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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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ganze zwölf seit über 20 Jahren ›im Bau‹; für 43 steht noch kein offizieller Baubeginn fest; die Hälfte sind in Verzug; 45 sind Teil eines zentral geplanten und undurchsichtigen Stromnetzes und kein einziges wurde unter den Bedingungen des freien Marktes geplant.« 9
    Eine solche Renaissance wurde seit der Katastrophe in Tschernobyl 1986 immer wieder heraufbeschworen, offensichtlich ohne jegliche Grundlage, denn es kam nie dazu. Doch die Hoffnung stirbt auch bei der Atomindustrie zuletzt und die Angst vor dem sich beschleunigenden Klimawandel hat diese Hoffnungen zusätzlich befeuert, sogar bei führenden Umweltschützern in den Vereinigten Staaten und Europa, die es einst abgelehnt hätten, sich eine CO 2 -arme Zukunft auf Basis der Kernenergie auch nur vorzustellen.
    Viele Befürworter der Kernenergie im 21. Jahrhundert sprechen von einem »notwendigen Übel«; eine echte Begeisterung für die Technologie an sich oder gar die Atomindustrie selbst gibt es nicht. Der britische Umweltschützer George Monbiot hält es für miteinander vereinbar, »sich in die Kernenergie zu verlieben« und gleichzeitig die Verantwortlichen in der Atomindustrie als »ein Haufen Presser, Pfuscher und Gauner« zu bezeichnen. 10
    Im Jahr 2006 beriet die Sustainable Development Commission die britische Regierung über die Vor- und Nachteile der Kernenergie. Die Vorteile sind offensichtlich und erheblich: sehr niedrige Betriebskosten, einigermaßen gesicherte Brennstoffversorgung und im Vergleich zu fossilen Brennstoffen eine CO 2 -arme Stromquelle.
    Für die Kommission wogen die Nachteile aber deutlich schwerer als die Vorteile: massive Investitionskosten, das Fehlen echter Lösungen zur Entsorgung der nuklearen Abfälle und für die Stilllegung von Kraftwerken, Sorge um Weitergabe von Kernwaffen und um die Sicherheit, größere ethische Bedenken bezüglich der Generationengerechtigkeit (weil man die Probleme der Kernenergie künftigen Generationen aufbürdet) und das »subjektive Risiko«, weil die Industrie ganz einfach davon ausgeht, dass die Regierungen schon einspringen werden, wenn etwas schiefläuft. Was sie auch jedes Mal tun. 11
    Die Empfehlung wurde ignoriert. Die Macht der Industrie in den Atomländern ist enorm.
    Wie kommt jemand unter diesen Umständen auf die Idee, dass die Atomindustrie im Jahr 2052 vor ihrem Ende stehen wird? Dafür gibt es vor allem drei Gründe.
    Der erste ist ein wirtschaftlicher: So sehr sich die Industrie auch darum bemüht, die wahren Kosten der Kernenergie zu verschleiern, die Investoren wissen Bescheid. Als die britische Regierung versprach, für die Einführung einer neuen Generation von Kernkraftwerken keine öffentlichen Gelder bereitstellen zu wollen, lachten die Investoren nur. Es gibt keine subventionsfreien Kernreaktoren – nirgendwo auf der Welt – und ohne eine ausreichende Minderung des Investitionsrisikos durch umfangreiche Subventionen der öffentlichen Hand lassen die Investoren ganz einfach die Finger davon.
    Nach Fukushima ist es praktisch unmöglich, dieses Risiko zu begrenzen. Die Atomindustrie trägt als einzige immer noch nicht die tatsächlichen Kosten für die Versicherung ihrer Kraftwerke. Der offensichtliche Grund dafür ist, dass die entsprechenden Forderungen jede Bilanz sprengen würden.
    Die Anhänger der Kernenergie argumentieren natürlich, die Reaktoren in Fukushima seien sehr alt gewesen und moderne Reaktoren arbeiteten sehr viel effizienter und seien viel sicherer. Vielleicht haben sie sogar Recht damit. Aber es wird noch viele Jahre dauern, bis wir es wirklich wissen. Außerdem hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder solche Vorhersagen gegeben, die sich dann als falsch herausstellten. Daher sollte man derlei Behauptungen sehr skeptisch gegenüberstehen.
    Der zweite Grund für meine Überzeugung, dass die Atomindustrie 2052 praktisch tot sein wird, ist der verschwindend geringe Beitrag, den die Atomenergie tatsächlich zu einer sicheren, CO 2 -armen Welt beitragen kann. Circa 13 Prozent des weltweiten Stroms wird derzeit durch Kernenergie erzeugt und nur 5,5 Prozent der kommerziellen Primärenergie. Die Bedeutung der Kernenergie sank bereits vor Fukushima und dieser Bedeutungsverlust wird sich nach Fukushima nur noch beschleunigen. Im März 2011 waren 437 Kernreaktoren weltweit am Netz. Seit 2008 kamen neun neue Reaktoren dazu, die meisten von ihnen in China, und elf wurden stillgelegt. Ein Atomkraftwerk ist heute im Durchschnitt 26 Jahre alt und

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