2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
weiterer Treibhausgase berücksichtigen, vor allem Methan aus Landwirtschaft und Deponien, die hier nicht dargestellt sind, und durch die noch einmal etwa ein Fünftel des Erwärmungseffekts durch CO 2 hinzukommt. Ich verwende in diesem Buch metrische Einheiten (im Englischen beispielsweise tonne statt ton , um dies deutlich zu machen). CO 2 -Flüsse werden also in Milliarden Tonnen CO 2 pro Jahr gemessen.
Abbildung 2–4 zeigt aber auch, und das ist ebenso wichtig, wo das CO 2 letztendlich landet. Das CO 2 gelangt als Gas in die Atmosphäre und verteilt sich schnell um den Globus herum. Es bleibt für eine Weile in der Atmosphäre und wird irgendwann absorbiert, entweder vom Ozean (als Kohlensäure im Wasser) oder von Bäumen und Pflanzen (als Pflanzensubstanz beim Wachsen). Derzeit fließt ganz grob ein Viertel des CO 2 in die Ozeane, ein Viertel wird in neue Biomasse verwandelt, die übrige Hälfte verbleibt in der Atmosphäre. Im Lauf der Zeit haben diese Stoffflüsse zu einer Anreicherung von CO 2 in der Atmosphäre und zu einem Anstieg der Konzentration von 280 Teilen pro Million Teile Luft (ppm) in vorindustrieller Zeit (ca. 1750) auf 390 ppm (2010) geführt. Die CO 2 -Flüsse haben auch den Säuregehalt der Ozeane erhöht, was schalenbildenden Arten das Leben schwer macht.
Mehr CO 2 in der Atmosphäre beschleunigt das Wachstum der Pflanzen und Bäume, aber es führt auch zu höheren Temperaturen an der Erdoberfläche. Die globale Durchschnittstemperatur ist seit Beginn der Industrialisierung um 0,7 °C angestiegen. Als Reaktion auf die beobachtete Erwärmung hat sich die globale Gesellschaft gemeinsam das Ziel gesetzt, die Erwärmung unter 2 °C zu halten. Dies ist eines der wenigen konkreten Ergebnisse aus jahrzehntelangen internationalen Verhandlungen, und man braucht dieses Ergebnis, um das Risiko gefährlicher Auswirkungen zu senken. Wenn jedoch der Temperaturanstieg auf weniger als 2 °C begrenzt werden soll, müssen wir die CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre unter 450 ppm halten (gemäß weithin akzeptierten Berechnungen). Die Konzentration nimmt derzeit um zwei ppm pro Jahr zu, es wird also nicht mehr lange dauern, bis wir an die Gefahrenschwelle stoßen. 450 ppm minus 390 ppm geteilt durch zwei ppm pro Jahr ergeben noch 30 Jahre, bis wir dort angelangt sind.
» Ausblick 2–5 : Extremwetter im Jahr 2052« unterfüttert diese Diskussion mit Details. Er gibt einen Eindruck davon, wie schwer sich 194 individualistische Länder damit tun, sich auf gemeinsames Handeln zur Begrenzung der menschlichen Treibhausgasemissionen zu einigen. Er zeigt uns auch, wie weit der Prozess bereits gediehen ist – beziehungsweise, wie weit wir immer noch von globalen Verpflichtungen entfernt sind, die den Anstieg der Temperatur unter 2 °C halten könnten. Schließlich gibt der Ausblick eine Übersicht über die Schäden, die zu erwarten sind, wenn nicht durch rechtzeitiges und entschiedenes Handeln die Emissionen gesenkt werden.
AUSBLICK 2–5
Extremwetter im Jahr 2052
Robert W. Corell
Im Juni 1992 trafen sich 108 Staats- und Regierungschefs, Delegationen aus 172 Ländern und 2.400 Nichtregierungsorganisationen in Rio de Janeiro zum ersten »Erdgipfel«. Sie schufen das historische Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change – UNFCCC) – kurz Klimarahmenkonvention 13 –, ein formeller internationaler Vertrag, 14 der im März 1994 in Kraft trat. Unter dem Dach dieses Vertrages sind die internationalen Klimaverhandlungen und die Protokolle angesiedelt, an denen die 194 Unterzeichnerstaaten der Konvention beteiligt sind.
Die Klimarahmenkonvention setzt den Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Ihr zentrales Ziel ist »die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird. Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht werden, der ausreicht, damit sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann«. 15
Seit 1994 fanden 16 Konferenzen aller Vertragsstaaten (Conferences of the Parties – COP) statt. Es gelang, mehrere Protokolle wie etwa das Kyoto-Protokoll und andere förmliche Vereinbarungen zu verabschieden. Die letzten Konferenzen wurden
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