2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
senken, dass die Branche ihren Anteil an der globalen Stromproduktion von 0,1 Prozent auf 20 bis 25 Prozent erhöhen kann: Nach Angaben der IEA werden die Photovoltaikanlagen allein mehr als zehn Billionen KKP-Dollar kosten. 8 Ein Vielfaches wird für den Ausbau der Stromnetze und geeignete Speicherlösungen gebraucht werden. Insgesamt wird in den nächsten 40 Jahren etwa ein Prozent des globalen BIP pro Jahr aufgewendet werden müssen.
In diesem Jahrzehnt wird es aber nur dann zu den notwendigen Investitionen kommen, wenn die Regierungen die Entwicklung weiter unterstützen durch feste Einspeisetarife, Sollvorgaben, Steuervergünstigungen oder eine echte Verbrauchssteuer auf fossile Brennstoffe. Wenn die Kosten und die politischen Risiken für Investitionen in die Photovoltaik gefühlt hoch bleiben, wird die Branche es sehr schwer haben, Investoren und Geldgeber zu finden. Je näher das Jahr 2020 rückt, umso mehr wird sich das Bild ändern. Sobald Photovoltaikanlagen unabhängig von staatlicher Förderung werden, werden sie plötzlich wie eine risikoarme Alternative, ein »sicherer Hafen« für langfristige Investitionen wirken: keinerlei technische Risiken, keine Kosten für Brennstoffe, kein Klimarisiko und – nicht zuletzt – die Aussicht auf einen fast kostenfreien Weiterbetrieb der Photovoltaikanlagen viele Jahre über den Abschreibungszeitraum und die 25 Jahre garantierte Laufzeit hinaus. Dies wird in fünf bis zehn Jahren der Fall sein und eine ganze Reihe kapitalkräftiger Akteure werden in den Kapitalmarkt für Photovoltaikanlagen strömen: Versorgungsbetriebe, Energieproduzenten, Rentenfonds, Entwicklungsbanken, private Anleger, Infrastrukturinvestoren, energieintensive Industrien und ähnliche mehr. Ideen und Technik werden auf Kapital treffen und der Welt umwälzende Innovationen bescheren.
Terje Osmundsen (Norweger, geboren 1937) war früher Staatssekretär des Premierministers von Norwegen. Er verfügt über vielfältige Berufserfahrung in den Bereichen internationale Wirtschaft (Erdgas, Maschinenbau, Telekommunikation), Verlagswesen und szenariobasierte Unternehmensberatung. Seit 2009 ist er Senior Vice President von Scatec Solar AS, einem führenden Entwickler und Anbieter von Solaranlagen.
Ich stimme der Kernbotschaft von »Der Weg zur Photovoltaik« zu. Sonnenwärme und -strom werden maßgeblich dazu beitragen, dass die Welt im Jahr 2052 zu 37 Prozent auf erneuerbare Energien zurückgreifen kann. Aber auch die Windkraft, die ähnliche Kostenreduzierungen erleben wird und deren Kosten gegenwärtig deutlich unter denen des Solarstroms liegen, wird dazu beitragen.
In erster Linie trifft dies für Windkraftanlagen an Land oder in flachen Küstengewässern zu, die in Europa derzeit in großem Umfang gebaut werden. Aber das größere Potenzial, was den Produktionsumfang betrifft, haben schwimmende Offshore -Windanlagen in Tiefwasserzonen. Das Potenzial der Offshore-Anlagen ist aufgrund des stärkeren Seewindes und der riesigen Flächen enorm. Allein in der Nordsee könnten geschätzte 10.000 Terawattstunden Strom pro Jahr mit Offshore-Anlagen produziert werden – genug, um ganz Europa mit Strom zu versorgen, vorausgesetzt, man kann ihn zu den Verbrauchern transportieren. Aber die Kosten für Strom aus Offshore-Anlagen übersteigen derzeit um ein Vielfaches die aus Windkraftanlagen am Festland.
Erneuerbare Energien werden im Jahr 2052 einen Großteil der globalen Energieversorgung der Welt ausmachen. Zu diesem Zeitpunkt wird sich der Energiemix zusammensetzen aus erneuerbaren Energien (37 Prozent), Kohle (23 Prozent), Gas (22 Prozent), Öl (15 Prozent) und Kernenergie (zwei Prozent). Um den relativen Bedeutungsverlust der Kernkraft geht es in » Ausblick 5–2 : Das Ende der Atomkraft«.
AUSBLICK 5–2
Das Ende der Atomkraft
Jonathon Porritt
Im Jahr 2052 werden nur noch zwei Länder, Frankreich und China, Strom aus Kernenergie gewinnen – und beide Länder werden den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2065 beschlossen haben.
Diese Einschätzung werden derzeit wahrscheinlich nur wenige Menschen teilen. Trotz der Reaktorkatastrophe in Fukushima im Frühjahr 2011 war die Unterstützung für eine Renaissance der Kernenergie im Herbst 2011 in vielen Ländern ungebrochen groß. Doch schon vor Fukushima war es mit dieser Renaissance nicht so weit her, wie es den Anschein erweckte. Darauf weist auch Energieexperte Amory Lovins hin: »Derzeit sind 61 Kernkraftwerke im Bau. Allerdings sind von diesen 61
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