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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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manipulieren.
    Der Widerstand, den die Nutznießer des gegenwärtigen Systems dem Wandel entgegensetzen, wird langlebiger sein, als viele erwarten. Überholte, nicht dem öffentlichen Wohl dienende Strukturen der Regierungs- und Staatsführung werden durch die schiere Macht und den Willen einer Minderheit, der die Bewahrung des Status quo kurzfristig Vorteile bringt, aufrechterhalten. Spannungen und Konflikte sind die Folge. Diese manifestieren sich zuerst in den westlichen Ländern und breiten sich dann, nach einer gewissen Verzögerung, in andere Regionen der Welt aus. Aber bevor sich die Spannungen entladen, verschlechtern sich die Lebensumstände für die Mehrheit in der industrialisierten Welt über Jahre hinweg. Zum Umbruch kommt es erst, wenn bei einer kritischen Masse von Menschen die Grenze der Geduld überschritten wurde.
    Auf beiden Seiten spielen Industrie und Wirtschaft eine wesentliche Rolle. Kleinere Unternehmen von überschaubarer Größe treiben den Gemeinwesen-Ansatz voran, während große multinationale Konzerne kaum oder gar nicht in der Lage sind, sich von ihrem auf Quartalsgewinne und Aktionärsrenditen ausgerichteten und aufs Geld fixierten Denken zu verabschieden.
    Der Übergang hat viele Gesichter. Es muss nicht überall massive und gewalttätige Aufstände der arbeitslosen Jugend in den Städten geben, aber sie werden vorkommen. Es muss nicht überall Klassenkampf geben oder Bombenattacken auf Banken durch terroristische Gruppen oder Cyberaktivisten und Hacker, die Kontodaten aus Steueroasen veröffentlichen, aber all dies wird vorkommen. Einige Menschen agieren dann als Vorreiter, indem sie aus dem alten System aussteigen und sich freiwillig einem neuen anschließen.
    Ich glaube, dass der Widerstand von heute an immer intensiver wird und in den 2020er-Jahren in Europa und den Vereinigten Staaten einen Höhepunkt erreicht, um dann zwangsläufig in irgendeine Art von Revolution zu münden. Dies ist unvermeidlich, da das alte System nicht von selbst verschwindet. Irgendetwas wird man unternehmen, um es mit Gewalt zu vertreiben. Faktoren wie neue Webtechnologien werden dabei helfen. Diese Umwälzung könnte natürlich auch durch friedvolle parlamentarische Debatten auf den Weg gebracht werden, aber so wird es nicht kommen.
    Die Revolution wird eine globale sein, zuerst bricht sie aber in Europa, den Vereinigten Staaten und den anderen OECD-Ländern aus, wo es bereits starke Spannungen gibt und wo die großen Zukunftshoffnungen der älteren Generationen in krassem Widerspruch stehen zu den schlechten Aussichten der heutigen arbeitslosen oder überqualifizierten jungen Menschen. Sie folgt dann etwas später in Lateinamerika und nach weiteren 20 Jahren in den Ländern, die zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich dominierend sein werden wie etwa China. Afrika könnte sich noch für viele Jahre mit völlig anderen Herausforderungen konfrontiert sehen und wird deshalb wahrscheinlich nicht von diesen globalen Generationenkonflikten erfasst.
    Mit Beginn der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts ist der Krieg zwischen den Generationen vorüber. Die Menschheit findet sich in einer gerechteren und nachhaltigeren Welt wieder. Den Jungen geht es besser, zulasten der Älteren.
    Karl Wagner (Österreicher, geboren 1952), ausgebildeter Biologe und erfahrener Umweltaktivist, hat 30 Jahre lang auf nationaler und globaler Ebene Umweltkampagnen organisiert, vor allem für den World Wildlife Fund. Derzeit arbeitet er für den Club of Rome.
    »Krieg um Gerechtigkeit zwischen den Generationen« beschreibt eindrücklich, wie ein völlig offensichtliches Problem allgemein ignoriert wird. Die ältere Generation (meine Generation) hat immer die Vorstellung gepflegt, dass wir uns abmühen, um unseren Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen. Wir haben Opfer gebracht und immer mehr und härter gearbeitet. Oft sparten wir für ihre Ausbildung und bezahlten ihnen Unterkunft und Verpflegung, wenn sie schon längst erwachsen waren. Wir handelten wie ein Bauer, der seinen Nachkommen den Hof in einem besseren Zustand als zuvor hinterlassen will. Wir verhalten uns nun schon so lange und gleichsam automatisch so, dass wir die Realität gar nicht sehen: Wir sind unseren Kindern nicht mehr wirklich eine Hilfe. Viele von ihnen sind in eine ungünstige Startposition geraten.
    »Krieg um Gerechtigkeit zwischen den Generationen« sagt voraus – meiner Ansicht nach zu Recht –, dass die Ära der Eintracht zwischen den Generationen zu Ende

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