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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Gefühl gegeben, es gehe aufwärts.
    Wachsende Budgets und eine wachsende Wirtschaft vereinfachen Politik erheblich. Man muss sich dann nicht mit heiklen Umverteilungen beschäftigen. Durch das Wirtschaftswachstum standen insgesamt mehr Mittel zur Verfügung und die chinesischen Entscheidungsträger konnten einen Teil der Bevölkerung zufriedenstellen, ohne einem anderen etwas wegnehmen zu müssen. Mehr ist besser.
    Aber wie lange wird China dieses Wachstum fortsetzen können? Der Energieverbrauch des Landes war im Jahr 2000 halb so groß wie der der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2009 überholte China die Vereinigten Staaten beim Energieverbrauch sogar. Wie lange kann sich diese Entwicklung noch fortsetzen? Heute schon hat China von allen Ländern das größte Defizit an Biokapazität: China müsste eine 2,2-mal so große Biokapazität haben, um die derzeitige Binnennachfrage zu decken. 7
    China unterscheidet sich von den anderen Ländern vor allem darin, dass sich das Land der Problematik voll bewusst ist. Selbst an höchster Stelle hat man »den guten Landwirt« im Blick. China hat sich seit Jahrtausenden um Unabhängigkeit vom Rest der Welt bemüht. Mit Unbehagen blickt man im Reich der Mitte auf die wachsende Abhängigkeit des Landes von Rohstoffimporten. Eigene Rohstoffquellen im Land werden aufwendig gefördert. Die Wirtschaft wird zunehmend auf die Binnennachfrage ausgerichtet und weg von ressourcenintensiven Exporten in die reichen Länder.
    Die »Landwirte« in Beijing wollen ihre aktuellen Wachstumsraten erhalten, ihren ökologischen Fußabdruck aber nicht im selben Maß vergrößern. Ohne Wirtschaftswachstum werden wirtschaftliche Fehlschläge die chinesische Gesellschaft erschüttern und dadurch wird die ganze Weltwirtschaft ins Wanken kommen. Ohne eine wirksame Entkopplung von ökologischem Fußabdruck und Wirtschaftswachstum wird China das Jahr 2052 nicht mehr erleben. Aber ist eine solche Entkopplung überhaupt möglich? Ja, sie ist möglich. Bisher sieht es aber noch nicht so aus, als werde China schnell genug handeln. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Chinesen es tun, denn China, wie unsere Großbanken, ist »zu groß, um zu scheitern«. Wenn China hustet, bekommen wir alle eine schwere Grippe.
    Mathis Wackernagel (Schweizer, geboren 1962) ist Miturheber des ökologischen Fußabdrucks und Präsident des Global Footprint Network, eines internationalen Thinktanks für Nachhaltigkeit, mit Vertretungen in Oakland, Genf und Brüssel.
    In »Wettlauf um die letzten Rohstoffe« wird mit der Politik der einzelnen Länder ein wichtiger Punkt angesprochen. Aber die Empfehlung ist in der Praxis nur schwer umsetzbar. Das ist negativ für die zukünftige Entwicklung der betroffenen Länder, erleichtert meine Prognose aber erheblich: Es wird alles fast genauso weitergehen wie bisher.
Ungenutzte Biokapazität wird stark abnehmen
    Um die Folgen der Grenzüberziehung untersuchen zu können, hilft es, den ökologischen Fußabdruck aufzuteilen in den energetischen Fußabdruck und den nicht-energetischen Fußabdruck. Der energetische Fußabdruck bildet die CO 2 -Emissionen ab, wie sie in Kapitel 5 ausführlich besprochen wurden. Diese Emissionen sind so hoch, dass sich CO 2 in der Atmosphäre anreichert und die Temperaturen steigen. Der nicht-energetische Fußabdruck zeigt im Gegensatz dazu an, wie viel Fläche Land ein Mensch nutzt. Dazu zählen die Hektar Land, die genutzt werden, um Nahrungsmittel anzubauen, Vieh zu weiden, Bäume anzupflanzen und Fisch zu züchten. Wie hat sich der Flächenverbrauch seit 1970 entwickelt? Wie viel verfügbares Land und wie viel Biokapazität der Erde nutzen wir? 8
    Der nicht-energetische Fußabdruck hat zwischen 1970 und 2010 langsam zugenommen, von 60 Prozent der Tragfähigkeit im Jahr 1970 auf 70 Prozent im Jahr 2010. Wenn man den energetischen Fußabdruck unberücksichtigt lässt, lebt die Menschheit also immer noch nachhaltig und verbraucht weniger Land, als auf der Erde zur Verfügung steht. Aber selbstverständlich muss der energetische Fußabdruck berücksichtigt werden, denn auch wenn wir ihn ignorieren, werden sich die Klimagase weiter in der Atmosphäre anreichern. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass wir derzeit weniger Land für Nahrung, Fleisch, Holz, Fisch und Städte nutzen als die Erde zu bieten hat. Das ist zumindest eine positive, wenn auch kurzsichtige Nachricht.
    Die schlechte Nachricht ist, dass sich durch die Zunahme des nichtenergetischen Fußabdrucks der

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