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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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unmöglich macht. Im Meer werden sehr viele an die Kälte angepasste Arten in den höheren Breiten aussterben und ihren kleinen Lebensraum den polwärts wandernden Arten aus den sehr viel größeren tropischen und subtropischen Meeren überlassen. Die Versauerung der Meere – eine direkte Folge der CO 2 -Anreicherung in der Atmosphäre – wird viele kalkbildende Organismen wie Korallen und Kalkalgen töten. Viele dieser Organismen spielen eine wichtige Rolle für die Klimaregulierung, weil sie Kohlenstoff binden und die Bildung von Wolken auslösen, die den Planeten kühlen. Durch ihr Aussterben wird sich die Erde also weiter erwärmen.
    Im Jahr 2052 werden Ökosysteme weltweit vom Klimawandel buchstäblich auseinandergerissen werden, wenn die fein aufeinander abgestimmten Abläufe durcheinanderkommen. Die einst sorgfältig angeordnete Abfolge von Blattaustrieb, Aktivitätsbeginn der Raupen, Schlüpfen der Jungvögel und so weiter wird nicht mehr so nahtlos ineinandergreifen wie früher. Durch diese »Entkopplung ökologischer Beziehungen durch phänologische Veränderungen« wird die Biodiversität in einigen Ökosystemen weiter zusammenbrechen. Wegen der großen Bedeutung der Biodiversität für zentrale Funktionen des Ökosystems, Nährstoffkreislauf, Regulierung des Wasserhaushalts und Klimaregulierung, werden die Ökosysteme durch solche Verluste weniger belastbar. Sie werden die Veränderungen, die ihnen durch den Klimawandel und die Zerstückelung der Lebensräume aufgezwungen werden, nicht mehr so gut puffern können. Als Folge werden sich einige Landmassen auf den unteren und mittleren Breitengraden im Jahr 2052 zu unbewohnbaren Wüsten oder Halbwüsten entwickelt haben.
    Im Jahr 2052 wird der Verlust an Biodiversität das Leben von Milliarden Menschen erschweren, die unmittelbar auf das sie umgebende Ökosystem angewiesen sind. Und wie wird es den Privilegierten in den Industrieländern ergehen? Den Leuten, die mein Sohn und ich damals im Zoo sahen? Auch sie werden mit den Folgen des Klimawandels und dem Rückgang der Biodiversität zu kämpfen haben. Aber im Jahr 2052 werden sie durch Technik wahrscheinlich vor den schlimmsten Folgen abgeschirmt werden, vorerst zumindest. Die erste Folge des Massenaussterbens könnte für sie eine enorme psychische Verarmung sein, denn die wild lebenden Tiere, große wie kleine, die die menschliche Psyche seit den Anfängen unserer Art mit ihrer beeindruckenden Gegenwart geformt haben, werden dann nur noch als zweidimensionale Bilder existieren auf diesen flimmernden Bildschirmen, die uns mit solch verheerenden Folgen von der natürlichen Welt abgeschnitten haben.
    Stephan Harding (Brite, geboren 1953) hat an der Universität Oxford in Verhaltensökologie promoviert. Er ist Leiter des Masterprogramms für Ganzheitliche Wissenschaften am Schumacher College, Dartington, Devon. Er ist der Autor des Buches Animate Earth: Science, Intuition, and Gaia (2006) und Sprecher des gleichnamigen Dokumentarfilms.
    Die Zukunftssausichten in »Parks als letzte Rückzugsorte der Natur« sind völlig zutreffend und deprimierend. Sie sind außerdem auch eine ideale Überleitung von der materiellen Zukunft, die in den Kapiteln 4 , 5 und 6 behandelt wurde, zur nicht-materiellen Zukunft, die Thema der Kapitel 7 und 8 ist.

KAPITEL 7 Die nicht-materielle Zukunft bis 2052
    B eim Erstellen der im Text bis hierher vorgestellten Prognose unserer materiellen Zukunft bis 2052 brauchte ich lange, bis ich mich schließlich festlegte. Es kostete mich mehrere Anläufe und ich verfolgte viele Gedankenansätze. Viele endeten in unauflöslichen Widersprüchen, führten zu unwahrscheinlichen Brüchen mit der Geschichte und angestammten menschlichen Verhaltensweisen.
    Zu meiner großen Überraschung weicht das Endresultat doch deutlich von dem ab, was ich ursprünglich erwartet hatte. Ich war eigentlich auf eine trostlose Zukunft gefasst, die Mitte des 21. Jahrhunderts in einer wie immer gearteten Umweltkatastrophe enden musste. Dies hätte sich mit den Sorgen gedeckt, die mich beschäftigen, seit ich denken kann.
    Die Welt der Zukunft, auf die ich stieß, stellt sich jedoch sehr viel differenzierter dar: Während manche Regionen ganz gut wegkommen, erleben andere einen dramatischen Niedergang und Anarchie; überall jedoch wird man sich mit immer unberechenbarerem Wetter auseinandersetzen müssen und für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts sind noch heftigere klimatische Verhältnisse zu befürchten.

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