2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

löst. Zum Glück für die Politiker wird der Bevölkerung aber allmählich bewusst, dass die Ressourcen begrenzt sind. Die Wähler gestehen Politikern inzwischen die Zeit zu, sich mit diesen wichtigen Themen zu beschäftigen. Noch vor einer Generation war das anders.
    Zwei Themen bereiteten den Weg für diesen Umdenkprozess: das Ölfördermaximum und der Klimawandel. An beiden hat sich gezeigt, wie langsam die Mühlen der Politik angesichts drohender Rohstoffknappheit arbeiten. Zunächst wurde mehrere Jahrzehnte lang darüber diskutiert, ob es tatsächlich wahr sein konnte, ob man tatsächlich die Ölvorkommen erschöpfen würde und ob man sich tatsächlich den Grenzen der Aufnahmekapazitäten von Wäldern und Ozeanen für von Menschen erzeugtes CO 2 näherte. Dann wurde über Jahrzehnte darüber diskutiert, wie man am besten darauf reagieren sollte. Und dann wird es schließlich noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis die Maßnahmen greifen, Erdöl ersetzt wird und die CO 2 -Konzentration sinkt.
    In der Zwischenzeit müssen die Politiker diesen schleichenden Prozess im Blick behalten, um nicht die Geduld und den Glauben zu verlieren, und sie müssen ihre Maßnahmen mit kurzfristigen Ergebnissen begründen, um nicht von den Wählern automatisch abgestraft zu werden.
    Vielleicht sollte man die aufstrebenden Politiker daran erinnern, dass die Öffentlichkeit endlich anerkennt, dass die Endlichkeit der Rohstoffe immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Jahrelang stand die Arbeitsproduktivität im Fokus. Das alles überragende Ziel der Wirtschaftspolitik war es, den pro Arbeitsstunde erzeugten Mehrwert immer weiter zu steigern. Nach der Jahrtausendwende rückten jedoch Energieproduktivität und CO 2 -Produktivität immer mehr ins Blickfeld, also der Mehrwert, der pro Einheit Energie oder CO 2 erzeugt wird. Das ist sinnvoll, wenn Energie und CO 2 einschränkende Faktoren sind, mehr noch als Arbeitskraft.
    Die Terminologie und die konzeptuelle Herausforderung existieren. Da ist es sinnvoller, sich darauf zu konzentrieren, wie viel wirtschaftlicher Wert pro Einheit Energie oder Ausstoß von Treibhausgasen erzeugt wird als pro Einheit menschlicher Arbeitsleistung. Aber wenn andere Einschränkungen dringlicher werden, lässt sich die Betrachtungsweise auch auf den erzeugten Mehrwert pro Einheit Wasser, Öl, Land oder Dünger verschieben oder sogar pro Einheit ökologischer Fußabdruck, um hervorzuheben, dass die Endlichkeit der Ressourcen in einer immer volleren Welt immer wichtiger wird.
    Natürlich könnte man die Klimadebatte auch anders angehen und einen Krieg gegen zwei neue Feinde ausrufen: »Energieintensität« (der Energieverbrauch pro Einheit BIP) und »Klimaintensität« (Treibhausgasemission pro Einheit verbrauchter Energie). Langfristiges Ziel muss sein, beides so weit zu senken wie möglich.
    20. Für Politiker: Akzeptieren Sie, dass der gleichberechtigte Zugang zu begrenzten Ressourcen wichtiger werden wird als die Redefreiheit
    Zukünftige Politiker sollten bedenken, wie knapper werdende Ressourcen das Verhalten und die Prioritäten der Wähler beeinflussen werden. Seit den großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts waren die Menschen bereit, eine Regierung zu unterstützen, aber meist unter der Voraussetzung, dass sich die Regierung möglichst wenig in das Leben des Einzelnen einmischt und jeder selbst über seine eigene Zukunft bestimmen kann. Natürlich gab es Unterschiede und es gab Experimente mit sehr viel stärkeren Eingriffsmöglichkeiten der Regierung in Skandinavien, China und der Sowjetunion. Aber das Ideal, dass jeder Mensch die Freiheit haben sollte, seine eigenen Interessen zu verfolgen, solange er der Mehrheit damit nicht schadet, galt seit mehreren Generationen als Richtschnur. Die Institutionalisierung der Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung, war eine Folge davon.
    Meiner Meinung nach wird sich das in einer Welt mit begrenzten Ressourcen ändern. Es wird vielleicht eine gewisse Zeit dauern, aber die Menschen werden Regierungen, die zulassen, dass knappe Ressourcen von einer Minderheit kontrolliert werden, ihre Unterstützung entziehen, selbst wenn ihnen erlaubt wird, darüber zu reden und zu schreiben. Wenn Wasser knapp wird und zugelassen wird, dass ein paar wenige Privilegierte den Rest aufkaufen, sodass der Rest der Menschen mit weniger auskommen oder Wasser von den Reichen kaufen muss, muss man mit anhaltenden sozialen Unruhen rechnen. Dies wird umso