2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
vor allem Metalle, durch urban mining gewonnen werden als in Minen abgebaut. Es wird wirtschaftlich attraktiver sein, Wertstoffe zu sammeln und zu recyceln als nach Rohstoffen zu graben und sie aufzubereiten. Vor allem drei Faktoren werden zu dieser Veränderung führen.
Erstens werden natürliche Vorkommen von Metallerzen immer knapper werden. Zweitens werden große Mengen der häufigsten Stoffe wie Eisen oder Aluminium in anthropogenen Lagerstätten zu finden sein. Und drittens werden die Kosten für die Erzgewinnung und -aufbereitung immer weiter steigen.
Knappheit
Für eine Prognose darüber, bei welchen Metallerzen die Nachfrage bald das Angebot übersteigen wird, müssen einige zusammenhängende Faktoren berücksichtigt werden.
An erster Stelle steht die Häufigkeit natürlicher Vorkommen. Damit der Abbau eines Erzes wirtschaftlich ist, muss es in hohen Konzentrationen vorkommen. Wie oft ein Erz natürlich vorkommt, in der Erdkruste oder im Meer, kann etwas über seine Verfügbarkeit insgesamt aussagen, reicht für eine verlässliche Prognose allein aber nicht immer aus. In den Wassern der Weltmeere sind zum Beispiel 15.000 Tonnen Gold gelöst 10 mit einem geschätzten Wert von circa 750 Milliarden US-Dollar. Die Konzentration ist allerdings so niedrig, dass sich eine Gewinnung einfach nicht lohnt (zumindest noch nicht).
An zweiter Stelle stehen die Reserven. Die Metallindustrie ist jederzeit bestens informiert über noch unerschlossene, aber wirtschaftlich interessante und bestätigte Reserven und ihr liegen realistische Schätzungen über noch unentdeckte Rohstoffquellen vor. Beide Zahlen verändern sich ständig, wenn neue Lagerstätten entdeckt werden oder wenn bestehende Minen erschöpft sind. Einige Metalle kommen so häufig vor, dass ein Mangel in den nächsten Jahrzehnten nicht zu befürchten ist. In diesen Fällen sind die Lagerstätten ergiebig und die Chancen stehen gut, dass neue Vorkommen entdeckt werden, wenn die alten erschöpft sind.
Schließlich fallen einige seltenere Metalle als Nebenprodukt bei der Gewinnung eines anderen Metalls an. Silber wird nur zu 30 Prozent direkt gefördert. Die restlichen 70 Prozent fallen als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Blei, Zink, Kupfer oder Gold an. 11 Indium, das für Flüssigkristallanzeigen und Touchscreens verwendet wird, kommt nur aus Blei- oder Zinkschmelzen.
Anthropogene Lagerstätten
Über die Jahrhunderte wurden riesige Mengen Metall aus unterirdischen Lagern abgebaut und auf der Erdoberfläche zu Produkten verarbeitet. Heute sind schon erhebliche Mengen Metall in gewerblichen Erzeugnissen verarbeitet 12 – mehr als 14 Milliarden Tonnen Stahl und über 200 Millionen Tonnen Kupfer, um nur zwei Beispiele zu nennen. Eine umfassende Infrastrukturentwicklung, vor allem in den Schwellenländern, wird die anthropogenen Lagerstätten weiter vergrößern und wenn sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt, kann ein größerer Teil des Rohstoffbedarfs durch Recycling gedeckt werden. Bei vielen häufig verwendeten Metallen wird jetzt schon ein großer Teil recycelt: Bei Stahl sind es bereits 80 Prozent. 13 Wenn etwa vier Prozent des verbauten Stahls jedes Jahr das Ende seiner Lebensdauer erreicht und die Recyclingraten hoch bleiben, ist absehbar, dass noch vor dem Jahr 2020 urban mining den Abbau in Minen als Hauptquelle für neuen Stahl ablösen wird.
Kosten für Erzgewinnung und -aufbereitung
Die meisten Metalle müssen unter Einsatz von großen Mengen Energie chemisch aus den Erzen gelöst werden. Dabei entstehen oft erhebliche Mengen CO 2 und andere Schadstoffe. Steigende Kosten für Energie und CO 2 werden die Metallindustrie wirtschaftlich beeinflussen.
Für die Erzaufbereitung werden meist weitere Rohstoffe benötigt, die nur begrenzt zur Verfügung stehen, vor allem Wasser. In Chile wird zum Beispiel sechsmal mehr Wasser verbraucht als erneuert werden kann. 14 Dennoch wird der Wasserverbrauch der chilenischen Minenindustrie bis 2020 wahrscheinlich um 45 Prozent ansteigen.
Weitere Einflüsse
Außer den genannten drei sind noch weitere, weltpolitische Faktoren für die Entwicklung des urban mining entscheidend. Einige Elemente kommen nur an wenigen Orten vor und der Zugang kann durch Konflikte oder Handelsbarrieren beschränkt werden. In der Demokratischen Republik Kongo gibt es viele Mineralvorkommen, aber nach Berichten über Menschenrechtsverletzungen dort wurde in mehreren Aktionen dazu aufgerufen, diese Rohstoffe zu meiden.
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