2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
mining stark zunehmen wird, in manchen Fällen, weil es keine anderen Reserven mehr gibt, in anderen wird es durch die umfangreichen anthropogenen Lagerstätten finanziell attraktiver werden, Wertstoffe zu sammeln und zu recyceln, als Rohstoffe zu fördern und aufzubereiten. Also wird wohl zumindest für Metalle der Traum vom Materialkreislauf wahr werden, auch wenn die treibende Kraft dahinter wirtschaftliche Beweggründe sein werden und keine philosophischen Überzeugungen.
Chris Tuppen (Brite, geboren 1954) beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. Er leitet Advancing Sustainability LLP und ist Honorarprofessor an der Keele University. Er war früher Chief Sustainability Officer von British Telecom.
Die Hauptaussage von » urban mining – Städte als Rohstoffquelle für Metall« ist wohl richtig: Die Menschheit wird Schritt für Schritt ihre Abhängigkeit von der Rohstoffförderung »in der Wildnis« verringern, nicht nur bei Metallen, sondern langfristig auch bei fossilen Brennstoffen, vor allem Kohle. Dies wird den Fußabdruck um einiges verkleinern.
Trotzdem wird die Landfläche, die nicht von Menschen genutzt wird, drastisch sinken, auf unter 20 Prozent im Jahr 2052. Die Pro-Kopf-Verfügbarkeit an Wildnis wird von 1,2 globalen Hektar pro Kopf im Jahr 1970 auf 0,3 im Jahr 2052 fallen. Das ist ein Rückgang um 75 Prozent innerhalb eines Lebens – eine gigantische Veränderung. Die Menschen werden praktisch jede biologisch nutzbare Fläche für ihre Zwecke nutzen. Unberührte Natur wird es nur noch in Schutzgebieten geben. Hier wird die Natur überleben, so gut sie kann. Aber auch die Zäune der Nationalparks werden die Fauna und Flora nicht vor dem Klimawandel schützen, der die Ökosysteme unaufhaltsam auf der Nordhalbkugel nach Norden und auf der Südhalbkugel nach Süden verschieben wird. Im Lauf der Zeit werden die Ökosysteme die Zäune der Parks hinter sich lassen. Oder innerhalb der Parks höher die Berge hinauf wandern.
In den nächsten 40 Jahren werden die Klimazonen mit (sehr grob geschätzten) fünf Kilometern pro Jahr polwärts wandern und mit (sehr grob geschätzten) fünf Metern pro Jahr die Berghänge hinauf. In 40 Jahren bedeutet das 200 Kilometer nach Norden und 200 Meter in die Höhe. Die Ökosysteme werden der ungewohnten Hitze zu entgehen versuchen und folgen. Es ist schwer vorstellbar, wie das unsere gewohnten Wälder, Parks und Gärten verändern wird. » Ausblick 6–5: Parks als letzte Rückzugsorte der Natur« gibt einen ersten Eindruck davon.
AUSBLICK 6–5
Parks als letzte Rückzugsorte der Natur
Stephan Harding
Biodiversität bezeichnet die Vielfalt des Lebens auf verschiedenen Organisationsebenen, von Genen bis zu Arten, Ökosystemen, Biomen und Landschaften. Soweit wir wissen, war das Leben auf der Erde kurz vor der Ankunft des modernen Menschen so vielfältig wie niemals zuvor seit ihrer Entstehung vor 3,5 Milliarden Jahren. Und bevor wir alles durcheinandergebracht haben, gab es zwischen zehn Millionen und 100 Millionen Arten. Fossilienfunde zeigen, dass es in den letzten 400 Millionen Jahren fünfmal zu Massenaussterben kam, die alle natürliche Ursachen hatten, durch Meteoriteneinschläge oder vulkanische Ereignisse oder möglicherweise durch drastische Veränderung innerhalb biotischer Gemeinschaften ausgelöst wurden. Aber das größte und schnellste Massenaussterben ereignet sich heute und es wird ausschließlich durch die Wirtschaftsaktivitäten unserer modernen Industriegesellschaft verursacht.
Wir verlieren derzeit bis zu tausendmal so viele Arten als von Natur aus aussterben würden. Deutlicher ausgedrückt: Es sterben täglich 100 Arten aus, überwiegend in tropischen Regenwäldern wegen unserer unersättlichen Gier nach Holz, Soja, Palmöl und Rindfleisch. Auch Korallenriffe und Meere entgehen unserem zerstörerischen Einfluss nicht. Auch dort ist der Rückgang an Arten dramatisch. Die Liste der Grausamkeiten, die unsere Kultur dem Leben auf der Erde zufügt, ist lang und schrecklich. Bis 2052 könnten wir ein Viertel aller Organismen auf der Erde ausgelöscht haben. Bereits im Jahr 2000 waren elf Prozent aller Vogelarten, 18 Prozent der Säugetiere, sieben Prozent der Fische und acht Prozent aller Pflanzen weltweit vom Aussterben bedroht. Der Living Planet Index dokumentiert für die Zeit zwischen 1970 und 2000 einen Artenschwund im Wald von 15 Prozent, im Süßwasser sind gar 54 Prozent der Arten verschwunden und im Meer 35
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