2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
mehr Energie zur Erde, als wir jemals nutzen können. Die Sonne stellt außerdem eine dezentrale Energiequelle dar, die dem Nutzer vor Ort Kontrolle über die eigene Energieversorgung erlaubt. Aber wir leben nicht in einer rationalen Welt mit langfristigem Planungshorizont. Wir leben jetzt in einer Welt, die von kurzfristigem Denken und Profitmaximierung bestimmt ist, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Daher wird sich die Weltgemeinschaft wohl für einen zumindest zeitweisen Wechsel zu Gas entscheiden. In dieser Zeit wird Erdgas in einem sehr viel größeren Umfang genutzt werden, als es in einer streng rationalen Welt der Fall wäre. Der sprunghafte Anstieg der Nutzung von Schiefergas in den Vereinigten Staaten stützt meine Prognose, vor allem weil Schiefergas in allen Regionen mit hohem Energieverbrauch vorkommt.
Doch letztendlich wird man zu einer grundlegenden Lösung finden. Der Übergang vom fossilen zum solaren Zeitalter hat bereits begonnen. Durch den Aufschwung von Wind- und Solarenergie seit 2005 hat sich die globale Kapazität an erneuerbaren Energien deutlich erhöht. Dieser Trend wird sich noch beschleunigen: Die Technologien sind gut erforscht und es wird auf Hochtouren daran gearbeitet, die Kosten von Windrädern und Solarpaneelen weiter zu senken. Die beeindruckenden Erfolge bei der Kostensenkung für Solarmodule in den vergangenen 40 Jahren sind in Abbildung 2–2 auf Seite 43 dargestellt. Ein Großteil der freiwilligen Investitionen wird zukünftig in diesen Bereich fließen.
Die Kostenreduktion für Solarenergie betrifft sowohl Solarstrom als auch Solarwärme. Größere technische Hürden sind nicht zu erwarten. Das einzige Hindernis sind die Kosten, die auf das Niveau von Kohle oder Gas gesenkt werden müssen. Wie dies ablaufen wird, wird in » Ausblick 5–1 : Der Weg zur Photovoltaik« erläutert.
AUSBLICK 5–1
Der Weg zur Photovoltaik
Terje Osmundsen
Zu Beginn des Jahres 2012 sind die Aussichten für erneuerbare Energien schlechter als noch im Jahr zuvor. Vor allem in Europa wurden die Förderungen und Zielvorgaben für erneuerbare Energien aufgrund der Finanzkrise stark gekürzt.
In den Vereinigten Staaten und anderen Märkten stagnieren die Strompreise oder sinken sogar, nicht zuletzt durch die Erschließung umfangreicher Schiefergasvorkommen in jüngster Zeit. Ein globales Klimaabkommen, das die notwendigen Investitionen in grüne Energie anstoßen könnte, ist in bedrückend weite Ferne gerückt. Daher überrascht es kaum, dass die Aktienkurse von cleantech -Unternehmen in den vergangenen 18 Monaten stärker fielen als in jeder anderen Branche.
Aber es gibt erste Anzeichen für eine Veränderung. Trotz der Wirtschaftskrise stieg die globale Solarkapazität um erstaunliche 54 Prozent auf etwa 28 Gigawatt. Im vergangenen Jahr wurden über 140 Milliar-den KKP-Dollar in Solartechnik investiert, was einer relativen Steigerung von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Ölkonzern Total ließ sich auch angesichts des Schicksals zahlreicher Solaranlagenhersteller nicht von einem Einstieg in die Photovoltaik-branche abschrecken und kaufte SunPower und zwei weitere Firmen auf. Beijing kündigte an, China wolle dem Beispiel Deutschlands folgen und feste Einspeisetarife für Solarstrom einführen, um die Zielsetzung von 50 Gigawatt installierter Leistung bis 2020 zu erreichen. Wohin wird das führen?
Von Kernenergie zu Gas?
Die vordringlichste Aufgabe bei der Stromerzeugung wird es sein, den CO 2 -Ausstoß möglichst auf null zu senken. Dies ist langfristig unvermeidbar, auch wenn mittelfristig auf Kohle gesetzt wird: Fast 40 Prozent der neuen Anlagen zur Stromerzeugung, die sich bis 2016 im Bau oder in der Planungsphase befinden, arbeiten mit Kohle.
Vor Fukushima galt verbreitet die Kernkraft als die einzig echte CO 2 -arme Alternative zur Kohle als Energiequelle. Heute sind die Aussichten für die Kernkraft düster. Die meisten Pläne zur Ausweitung der nuklearen Kapazitäten werden wohl nie umgesetzt werden, vor allem weil die Stromerzeugung durch die Verbrennung von Schiefergas viel billiger sein wird. Die projektierten Kosten für neue Kernkraftwerke mussten bisher immer wieder nach oben korrigiert werden und werden sehr wahrscheinlich aufgrund neuer Sicherheitsauflagen nach Fukushima weiter steigen. Im Süden der Vereinigten Staaten bieten heute schon Bauträger photovoltaischen Solarstrom unter den kalkulierten Kosten eines neuen Kernkraftwerks an.
Ein
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