2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
geht. Die neue Generation wird nicht einfach sang- und klanglos den Platz einnehmen, der für sie vorgesehen ist. Am Ende wird ein besseres Leben für die jungen Menschen herauskommen und entsprechende Einbußen für Leute wie mich (also die Alten) und für die Banken (also die Kapitaleigner). Insgesamt wird diese Umverteilung von Wohlstand und Chancen sich negativ auf das Produktivitätswachstum auswirken. Soziale Spannungen und sozialer Unfriede sind einer Feinsteuerung in der Wirtschaft, die für eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität um etwa einen Prozentpunkt pro Jahr notwendig ist, nicht gerade zuträglich. Folglich wird der Generationenkonflikt zu langsamerem Wirtschaftswachstum führen. Es wird also ein kleinerer Kuchen aufzuteilen sein, was wiederum neue Spannungen hervorruft. Man kann nur hoffen, dass diese Umverteilung weniger gewaltsam und besser organisiert ablaufen wird, als zu befürchten ist.
An dieser Stelle möchte ich auf einen weiteren Generationenkonflikt aufmerksam machen. Dieser ist ebenfalls ein völlig offensichtliches, aber allgemein ignoriertes Problem, noch größer als das oben genannte; es wird aber wohl über die nächsten 40 Jahre nicht wahrgenommen werden, weil es keine Interessengruppe gibt, die es sichtbar machen kann. Gemeint ist der Interessenkonflikt zwischen der jetzigen und allen zukünftigen Generationen, also den noch Ungeborenen. Die Menschheit ist dabei, die Welt in einen für zukünftige Bewohner sehr viel weniger attraktiven Ort zu verwandeln. Zwar investieren wir weiterhin in Wissen, Institutionen und technische Infrastruktur, mit der Absicht, eine bessere Welt zu hinterlassen. Ich bin jedoch nicht sicher, ob die ungeborenen Kinder mit unseren Bemühungen zufrieden sein werden. Wir werden weiter optimieren, aber in erster Linie für unsere eigene Generation und die unserer Kinder. Infolgedessen werden es unsere Enkel in der Welt schwer haben.
Das Ende des stabilen Klimas?
Die Frage der Generationengerechtigkeit insbesondere in Bezug auf künftige Generationen ist in drei Bereichen besonders offensichtlich: bei der Zerstörung von biologischer Vielfalt durch den Menschen, beim Klimawandel und beim Vergraben von radioaktivem Abfall. In allen drei Fällen werden die Folgen weit über die Lebenszeit heutiger Menschen und ihrer Kinder hinaus spürbar sein. Die Leute ahnen das, aber es ist ihnen nicht in dem Maße bewusst, dass Politiker daraus die Macht ableiten könnten, wirklich etwas dagegen zu unternehmen.
Der Wähler kann sich ansatzweise vorstellen, was es bedeutet, in einer von der globalen Erwärmung beeinträchtigten Welt zu leben. Er versteht offensichtlich, welche Folgen der Anstieg des Meeresspiegels und häufigere Hitzewellen mit sich bringen könnten. Aber anscheinend ist er nicht in der Lage zu begreifen, was der Verlust von Millionen von Pflanzen- und Tierarten für die Menschen im Jahr 2100 bedeuten wird. Ebenso wenig kann er wohl erfassen, welche Zumutung es für unsere Nachkommen ist, Zehntausende von Jahren auf den nuklearen Abfall anderer Leute aufpassen zu müssen.
Aber das problematischste Erbe besteht nach heutigem Kenntnisstand (2012) in den großen und noch wachsenden Treibhausgasemissionen der Menschheit, die zur globalen Erwärmung führen. Wir wissen sehr genau, was hier passiert. Abbildung 2–4 12 fasst dies zusammen.
Abbildung 2–4: Globale CO2-Quellen und -Senken, 1960–2010
Datenbereich: 0–10 Milliarden Tonnen CO 2 pro Jahr (Quelle: Global Carbon Project 2011)
Die Menschheit emittiert erhebliche Mengen an CO 2 aus drei Quellen. Die ursprünglich wichtigste Quelle ist die Entwaldung, also das Abholzen und Niederbrennen von Wäldern zugunsten von landwirtschaftlichen Flächen, Straßen und Gebäuden. Durch die Entwaldung wird der im Holz enthaltene Kohlenstoff freigesetzt; durch Verbrennen oder Verrotten wird der Kohlenstoff in CO 2 umgewandelt. Glücklicherweise hat die CO 2 -Freisetzung aus Wäldern nach einem Höhepunkt um 1990 herum zu sinken begonnen. Auch bei der Zementherstellung wird in erheblichem Umfang CO 2 ausgestoßen, aber die größte Quelle menschlicher CO 2 -Emissionen ist unser Energieverbrauch. Der in Kohle, Öl und Gas enthaltene Kohlenstoff wird in CO 2 umgewandelt und emittiert, wenn durch Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe Wärme oder Strom gewonnen wird. Abbildung 2–4 zeigt den dramatischen Anstieg der zivilisationsbedingten CO 2 -Emissionen seit 1950. Zusätzlich muss man noch die Emissionen
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