2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Die Zukunft, auf die ich stieß, wird außerdem bestimmt durch Urbanisierung: Auf der Suche nach Entwicklungsmöglichkeiten, Sicherheit und Stärke drängen sich die Menschen in riesigen Metropolen zusammen. Pro Kopf gerechnet ist diese Welt ärmer als erwartet und die vorherrschende Lebensweise sagt mir persönlich nicht besonders zu – vielen anderen möglicherweise schon. Die Menschen werden fern der verschwindenden Natur mit ihren Wechselfällen in einer künstlichen, städtischen Umgebung leben und medial bestens vernetzt sein. Auf Rohstoffknappheit in größerem Umfang bin ich nicht gestoßen, da sich die Welt der Zukunft in materieller Hinsicht kleiner und ärmer darstellt, als ursprünglich angenommen. Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass es bis 2052 zwar ganz passabel weitergehen wird, aber die Welt ist dann auf einem Weg, den ich wirklich fürchte – auf dem Pfad eines sich selbst verstärkenden Klimawandels hin zur Klimakatastrophe in der zweiten Jahrhunderthälfte. Die Welt sieht keinesfalls einer wohlgeplanten Zukunft in Nachhaltigkeit entgegen.
Ich weiß nicht recht, was ich von dieser Zukunft halten soll. Einer globalen Verheerung mit einem dramatischen Produktions- und Bevölkerungsschwund durch Naturkatastrophen und Krieg ist sie sicherlich vorzuziehen.
Gemessen am allgemein erwarteten Wachstum des BIP und verfügbarem Einkommen ist der Ausblick allerdings erschreckend. Für mich als alten Norweger sieht es zwar nicht schlecht aus, denn der Neue Norden, wo ich lebe, kommt in den nächsten Jahrzehnten recht gut weg – ganz im Gegensatz zu meinen guten Freunden in den Vereinigten Staaten, die nach langen Jahren der Hochkonjunktur der Supermacht im 20. Jahrhundert einen allmählichen und scheinbar endlosen Niedergang verkraften werden müssen. Viel schlimmer wird es allerdings den zwei Milliarden Erdenbürgern ergehen, die weiterhin in Armut leben.
So lässt sich über die Zukunft der Welt bis 2052 kein allgemein gültiges Urteil fällen. Am besten werde ich weiter ausführen, was vor uns liegt und das abschließende Urteil Ihnen überlassen. Wenden wir uns dazu den weniger materiellen Gesichtspunkten der Zukunft zu – Dingen, die sich nicht so leicht in Zahlen und Tabellen fassen lassen.
Geringeres Bruttoinlandsprodukt: Weniger Druck auf die globalen Wachstumsgrenzen
Seit nunmehr 40 Jahren verfolge ich die Entwicklung der Weltbevölkerung unvoreingenommen und mit großem Interesse und hatte tatsächlich erwartet, dass die Weltbevölkerung früh einen Höchststand erreicht. Daher hat mich das vergleichsweise geringe Wachstum der Weltwirtschaft auf gerade einmal das Doppelte des heutigen globalen BIP doch ziemlich überrascht. Wie viele andere auch war ich für die nächsten 40 Jahre von einem zügigen Wachstum ausgegangen, das Milliarden von Menschen den Weg aus der Armut in die Mittelklasse ebnen und die Reichen noch reicher machen würde. Und wie alle umweltbewussten Menschen hatte ich befürchtet, dass die Menschheit die Tragfähigkeit unseres Planeten überfordern und eine Umweltkatastrophe auslösen würde. Bei einer jährlichen Steigerung des BIP um drei Prozent kämen zur derzeitigen Weltwirtschaft nach 40 Jahren gewissermaßen zwei weitere hinzu. Rein intuitiv erschien das nicht – und erscheint noch immer nicht – nachhaltig.
Wie wir in den vorangegangenen Kapiteln gesehen haben, wird die Weltproduktion 2052 nicht weit vom Höhepunkt entfernt sein und dem in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts folgenden Rückgang entgegensehen – bedingt einerseits durch die schrumpfende Erwerbsbevölkerung und andererseits durch den langsameren Anstieg der Produktivität in immer reiferen Volkswirtschaften. In der Folge wird das verfügbare Einkommen stagnieren oder sogar schrumpfen. Der Energieverbrauch wird sinken. Treibhausgase werden weiterhin in großen, aber langsam zurückgehenden Mengen ausgestoßen werden und der nicht-energetische Fußabdruck wird in etwa stabil bleiben. Alles in allem wird die Menschheit den Planeten viel weniger als erwartet verändern und das in erster Linie, weil so viele arm bleiben werden. Trotzdem bleibt der ökologische Fußabdruck so gewaltig, dass die Artenvielfalt ernsthaft Schaden nehmen wird.
Aufgrund des prognostizierten BIP-Wachstums »mit halber Kraft« bis 2052 wird die Weltwirtschaft nicht so hart an die Grenzen unseres Planeten stoßen, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Der Aufprall wird mit geringerer Geschwindigkeit erfolgen, die
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