2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Prinzip, die Auswirkungen menschlichen Wirtschaftens auf die Ressourcen und die Umweltverschmutzung zu messen. Mit anderen Worten: Es wird gemessen, wie viele Ressourcen verbraucht und wie viel Umweltverschmutzung durch den Einsatz moderner Technik in einem Jahr entsteht. Bei einer Berechnungsmethode wird die landwirtschaftliche Fläche gemessen, die gebraucht wird, um unsere Nahrung herzustellen. Man kann diese Berechnung weiter verfeinern, indem man das Land hinzurechnet, auf dem Nutztiere weiden. Weitere Verfeinerungen sind möglich, indem man hinzurechnet, wie viel Land für die Holzproduktion verwendet wird, für Städte, Straßen und andere Infrastruktur. Für den Beitrag der Fischwirtschaft wird die Fläche der genutzten Fischereigründe hinzugerechnet. Um schließlich auch noch die Auswirkungen des menschlichen Energieverbrauchs zu berücksichtigen, wird die Waldfläche hinzugerechnet, die notwendig wäre, um das in einem Jahr bei der Energieerzeugung anfallende CO 2 (durch Pflanzenwachstum) zu absorbieren. Die Landflächen werden in »globalen Hektar« angegeben, also der Anzahl an Hektar Land mit durchschnittlicher biologischer Produktivität, die gebraucht würde, um den menschlichen Bedarf pro Jahr zu erwirtschaften. Das Global Footprint Network nimmt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle ein und veröffentlicht Zeitreihen zum ökologischen Fußabdruck für einzelne Länder und Regionen. 4
Der auf diese Weise gemessene ökologische Fußabdruck der Menschheit hat sich seit 1970 verdoppelt. Das wäre nicht schlimm, wenn der Fußabdruck im Verhältnis zur Größe des Planeten klein wäre. Das ist aber nicht der Fall. Der ökologische Fußabdruck überstieg im Jahr 2010 die Tragfähigkeit der Erde um 40 Prozent, oder anders ausgedrückt: Die Menschheit verbrauchte (und tut es immer noch) 1,4 Erden, um ihren Bedarf an Getreide, Fleisch, Holz, Fisch, Siedlungsfläche und Energie zu decken. Diese Zahlen basieren auf einer sehr zurückhaltenden Schätzung des menschlichen Einflusses. Dabei wurde nicht die Landfläche berücksichtigt, die für die Trinkwasserversorgung benötigt wird, um andere als CO 2 -Verschmutzungen zu absorbieren oder für den Lebensraum der anderen Lebewesen auf unserem wunderbaren Planeten.
Der ökologische Fußabdruck der Menschen übersteigt also die Tragfähigkeit der Erde. Wie ist das möglich? Wie lange können wir so weitermachen? Die aktuelle Grenzüberziehung ist möglich, weil in den Fußabdruck die Waldfläche einberechnet wird, die gebraucht würde, um alles CO 2 zu absorbieren, das wir bei der Energieerzeugung ausstoßen. Diese Waldfläche gibt es nicht und das CO 2 wird nicht vollständig in Baumwachstum umgesetzt. Der Überschuss reichert sich in der Atmosphäre an. Aber es gibt ohnehin nur noch halb so viel Waldfläche auf der Erde, als dafür notwendig wäre. Folglich erwärmt sich der Planet langsam aber stetig und unaufhaltsam. Die Grenzüberziehung wird also so lange voranschreiten, bis uns der Klimawandel zwingt, unsere Emissionen auf die Menge zu reduzieren, die durch die verbleibenden Wälder dauerhaft absorbiert werden kann.
Wie bereits gesagt führen nur zwei Wege aus der Grenzüberziehung: gesteuerter Niedergang oder natürlicher Zusammenbruch. Gegenwärtig sucht die Menschheit nach der ersten Alternative: eine rechtzeitige und planmäßige Reduktion der Treibhausgasemissionen, um die Klimaerwärmung unter 2 °C zu halten. Ich glaube jedoch nicht, dass wir schnell genug handeln werden, um dieses Ziel zu erreichen, und so wird es im Laufe des Jahrhunderts zu immer stärkeren Klimaveränderungen kommen.
Wenn die Menschen und Politiker endlich realisieren, dass die Welt auf die Grenzüberziehung und ernsthafte Probleme zusteuert, wird jeder versuchen, die eigenen zukünftigen Interessen zu schützen. In jüngster Zeit waren die Chinesen in dieser Hinsicht am auffälligsten aktiv, als sie landwirtschaftliche Flächen in Afrika erwarben. Aber auch der Erwerb von hochwassersicherem Land in Australien und Neuseeland durch pazifische Inselstaaten ist in dieser Hinsicht zu werten. Beides steht für eine Denkart, die sich in den kommenden Jahrzehnten weit verbreiten wird. » Ausblick 6–3: Wettlauf um die letzten Rohstoffe« untersucht diesen Teil der Zukunft.
AUSBLICK 6–3
Wettlauf um die letzten Rohstoffe
Mathis Wackernagel
Bei einem privaten Mittagessen fragte ich kürzlich eine ranghohe Diplomatin, welches von allen möglichen Szenarien für Pakistan aus ihrer
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