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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Prozent. Bis 2052 könnten wir den Artenschwund auf das 10.000-Fache der natürlichen Hintergrundrate erhöht haben.
    Ein Zoobesuch mit meinem neunjährigen Sohn veranschaulichte mir die Bedrängnis, in der sich die Biodiversität in der modernen Welt befindet. Dort bekamen wir einen Vorgeschmack davon, wie das Verhältnis der Menschen zu den anderen Lebewesen auf der Erde im Jahr 2052 wahrscheinlich aussehen wird: Ein Meer von Menschen, auf Mobiltelefone, Kameras und eine Vielzahl anderer die Umwelt zerstörende Konsumgüter fixiert, umspülte in einer pulsierenden, schwatzenden Menge kleine Inseln mit sorgfältig gepflegten Biotopen, in denen sich jeweils eine exotische Art befand, die im kümmerlichen Rest ihrer Heimat kurz vor dem Aussterben steht oder stark bedroht ist.
    Die Welt des Jahres 2052 wird ein überdimensionierter Zoo sein, nur viel schlimmer. Die früher zusammenhängenden Ökosysteme an Land werden zu winzigen Habitatinseln zusammengeschrumpft sein, umzingelt von Feldern der Agrarindustrie, zerschnitten von Straßen, Hochspannungsleitungen und ausufernden menschlichen Siedlungen. Gleichzeitig werden große Teile des Planeten durch den Klimawandel, extreme Wetterereignisse und steigende Meeresspiegel nahezu unbewohnbar für die meisten Arten sein, uns selbst eingeschlossen.
    Im Jahr 2052 werden die Ursachen für das Massenaussterben deutlicher spürbar sein als heute. Die offensichtlichste Ursache ist die Zerstörung und Zerstückelung der Lebensräume und im Jahr 2052 wird es wohl keine davon unberührte Wildnis mehr geben. Vor allem von den tropischen Regenwäldern werden nur noch klägliche und stark degradierte Reste in Nationalparks und Reservaten überlebt haben.
    Auch die Einführung exotischer Arten trägt maßgeblich zum Massenaussterben bei. Im Jahr 2052 könnten dadurch mehr Arten ausgerottet werden als durch viele andere Ursachen wie Umweltverschmutzung, menschlichen Bevölkerungsdruck oder die Überbeanspruchung landwirtschaftlich nutzbarer Böden. Allein in den Vereinigten Staaten gefährdeten bereits im Jahr 2006 fast 4.000 exotische Pflanzen- und 2.300 Tierarten 42 Prozent der bedrohten Arten und verursachten Schäden für die Forst-, Land- und Fischwirtschaft in Höhe von 138 Milliarden KKP-Dollar.
    Vor allem aber wird das Massenaussterben durch etwas ausgelöst werden, das im Jahr 2052 nicht mehr zu leugnen oder zu verhindern sein wird: der Klimawandel. Im Jahr 2052 wird sich die Erde um mindestens 2 °C erwärmt haben – mit katastrophalen Folgen für die Menschen und die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Als Folge könnte der Amazonas-Regenwald durch Waldbrände unwiederbringlich zerstört werden. Das bei diesen Bränden entstehende CO 2 könnte die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 10 °C steigern. Eine derart schnelle Erwärmung hat es noch nie zuvor während einer natürlichen Wärmephase gegeben.
    Der Klimawandel wird viele Arten auf der Suche nach neuen Lebensräumen aus ihren angestammten Revieren vertreiben. Jede Art hat ihren eigenen Toleranzbereich für Temperatur und Feuchtigkeit und heute schon zwingt der Klimawandel einige Arten auf die Suche nach einem neuen Lebensraum mit für sie idealen Bedingungen. Eine Studie von 2003 über 1.700 Arten kam zu dem Ergebnis, dass die Arten im Schnitt sechs Kilometer pro Jahrzehnt polwärts und sechs Meter die Berghänge hinauf wanderten. 23 Praktisch die gesamte Biosphäre ist in Bewegung geraten mit unabsehbaren Folgen. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele: der sich nordwärts ausbreitende Nadelwaldgürtel, der die Tundravegetation verdrängt; der Rotfuchs, dessen Lebensraum sich nach Norden in die kanadische Arktis ausbreitet und der den Polarfuchs zunehmend verdrängt; alpine Pflanzen, die mit ein bis vier Metern pro Jahrzehnt die Berghänge der Alpen hinauf wandern; die Warmwasserarten, die in immer größerer Zahl zwischen Zooplankton, Fisch und in der Gezeitenzone lebenden wirbellosen Tieren im Nordatlantik und an den Küsten Kaliforniens beobachtet werden; Vögel aus dem costa-ricanischen Tiefland, die dem wasserspendenden Nebel in immer höhere Bergregionen folgen. Im Jahr 2006 waren in Großbritannien und Nordamerika 39 Schmetterlingsarten in 27 Jahren bis zu 200 Kilometer nach Norden gezogen.
    Bis 2052 werden viele landlebende Arten aussterben, weil sie wegen des Klimawandels eine neue Heimat suchen müssen, ihnen die starke Zerstückelung der Lebensräume die lebensrettende Wanderung aber

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