heranzukommen. Auch die Umweltverschmutzung galt als vernachlässigbar – außer vielleicht in den Smog-Hauptstädten der Zeit: London und Los Angeles. Die Welt galt praktisch als unendlich. Dementsprechend wurde die historische Ressourcengrenze ( L für Land) aus den Gleichungen der klassischen Makroökonomie gestrichen. Infolgedessen ignorierte die vielen wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zugrunde liegende Theorie die Tatsache, dass die Welt endlich ist. Es wurde nicht berücksichtigt, dass alle Ressourcen und auch die Absorptionsfähigkeit der Erde für Verschmutzungen begrenzt sind.
Dies wird sich in den kommenden 40 Jahren ändern. In den meisten Ländern ist die Fläche begrenzt, die für Feld-, Vieh- und Holzwirtschaft genutzt werden kann, und umsonst bekommt man nirgendwo zusätzliches Land. In Brasilien, der Ukraine und anderen Ländern gibt es noch Landreserven, aber das meiste Land wird inzwischen genutzt. Es ist auch nicht unendlich möglich, die Ozeane auszubeuten, Trinkwasser zu beschaffen, die Artenvielfalt zu erhalten oder CO 2 zu binden. Zwar existieren die technischen Möglichkeiten (oder werden existieren), um die Grenzen immer weiter hinauszuschieben, solange genug Energie zur Verfügung steht. Dies erfordert jedoch wohlüberlegte politische Entscheidungen und die Umsetzung beschlossener Maßnahmen, und das wird mit Sicherheit nicht von selbst geschehen und auch nicht ohne Widerstand vor Ort. Daher werden die Politiker der Zukunft sich viel mit Verknappungen und Verschmutzungen beschäftigen müssen und das für sehr lange Zeit. Es kann keinen plötzlichen, gewaltigen Durchbruch geben, der alle Probleme, die sich durch die physische Endlichkeit der Erde ergeben, auf einen Schlag
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